Hamilton enteilt Vettel in der WM
16. September 2018Ferrari-Pilot Sebastian Vettel hat beim Großen Preis von Singapur einen gebrauchten Tag erwischt und die Chance verpasst, in der Formel-1-Weltmeisterschaft wieder näher an seinen Konkurrenten Lewis Hamilton heranzukommen. Zwar konnte sich der Deutsche, der hinter Hamilton und Max Verstappen ins Rennen ging, kurzzeitig am Niederländer vorbeischieben und war Zweiter. Doch aufgrund einer falschen Boxenstop- und Reifen-Strategie seines Teams, wurde er schon beim ersten Stop um alle Erfolgschancen gebracht. Sieger beim Nachtrennen auf dem Marina Bay Circuit wurde Hamilton, der seinen Vorsprung in der WM-Fahrerwertung um zehn Zähler auf 40 Punkte vor Vettel ausbaute. Verstappen fuhr auf Rang zwei, Vettel wurde enttäuschender Dritter.
Falsche Reifen-Strategie bei Ferrari
Schon zu Beginn des Nachtrennens krachte es, und das Saftey Car musste auf die Strecke. Force-India-Pilot Sergio Perez hatte seinen Teamkollegen Esteban Ocon touchiert, dessen Rennen daraufhin früh in der Begrenzungsmauer endete. Kurz bevor das Rennen neutralisiert wurde, schaffte es Vettel aber noch, an Verstappens Red Bull vorbeizukommen. Den fliegenden Neustart in Runde fünf gewann Hamilton vor Vettel. Kurzzeitig war es danach ein offenes Rennen, bei dem der Ferrari immer mehr oder weniger eine Sekunde hinter dem Mercedes herraste. Dann aber, in Runde 15 von 61, entschied sich Vettels Schicksal: Der Deutsche fuhr an die Box und bekam von seinen Mechanikern ultrasofte Reifen aufgezogen. Eine Runde danach stoppte auch Hamilton, ließ sich aber softe, also etwas härtere, Reifen geben als Vettel. Wenig später war klar: Vettel war auf seinen neuen Pneus nicht schnell genug. Zudem schaffte er es nicht, Verstappen bei dessen Boxenstop zu überholen. Danach meldete Vettel frustriert per Funk: "Die Reifen halten nicht bis zum Ende. Wir waren mal wieder zu spät dran. Da ist keine Chance."
Der viermalige Weltmeister sollte recht behalten. Zwar kam er nach 38 Runden noch einmal in die Nähe von Verstappen und Hamilton, allerdings nur, weil die beiden Führenden beim Überrunden aufgehalten wurden. Danach entzerrte sich die Spitze wieder und es wurde ein mehr oder weniger langweiliges Hintereinanderherfahren. Verstappen versuchte einige Runden vor dem Ende noch einmal, Hamilton zu bedrängen, aber vergebens. Letztlich fuhr der Brite mit über acht Sekunden Vorsprung auf den Niederländer über die Ziellinie und feierte den 69. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere. Vettel kam erst knapp 30 Sekunden nach Verstappen ins Ziel.
Vettel: "Wir hatten keine Chance"
"Insgesamt waren wir nicht schnell genug. Wir wollten anfangs aggressiv sein. Das hat aber nicht geklappt. Danach hatte ich ein anderes Rennen als die anderen, weil ich andere Reifen hatte", analysierte Vettel nach dem Rennen im Interview im Zielbereich, das Ex-Kollege David Coulthard führte. "Aber noch einmal an die Box zu fahren, war keine Option, weil man zuviel Zeit verloren hätte."
Für den Ausgang der WM ist das Ergebnis von Singapur aus Ferrari-Sicht ein weiterer Rückschlag: "Es hilft nichts", zuckte Vettel mit den Schultern. "Wenn ich an das Rennen heute denke, muss ich sagen: So wie wir gefahren sind, hatten wir keine Chance. Ich habe vorher gesagt, wir können uns nur selber schlagen. Und an diesem Wochenende haben wir nicht alles gezeigt, was wir im Paket haben."
Die nächste Möglichkeit, es wieder besser zu machen, bietet sich Vettel und der Scuderia Ferrari in zwei Wochen: Am 30. September wird in Sotschi der Große Preis von Russland ausgefahren.
Rennen verpasst? Dann können Sie hier noch einmal die wichtigsten Szenen in unserem Liveticker nachlesen:
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ZIEL: Hamilton gewinnt mit großem Vorsprung vor Verstappen. Vettel wird Dritter, Bottas hält Räikkönen hinter sich und ist Vierter.
Runde 59 von 61: Nichts geht mehr: Hamilton fährt 6,5 Sekunden vor Verstappen, noch einmal 24 (!) Sekunden dahinter liegt Vettel. Der Deutsche hat aber einen beruhigenden Vorsprung von elf Sekunden auf Bottas.
Runde 57 von 61: Ohne dass es entscheidend für den Rennausgang wäre: Räikkönen attackiert Bottas und versucht, in der DRS-Zone vorbeizukommen. Allerdings ist der Abstand zu groß. Der "rote Finne" bleibt zunächst hinter seinem silbernen Landsmann.
Runde 55 von 61: Noch immer gibt es keine Anzeichen, dass die Reifen von Hamilton und Verstappen entscheidend abbauen könnten. Im Gegenteil: Die beiden Führenden fahren jetzt etwas schneller und lassen Vettel noch weiter hinter sich.
Runde 50 von 61: Vorne hat der Grand Prix nicht viel bis gar nichts von einem spannenden Rennen. Vettel ist nach wie vor Dritter und hat nun mehr als elf Sekunden Rückstand auf Hamilton. Sollte es so bleiben, verliert der Ferrari-Pilot zehn weitere Zähler in der WM-Wertung.
Runde 47 von 61: Jetzt bekommt auch Sirotkin eine 5-Sekunden-Strafe, weil er den angreifenden Hartley von der Strecke gedrängt hat. Der Russe absolviert die Strafe auch umgehend beim Boxenstop.
Runde 45 von 61: Ein Lebenszeichen vom scheidenden Ex-Weltmeister: Fernando Alonso fährt im McLaren die schnellste Rennrunde. Der Spanier, der die Formel 1 am Saisonende verlässt, ist derzeit Siebter.
Runde 44 von 61: Grosjean erhält eine 5-Sekunden-Strafe, weil er eben trotz blauer Flagge keinen Platz gemacht und Sirotkin bedrängt hat.
Runde 43 von 61: Vorne hat sich die Lage wieder entzerrt: Hamilton liegt 3,6 Sekunden vor Verstappen, der seinerseits 4,3 Sekunden vor Vettel liegt.
Runde 41 von 61: Perez absolviert eine Boxen-Durchfahrtstrafe, die er wegen seines Crashs mit Sirotkin aufgebrummt bekommen hat.
Runde 39 von 61: Der Zwischenfall wird untersucht: Grosjean und Sirotkin könnten wegen des Ignorierens der blauen Flagge bestraft werden.
Runde 38 von 61: Hamilton wird beim Überrunden aufgehalten, weil Grosjean und Sirotkin sich trotz blauer Flaggen ein wildes Duell liefern. Verstappen ist schon am Heck des Mercedes. Vettel hat ebenfalls aufgeholt.
Runde 34 von 61: Perez bleibt der Schrottproduzent des Tages: Beim Versuch Sirotkin zu überholen, fährt er dem Russen ins Auto und lässt es splittern. Der Mexikaner muss in die Box. Hülkenberg profitiert und schiebt sich auf Rang 13 vor.
Runde 33 von 61: Was macht eigentlich Nico Hülkenberg im Renault? Leider ist er nur noch 15., obwohl er von Rang zehn ins Rennen gegangen war. Er ist aber schneller als die Fahrer, die vor ihm liegen. Das sind Perez und Sirotkin.
Runde 31 von 61: Nach der ersten Hälfte des Rennens ist die große Frage, ob Hamilton und Verstappen mit ihren Reifen bis zum Ende durchfahren können. Sollten sie noch einmal in die Box müssen, hätten auch Räikkönen und Ricciardo Siegchancen. Dass Vettel nochmal rein muss, ist bereits abgemachte Sache.
Runde 27 von 61: Ricciardo kommt als letzter Fahrer aus der Spitzengruppe an die Box und bekommt ultrasofte Reifen. Auch er will das Rennen offenbar mit nur einem Stop zu Ende fahren. Vorne ist jetzt wieder Hamilton vor Verstappen und Vettel.
Runde 26 von 61: Es hat angefangen ganz leicht zu regnen.
Runde 25 von 61: Es sieht immer mehr danach aus, als habe sich Ferrari bei Vettel verzockt. Entweder kommt er etwas früher rein und bekommt wieder Ultrasofts, mit denen er gerade Zeit verliert, oder er fährt länger auf den langsamen Ultrasofts und wechselt dann auf Hypersofts, die allerdings nicht sehr lange halten. Der Rückstand auf Hamilton bleibt konstant bei etwas mehr als sieben Sekunden. Die dritte Variante wären gelbe Reifen, die Vettel an diesem Wochenende aber noch gar nicht aufgezogen hatte.
Runde 23 von 61: Räikkönen wechselt seine Reifen und bekommt nun auch gelbe Pneus. Er fällt hinter Vettel und Bottas zurück.
Runde 19 von 61: Klare Kritik von Vettel per Funk: "Wir waren wieder zu spät. Die Reifen halten nicht lange. Da ist keine Chance." Vorne liegt momentan Räikkönen vor Ricciardo, die noch nicht in der Box waren.
Runde 17 von 61: Vettel überholt Perez, hat jetzt aber fünf Sekunden Rückstand auf Hamilton. Verstappen geht an die Box, auch er bekommt softe Reifen. Beim Rausfahren bleibt er ganz knapp vor Vettel. Gar nicht gut für den Deutschen.
Runde 16 von 61: Hamilton antwortet mit seinem Boxenstop. Er bekommt anders als Vettel gelbe Reifen, also die soften. Zwei Positionen vor dem Deutschen geht es wieder auf die Strecke. Perez liegt zwischen den beiden WM-Favoriten.
Runde 15 von 61: Vettel kommt in die Box und bekommt einen Satz Ultrasoft-Reifen. Vor dem Wechsel lag er rund 2,5 Sekunden hinter Hamilton. Zuviel für einen Undercut? Vettel ist nach dem Stop Siebter.
Runde 13 von 61: Hamilton gibt jetzt mal ein wenig mehr Gas und fährt eine neue schnellste Runde: 1:45,5 - neun Sekunden langsamer als gestern im Qualifying, was einiges über das heutige Tempo erzählt. Der Brite liegt knapp zwei Sekunden vor Vettel. Offenbar war seine Meldung zum Zustand der Reifen doch "fake news"...
Runde 12 von 61: Die Ferrari-Box teilt Vettel mit, dass sich Hamilton Sorgen wegen seiner Reifen macht. Vettels Antwort: "Dem glaube ich nichts!"
Runde 10 von 61: Die beiden Führenden spielen ein wenig Ziehharmonika: Mal ist Vettel im DRS-Fenster drin, mal ist er es nicht. Absetzen kann sich Hamilton aber nicht. Vettels Lücke zu Verstappen ist etwas größer als eine Sekunde.
Runde 7 von 61: Vettel fährt ziemlich genau eine Sekunde hinter Hamilton her. Die DRS-Fenster sind wieder geöffnet, die Chance für den Deutschen wäre da. Er muss aber auch nach hinten auf Verstappen schauen.
Runde 5 von 61: Jetzt ging es doch schneller: Das Safety Car ist drin, Hamilton diktiert den Neustart und bleibt vor Vettel.
Runde 4 von 61: Das Safety Car wird wohl noch eine Weile draußen bleiben müssen, bevor hier wieder alles sauber ist. Gewinner des Starts sind Vettel, der einen Platz gutmacht, außerdem gewinnt Pierre Gasly drei Ränge und ist jetzt Zwölfter.
Runde 2 von 61: Sergio Perez entschuldigt sich per Funk bei seinem Team, nachdem er seinen Teamkollegen Esteban Ocon abgeschossen hat. Das Feld kreiselt hinter dem Safety Car her und wartet darauf, dass die Aufräumarbeiten beginnen.
START - Hamilton kommt am besten weg, Vettel ist kurz neben Verstappen, zieht dann aber zurück. Die beiden Force India kollidieren und für Ocon ist das Rennen schon beendet. Ein paar Kurven weiter schnappt sich Vettel Vestappens Red Bull und schiebt sich auf Rang zwei. Das Safety Car kommt raus. Durchatmen!
14:10 Uhr: Die Fahrer gehen auf die Aufwärmrunde.
14:09 Uhr: Hoffen wir also, dass es diesmal ohne Vettel-Crash abläuft, damit die Entscheidung auf der Strecke oder an der Box und nicht durch einen Unfall fällt. Allerdings: In allen zehn bisher ausgetragenen Singapur-Grand-Prix musste mindestens einmal das Safety Car auf die Strecke. Ein Wunder, sollte das heute nicht der Fall sein.
14:07 Uhr: Voraussetzungen für einen Erfolg Vettels sind ein kühler Kopf und Geduld. Der 31-Jährige hatte da zuletzt Defizite: In Monza wollte er sich gleich in der ersten Runde am überholenden Hamilton wieder vorbeizwängen und verlor dabei das Rennen. Im vergangenen Jahr in Singapur kollidierte Vettel direkt nach dem Start mit seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen und die Chance auf den Sieg war dahin.
14:04 Uhr: In der WM-Gesamtwertung könnte ein weiterer Triumph Hamiltons schon fast ein wenig die Luft rausnehmen. Der Brite führt vor dem heutigen Rennen mit 256 Zählern vor Vettel mit 226. Ein Sieg für den Ferrari-Piloten ist nach der Heimpleite von Monza daher eigentlich ein Muss. Aber zwei Boliden stehen vor ihm, eine schwere Hypothek. Die Startaufstellung:
14:02 Uhr: Das war ein ganz schöner Dämpfer für Ferrari-Pilot Sebastian Vettel beim Qualifying gestern. Kontrahent Lewis Hamilton setzte eine beeindruckende Bestzeit. "Diese Runde war einfach nur magisch. Es hat sich angefühlt, als hätte ich keine einzige Kurve besser fahren können", schwärmte der Weltmeister anschließend. Er war fast dreieinhalb Sekunden schneller als der damalige Qualifying-Sieger Vettel im vergangenen Jahr. Hamilton steht nun auf der Pole, Vettel nur auf Rang drei. Und Startplatz eins ist in Singapur schon fast die halbe Miete zum Sieg - normalerweise. Aber was ist in dieser Saison schon normal?
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