Hamburger Hauptbahnhof steht wegen Randale still
12. September 2015Der Hauptbahnhof der Hansestadt wurde nach Angaben der Bundespolizei gesperrt, weil linksgerichtete Demonstranten auf die Gleise gelaufen waren, im Bahnhofsbereich Feuerwerkskörper gezündet und einen Zug mit Steinen beworfen hatten. Gleichzeitig nahmen die Beamten eine Gruppe von 34 Neonazis in Gewahrsam.
Die Rechtsextremisten hatten die Demonstranten laut Bundespolizei zuvor provoziert. Da vor dem Bahnhof Hunderte Linke protestiert hätten, habe die Polizei die Neonazis mit einer S-Bahn herausgefahren und dort in eine Gefangenensammelstelle gebracht.
Karlsruhe bestätigt Verbot
Die Proteste linker Gruppen hatten sich ursprünglich gegen eine für den Samstag in Hamburg geplante, aber per Gerichtsbeschluss verbotene Demonstration von Rechtsextremen und Hooligans gerichtet. Das Bundesverfassungsgericht hatte am Freitagabend eine Beschwerde gegen das Verbot des geplanten sogenannten "Tags der deutschen Patrioten" zurückgewiesen.
Festnahmen auch in Bremen
Die Rechtsextremisten versuchten, nach Bremen auszuweichen. Gegendemonstranten folgten ihnen mit der Bahn. Die Bremer Polizei kontrollierte ankommende Gruppen. In der Innenstadt wurden gut 100 rechte Demonstranten in Gewahrsam genommen und durch Beamte aus Bremen heraus begleitet. Auf dem Marktplatz versammelten sich etwa 1000 Gegendemonstranten. Am Bahnhof kam es zu vereinzelten Schlägereien zwischen Anhängern beider Lager.
14.000 gegen Rechts
Auf dem Hamburger Rathausmarkt demonstrierten bis zu 14.000 Menschen gegen Rechtsextremismus und für Vielfalt und Toleranz."Wir wollen keine Nazis, wir brauchen keine Hooligans und wir brauchen keine Rassisten", sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD). Mit Ausnahme dieser Menschen sei jeder in der Hansestadt willkommen.
Im Anschluss an diese Kundgebung zogen etwa 3000 Demonstranten zum Hauptbahnhof. Das linke "Hamburger Bündnis gegen Rechts" sprach von einem Erfolg. "Durch die Sperrung des Bahnhofes konnten keine weiteren Nazis anreisen." Tausende Menschen hätten ein "klares Zeichen gegen Rassismus und Neonazismus" gesetzt.
Massendemonstration in London
Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise sind auch in anderen europäischen Städten Befürworter und Gegner einer Aufnahme von Migranten auf die Straße gegangen. In der britischen Hauptstadt London forderten Zehntausende Menschen Solidarität mit Flüchtlingen kritisierten die Asylpolitik der Regierung. Die Veranstalter schätzten, dass "mehr als 100.000" Demonstranten teilnahmen. Die Polizei gab keine Schätzung ab.
5000 Nationalisten in Polens Hauptstadt
Im Zentrum Warschaus versammelten rund 5000 Zuwanderungsgegner und Nationalisten. Sie schwenkten polnische Fahnen und feuerten Knallkörper ab. Die Stadtverwaltung hatte zuvor vergeblich versucht, die Demonstration verbieten zu lassen. Auf einer Gegenkundgebung demonstrierten Hunderte für Gastfreundschaft.
In der tschechischen Hauptstadt Prag standen sich Hunderte Vertreter des "Blocks gegen den Islam" und einer Initiative gegen Hass nur durch eine Straße getrennt gegenüber. Die Polizei hielt beide Lager auf Abstand. In Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei versammelten sich nach Angaben der Polizei gut tausend Islamgegner und rund 400 Gegendemonstranten.
wl/stu (dpa)