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Hamilton kommt immer näher

Tobias Oelmaier10. Juli 2016

Lewis Hamilton kommt bis auf einen Punkt an seinem Mercedes-Teamrivalen Nico Rosberg heran, weil der wegen einer verbotenen Funkanweisung aus seiner Box bestraft wird. Das Rennen in Silverstone gewinnt der Brite sowieso.

Großer Preis von Großbritannien 2016 Lewis Hamilton
Bild: Reuters/M. Childs

Der Händedruck fällt kurz aus, die Kontrahenten würdigen sich keines Blickes in dem kleinen Raum, in dem die Formel-1-Piloten auf die Siegerehrung warten. Nico Rosberg trinkt aus einer Plastikflasche Wasser, Lewis Hamilton blickt auf den Ergebnis-Monitor, flachst mit dem drittplatzierten Max Verstappen. Nein, Hamilton und Rosberg, die eigentlich Team-Kameraden sein sollten bei Mercedes, sind in Wahrheit Team-Rivalen, besser noch "Team-Feinde".

Nachdem sie sich beim letzten Rennen in Österreich bis in die letzte Runde bekriegt hatten, sogar einen Zusammenstoß bauten, aus dem Hamilton als Sieger hervorging, lief diesmal alles sauber ab. Der Brite fuhr einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg heraus, Rosberg musste bis zum Schluss kämpfen, um sich der Angriffe Verstappens, des 18-jährigen Supertalents aus den Niederlanden, zu erwehren.

Zwischenzeitlich hatte Verstappens Red Bull sogar vor Rosberg gelegen, erst wenige Runden vor Schluss konnte der Deutsche vorbeiziehen. Was ihm aber nichts nützte, denn Stunden nach Rennende wurde der Deutsche von den Rennkommissaren mit einer Zehn-Sekunden-Zeitstrafe belegt. Der Grund: Nach Getriebeproblemen hatte ihm sein Team von der Box aus per Funk Anweisungen gegeben, den siebten Gang nicht zu benutzen. Das werteten die Offiziellen als Regelverstoß.

Heißer Zweikampf: Verstappen und Rosberg bekämpfen sich rundenlang, am Ende liegt Rosberg vorneBild: Reuters/A. Boyers

Regen in Silverstone

Sportchef Toto Wolff hatte nach dem Ärger über das überharte Duell seiner Mercedes-Piloten in Spielberg vor zwei Wochen diesmal trotzdem mehr Grund zur Freude: "Es ist super für Lewis, den Heim-Grand-Prix zum vierten Mal zu gewinnen. Er hat es perfekt nach Hause gefahren." Zuletzt hatte Wolff noch angedeutet, notfalls seine Fahrer sogar per Stallorder zur Ordnung zu rufen.

Hamilton, in Österreich bei der Siegerehrung vom Publikum ausgepfiffen, genoss seinen Erfolg vor 140.000 Zuschauern sichtlich. "Ich bin froh, dass es typisch britisches Wetter gab. Es ist niemals eine gemütliche Spazierfahrt. Ich bin glücklich, ihr seid es auch", sagte er zu seinen Fans. "Gratulation an Lewis, der einen Super-Job gemacht hat", lobte Rosberg auf dem Podium artig, "ich konnte nicht an ihn herankommen, er war dann doch zu weit weg. Dann habe ich auch noch ein Getriebeproblem bekommen."

Der zehnte Saisonlauf bezog einen Großteil seiner Spannung aus den Witterungsbedingungen. Im Regen hinter dem Safety-Car gestartet, trocknete die Ideallinie nach und nach ab, Überholmanöver und Reifenwahl gerieten zum Roulette, dem einige Fahrer zum Opfer fielen.

Nico Hülkenberg wurde im Force India Siebter. Damit zeigte er erneut, dass Silverstone einer seiner Lieblingskurse ist. Denn seit 2013 ist er dort regelmäßig in den Punkten gelandet. Dennoch war Hülkenberg nicht zufrieden, im Interview bei Sky äußerte er Kritik an taktischen Entscheidungen seines Teams. Vor allem der Umstand, dass er nicht an Teamkollege Sergio Perez aus Mexiko vorbei kam, wurmte ihn hörbar.

Desaster für Ferrari

Für Ferrari verlief das Wochenende enttäuschend. Der Finne Kimi Räikkönen landete auf Platz fünf, der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel wurde gar nur Neunter. Er war von Startplatz elf aus ins Rennen gegangen. Weil an seinem Auto wieder einmal ein defektes Getriebe gewechselt werden musste, hatte er eine Strafversetzung um fünf Plätze kassiert. Im Rennen selbst bekam er dann noch eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe für ein unsicheres Überholmanöver aufgebrummt. "Das Problem ist, dass es immer andere Ursachen hat", hatte Vettel schon nach dem Qualifying am Samstag geklagt. In Silverstone hatte er dazu noch einen Dreher, konnte seinen Ferrari gerade noch retten.

Gebrauchter Tag für Ferrari und Sebastian VettelBild: Reuters/A. Boyers

Neuling Pascal Wehrlein erlitt nach seinem Erfolgserlebnis von Spielberg jetzt in England einen kleinen Rückschlag. Nachdem er in Österreich den ersten WM-Punkt seiner Karriere geholt hatte, schied der 21-Jährige nach einen Fahrfehler auf der nassen Piste früh aus. "Aquaplaning in der Kurve, ich hatte keine Chance", funkte Wehrlein an die Box.

In der Gesamtwertung führt Rosberg nach zehn von 21 Saisonrennen mit 168 Punkten vor Hamilton (167). Die restlichen Fahrer liegen bereits weit zurück: Kimi Räikkönen kommt auf 106, Daniel Ricciardo im Red Bull auf 100 und Vettel auf 98 Punkte. Hamilton blickte gleich voraus auf den nächsten Grand Prix in Ungarn in zwei Wochen. "Ich liebe es dort", sagte er, "heute habe ich deshalb in den letzten Runden meinen Motor geschont". Ein kleiner Seitenhieb auf Rosberg, offenbar braucht er nicht einmal volle Kraft, um den Kontrahenten auf Distanz zu halten.

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