Der Fußball-Profi bereitet sich eigentlich gerade mit dem FC Bayern auf die neue Bundesliga-Saison vor, ist aber gleichzeitig an einem Gold-Erfolg für Deutschland bei den Olympischen Spielen in Paris beteiligt.
Anzeige
"Einfach goldig - mia san Olympiasieger" freute sich Thomas Müller in einem Instagram-Video über den Erfolg von Springreiter Christian Kukuk bei den Olympischen Spielen in Paris: "Gold bei Olympia mit Checker, das war atemberaubend." Checker, das Pferd, auf dem Kukuk im Schlosspark von Versailles zu seinem Überraschungssieg ritt, war auch der Grund, warum Müller, der Fußball-Profi des FC Bayern, sich meldete.
Müller, der mit Dressurreiterin Lisa Müller verheiratet ist, ist nämlich Mitbesitzer des Schimmel-Wallachs, der Kukuk zweimal fehlerfrei über die Hindernisse trug. "Lieber Christian, du hast es dir verdient. Was du mit Checker geleistet hast, Hut ab, ich bin höchst begeistert. Jetzt lasst es krachen, lasst euch feiern", freute sich Müller.
Christian Kukuk: "Bin unfassbar dankbar"
Dass er seinen Erfolg auch dem Ex-Nationalspieler zu verdanken hat, vergaß auch Kukuk nicht. "Das ist ganz wenigen Menschen gegönnt, eine Olympische Goldmedaille zu gewinnen - und ich bin einer davon", sagte er nach seinem Sieg im Interview mit dem deutschen Fernsehen und ergänzte: "Wir dürfen nicht vergessen: Einen ganz großen Anteil haben Madeleine Winter-Schulze und Thomas Müller, weil das die beiden Besitzer von Checker sind. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, das Pferd weiter reiten zu können und dass er nicht verkauft wird eines Tages. Dafür bin ich unfassbar dankbar und dafür, dass ich das Vertrauen heute zurückzahlen konnte."
Während Müller vielen Menschen auch außerhalb des Sports bekannt ist, hat Winter-Schulze vor allem in Reitsport-Kreisen einen großen Namen. Die 83 Jahre alte Unternehmerin war früher selbst Dressurreiterin und unterstützt seit Jahrzehnten zum Beispiel Springreiter Ludger Beerbaum und Dressurreiterin Isabell Werth. Sie kauft bereits herausragende oder besonders vielversprechende Pferde und stellt sie den Athleten für den Sport zur Verfügung.
Denn tatsächlich sind auch die Top-Reiterinnen und -Reiter der Welt oft in der Situation, dass sie wenig Einfluss darauf haben, wie lange sie ein Pferd reiten dürfen. Sie sitzen zwar im Sattel, aber die Besitzer der manchmal mehrere Millionen Euro teuren Tiere sind andere. Hat der Eigner die Absicht und die Möglichkeit, das Pferd mit Gewinn zu verkaufen, kann es dazu kommen, dass Paare auseinandergehen, auch wenn sie sportlich sehr erfolgreich sind.
Karriereknick nach Verlust des Top-Pferdes
Darunter litt zum Beispiel vor einigen Jahren die deutsche Springreiterin Laura Klaphake, die mit der Stute Catch me if you can ein Erfolgsduo bildete. Das Paar ritt für Deutschland in Nationenpreisen, gewann bei der WM 2018 Team-Bronze für Deutschland und hätte eine große Zukunft vor sich haben können. Allerdings gehörte das Pferd Paul Schockemöhle, der nicht nur ein ehemaliger Top-Springreiter ist, sondern auch einer der größten und erfolgreichsten Pferdezüchter und -händler.
Als ein zweistelliges Millionenangebot des tschechischen Multimilliardärs Petr Kellner kam, der die Stute für seine springreitende Tochter kaufen wollte, willigte Schockemöhle ein. Ein niedrigeres Angebot von Bill Gates, dessen Tochter Jennifer ebenfalls Springreiterin ist, hatte er zuvor noch abgelehnt. Ende 2018 kam es zum Verkauf, und die einst vielsprechende Karriere Laura Klaphakes erlitt einen steilen Knick nach unten.
Anzeige
Zuchtstall mit Stuten und Samenversand
Da es zahllose ähnliche Beispiele gibt, kann man nachvollziehen, wie dankbar Christian Kukuk für die Absprache mit den Checker-Besitzern ist, die ihm eine gewisse Planbarkeit und Sicherheit gibt. Allerdings hat Kukuk auch ansonsten Zugang zu anderen guten Pferden, da er als Bereiter im Stall von Ludger Beerbaum arbeitet. Bereiter sitzen täglich im Sattel mehrerer Pferde und bilden sie in verschiedenen Reitdisziplinen aus. Sie sind für Pflege und das Training der Tiere zuständig.
Beerbaum, vierfacher Olympiasieger im Springreiten, betreibt in Riesenbeck, im Norden des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, einen großen Zuchtstall. Einer von Kukuks Bereiter-Kollegen dort ist Philipp Weishaupt, der ebenfalls zur deutschen Springreit-Equipe in Paris gehörte.
Deutlich kleiner als die Anlage Beerbaums, aber nach ähnlichem Prinzip aufgezogen, ist das Gut Wettlkam, einige Kilometer südlich von München im Bundesland Bayern. Dort züchten Thomas Müller und seine Frau Lisa gemeinsam Pferde. Sie halten einige Zuchtstuten und fünf Hengste, von denen sich andere Stuten-Besitzer bei den Müllers Samen bestellen können.
Die Kooperation Müllers mit Kukuk und die Miteigentümerschaft an Checker kam auch über Ludger Beerbaum zustande. "Er (Thomas Müller) meinte, er brauche mal etwas, wo er abends nach den Spielen im Hotelzimmer mitfiebern kann", erklärte Kukuk vor den Olympischen Spielen im Pferdesport-Fachmagazin "St. Georg".
Und das tat Müller dann auch bei Kukuks Gold-Ritt. Den entscheidenden Ritt habe er live verfolgt, berichtete der Fußballer. "Ich hatte nicht nur Gänsehaut, sondern ich war auch verdammt nervös", gab er zu.
Möglicherweise ist Müller ja auf den Geschmack gekommen und investiert weiter in erfolgversprechende Sportpferde. Die nötigen Millionen hat er in seiner Fußballerkarriere verdient. Und wer weiß: Vielleicht finden sich in ein paar Jahren in der Titelsammlung Müllers neben zwölf deutschen Fußball-Meisterschaften, sechs DFB-Pokal-Triumphen, zwei Champions-League-Siegen und der Weltmeisterschaft von 2014 sogar mehrere olympische Medaillen aus dem Reitsport.
Bedeutende Pferdesport-Events
Vom CHIO Aachen über das Kentucky Derby zum Rodeo in Kanada - die wichtigsten Pferdesport-Events der Welt bieten packenden Sport. Manchmal aber geht es neben Rennbahn und Parcours eher um die Etikette als die Reiterei.
Bild: Friso Gentsch/dpa/picture alliance
CHIO Aachen
Wegen seiner langen Tradition, des riesigen Turniergeländes, des anspruchvollen Parcours und des großzügigen Preisgeldes, gilt der deutsche CHIO in Aachen als wichtigstes Reitturnier der Welt - das "Wimbledon des Pferdesports". Besonderes Highlight neben dem Großen Preis der Springreiter, der die Turnierwoche abschließt, ist der Nationenpreis im Springen, der unter Flutlicht ausgeritten wird.
Bild: Friso Gentsch/dpa/picture alliance
Deutsches Springderby
Da soll ich runter? Diese Frage hat sich wohl schon manches Pferd gestellt, das in Hamburg-Klein Flottbek auf dem Großen Wall stand. Der 1230 Meter lange Parcours, der seit 1920 in unveränderter Form geritten wird, gilt als der schwierigste der Welt, weil er neben Kondition und Kraft auch Mut und gegenseitiges Vertrauen von den Paaren verlangt. Viele Top-Reiter treten beim Derby gar nicht an.
Bild: Lukas Schulze/dpa/picture alliance
Melbourne Cup
Wenn im November der Melbourne Cup stattfindet, steht ganz Australien Kopf. Die Tribünen am Flemington Racecourse sind randvoll, die Pubs auch. Die Australier wetten, was das Zeug hält. Vier Tage lang gibt es Pferderennen und Rahmenprogramm. Der Melbourne Cup ist mit einem Gesamtpreisgeld von 7,3 Millionen Australische Dollar (4,5 Mio. Euro) das höchstdotierte Langstrecken-Galopprennen der Welt.
Bild: Quinn Rooney/Getty Images
Kentucky Derby
Beim Kentucky Derby, auch "Run for Roses" genannt, treten dreijährige Vollblutpferde gegeneinander an, und 150.000 Zuschauer sehen dabei zu. Derby-Tag in Louisville ist immer der erste Samstag im Mai. Eintrittskarten sind oft ein Jahr im Voraus vergriffen. Der Besucher, der etwas auf sich hält, trinkt rund um die Rennen den traditionellen Derby-Cocktail "Mint Julep" mit Bourbon-Whiskey und Minze.
Bild: Darron Cummings/AP/picture alliance
Englisches Derby
Ob nun Kentucky oder Hamburg - Derby ist der Name für viele namhafte Pferdesport-Veranstaltungen. Das Original-Derby aber wurde 1780 in Epsom ausgetragen. Es heißt Derby, weil der Veranstalter, der Earl of Derby, dem Rennen seinen Namen gab. Bis heute ist es ein Galopprennen für dreijährige Pferde und geht traditionell über 2423 Meter (eine englische Meile, vier Furlongs und ein Yard).
Bild: John Walton/empics/picture alliance
Royal Ascot
Noch älter als das Derby ist die Rennwoche in Ascot. Sie steht seit ihrer ersten Austragung im Jahr 1768 unter Schirmherrschaft der Königsfamilie. Wichtigstes Rennen ist der Ascot Gold Cup für Rennpferde, die vier Jahre und älter sind. Noch wichtiger als die Rennen ist in Ascot allerdings die Kleiderordnung: Rocklänge, Trägerbreite, alles ist minutiös festgelegt. Und Hüte sind Pflicht.
Bild: Adam Davy/empics/picture alliance
Grand National
Beim Grand National in Aintree bei Liverpool geht es deutlich wilder zu als in Epsom oder Ascot. Auf der 6,9 Kilometer langen Hindernisstrecke kommt es oft zu dramatischen Stürzen. Viele Pferde sind hier schon gestorben oder verletzten sich so schwer, dass sie anschließend per Bolzenschuss getötet werden mussten. Tierschützer halten das Rennen daher für unzeitgemäß und wollen es verbieten lassen.
Bild: Nick Wilkinson/epa/dpa/picture-alliance
Prix d'Amerique
Da der Prix d'Amerique, eines der berühmtesten Trabrennen der Welt, immer am letzten Januar-Sonntag in Paris ausgetragen wird, ist das Wetter oft nicht das beste - und die Fahrer werden in ihren Sulkys von oben bis unten eingesaut. Aber es lohnt sich: Das Preisgeld beträgt 900.000 Euro. Doch die Konkurrenz ist stark: Nur Pferde, die bereits mehr als 160.000 Euro gewonnen haben, dürfen teilnehmen.
Bild: KENZO TRIBOUILLARD AFP via Getty Images
Badminton Horse Trials
Die Badminton Horse Trials sind eines der sechs wichtigsten Vielseitigkeitsturniere. Vor der Kulisse des Badminton House, dem Landsitz des Duke of Beaufort in der englischen Grafschaft Gloucestershire, messen sich die Reiter im Springen, der Dressur und im Geländeritt. Mit einer Viertelmillion Zuschauer sind die Trials die bestbesuchte, kostenpflichtige Sportveranstaltung in Großbritannien.
Bild: Actionplus/picture alliance
Offene argentinische Polo-Meisterschaft
Das Campeonato Argentino Abierto de Polo ist das wichtigste internationale Polo-Turnier der Welt. Schon seit 1893 wird es auf dem "Campo Argentino de Polo" in Buenos Aires abgehalten, das bei Einheimischen und Fans den Namen "La Catedral del Polo" (Polo-Kathedrale) trägt. Großer Held der Argentinier ist Adolfo Cambiaso (Foto), der das Turnier 18 Mal gewonnen hat.
Bild: Allen Eyestone/Zumapress/picture alliance
Palio di Siena
In historischen Jockey-Outifits preschen zehn Reiter jedes Jahr am 2. Juli und am 16. August dreimal um die Piazza del Campo mitten in der Altstadt von Siena. Jeder Reiter vertritt einen Stadtteil, als Preis winkt eine bunte Standarte, ein Seidenbanner an einer Hellebarde. Die Rennen, bei denen es oft ruppig zugeht, sind Volksfeste und kulturelle Höhepunkte im Kalender der toskanischen Stadt.
Bild: Peter Giovannini/picture alliance
Calgary Stampede
Planwagenrennen, Rodeoreiten und andere Disziplinen des Western-Reitens - die Calgary Stampede, die alljährlich in der Olympiastadt von 1988 stattfindet, ist die größte Rodeo-Veranstaltung der Welt: Rund 1,5 Millionen Zuschauer kommen an zehn Tagen. Da es bei der Stampede immer wieder zu Unfällen kam, bei denen Reiter und Pferde starben, steht die Veranstaltung bei Tierschützern in der Kritik.
Bild: Alexander Shemetov/Russian Look/picture alliance