Wunder von Wien
14. Juni 2008Der deutsche Reporter: Sechs Minuten noch im Ernst-Happel-Stadion in Wien. Der Regen prasselt unaufhörlich nieder. Es ist schwer, aber die Zuschauer harren aus. Was sollten sie auch anderes tun? Die Geschäfte draußen haben schon geschlossen. Und außerdem: Eine Fußball-Europameisterschaft ist alle vier Jahre und wann sieht man ein solches Gurkenspiel? So langweilig, so einschläfernd. Jetzt Deutschland am linken Flügel.
Lahm, immer wieder Lahm, so lahm hat man noch nie eine Mannschaft spielen sehen. Auf Podolski, müsste schießen, Querschläger. Neeeein! Neeeein! Neeeein! Neeeein! Ich will nicht nicht mehr, holt mich hier raus. Halten Sie mich für verrückt, halten Sie mich für übergeschnappt!
Busseln als Mund-zu-Mund-Beatmung
Der österreichische Reporter: Einwurf Prödl auf Stranzl auf Säumel, wieder auf Stranzl, auf Prödl, Podolski dazwischen. Out. Einwurf Stranzl, auf Säumel, auf Prödl auf Stranzl auf Prödl auf Säumel. Neeeein! Neeeein! Neeeein! Neeeein! Neeeeeeein! I wer narrisch.
Meine Damen und Herren, wir greifen uns an den Hals. Luft, Luft. Der Herr Schulprofessor Meyer ist scho ganz blass, und auch Landrat a.D. Weininger, Polizeikapellen-Oberdirigent Schlupfmantel. Wir busseln uns ab, Mund-zu Mund-Beatmung. Warten´s noch a bisserl, warten´s noch a bisserl. Dann wandert hier der erste vor Langeweile Verstorbene auf den Wianer Zentralfriedhof.
Der deutsche Reporter: Jetzt hat Lukas Podolski wieder den Ball über die Außenlinie ins Aus geschlagen. Wer will ihm das verdenken? Auch er hat keine Lust mehr. Die Österreicher erhalten einen Einwurf zugesprochen, der wird ausgeführt. Prödl auf Stranzl auf Säumel auf Stranzl auf Prödl. Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist Aus! Deutschland ist weiter, schlägt Österreich mit 0:0 Toren.
Der österreichische Reporter: Prödl haut den Ball ins Out! Und jetzt ist auuus! Ende! Schluss! Vorbei! Aus! Österreich raus. Und wir leben noch, der Herr Schulprofessor Meyer, Landrat a.d. Weininger, der Polizeikapellen-Oberdirigent Schlupfmantel. I, I, I, I brauch jetz a Vierterl.