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Hamilton vor der Krönung zum Champion

David Vorholt sid und dpa
27. Oktober 2017

Lewis Hamiltons vierter Formel-1-Weltmeistertitel scheint nur noch reine Formsache. Beim großen Preis von Mexiko genügt dem Briten ein fünfter Platz zum Titelgewinn.

USA Austin Formel 1 Lewis Hamilton
Bild: Getty Images/M. Thompson

Lange versprach die Formel-1-Saison Spannung bis zum Schluss, doch dann blieben bei Lewis Hamiltons ärgstem WM-Wiedersacher Sebastian Vettel die Ergebnisse aus. Von Pech bis Eigenverschulden war alles dabei und während sich die Motorsportwelt auf den erneuten Titelgewinn Hamiltons, der als reine Formsache gilt, am Sonntag in Mexiko (ab 19 Uhr im DW-Liveticker) einstellt, ist Hamilton-Verfolger Vettel gedanklich schon in der nächsten Saison.

Zweite Saisonhälfte als Hamilton-Festspiele 

Es wird, sollte es Sonntag so kommen, ein absolut verdienter Weltmeister-Titel für den 32-Jährigen Briten werden. Denn Hamilton zeigte in der zweiten Saisonhälfte Rennen für Rennen, dass er nervenstark, schnell und absolut sicher unterwegs ist. Für Vettel wiederum gilt das nicht uneingeschränkt. In Singapur beispielsweise war er Mitverursacher für einen Startcrash mit Max Verstappen und Teamkollege Kimi Räikkönen und blieb deswegen punktlos. 

Dabei hatte es für Ferrari und den vierfachen Weltmeister lange Zeit sehr gut ausgesehen - beim Saisonauftakt in Melbourne feierte Vettel direkt den ersten Sieg und behielt die WM-Führung bis zum Großen Preis zwölf Rennen lang durchgehend inne.

Titelkampf in der Formel 1

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Doch ausgerechnet beim Heimrennen auf dem Traditionskurs in Monza verlor der Ferrari-Pilot die WM-Führung an Hamilton. Seit der Sommerpause nach dem Rennen in Spa ist für Vettel aus einem 14-Punkt-Vorsprung ein 66-Punkte-Rückstand geworden. Technik, Taktik, Speed, Nerven - an all dem mangelte es seitdem beim Deutschen, der nach Spa lediglich 45-WM-Punkte einfahren konnte und zweimal komplett ausfiel, während Hamilton von Sieg zu Sieg eilte und fünf der letzten sechs Rennen gewinnen konnte.    

Schlechte Stimmung bei Ferrari

Nach dem Konstrukteurs-Titel wird also auch die Fahrer-Wertung höchstwahrscheinlich an Mercedes gehen - mal wieder. Und mal wieder geht die hochambitionierte Scuderia Ferrari leer aus - seit zehn Jahren warten "die Roten" auf einen Weltmeistertitel, den letzten hatte Vettel-Teamkollege Kimi Räikkönen 2007 in Brasilien geholt. 

Die Stimmung am Firmensitz in Maranello ist nach der erneuten verlorenen WM nicht die beste, Teamchef Maurizio Arrivabene stark wirkt seit den desaströsen Ergebnissen der Asien-Rennen angezählt. Ferrari-Boss Marchionne hatte zuletzt Personalwechsel nach der Saison angekündigt, zumindest bezüglich "einer Position". Dass damit Arrivabene gemeint sei, gilt als wahrscheinlich. Marchionne hatte lediglich angefügt: "Wir müssen aber nicht das ganze Team umkrempeln." 

Vettel gibt sich offiziell kämpferisch

Am Sonntag wird Sebastian Vettel Lewis Hamilton wohl zum WM-Titel gratulieren müssen. Bild: picture-alliance/Larry W. Smith

Dennoch will der Top-Pilot den Kampf um den Titel zumindest offiziell noch nicht aufgegeben: "Wir haben noch eine Chance. Wir wollen die letzten drei Rennen gewinnen, und ich denke, das können wir. Das ist unser Ziel. Und dann sehen wir, was passiert", sagte Vettel vor dem Rennen in Mexiko.

Doch selbst wenn ihm das gelingen sollte, ernsthafte Zweifel daran, dass Konkurrent Hamilton die wenigen zum Titelgewinn benötigten Punkte noch einfahren wird, hegt im Formel-1-Zirkus natürlich niemand, auch nicht bei Ferrari. Und so schaut auch Vettel bereits in die Zukunft und auf die Saison 2018. 

"Insgesamt denke ich, dass es ein sehr gutes Jahr war. Das Team hat unglaublich viel geleistet, um da zu sein, wo wir jetzt sind", sagte Vettel vor dem Rennen und versprüht damit zumindest Zweckoptimismus. Diesen braucht er aber auch, will er der Krisenstimmung im Team entgegenwirken und 2018 seinen großen Traum vom WM-Titel im Ferrari erfüllen.

"Ich will in Rot den Titel gewinnen. Meine Inspiration war Michael, und er fuhr die meiste Zeit in Rot. Ich will meine eigenen Fußstapfen hinterlassen, aber meine größte Herausforderung, mein großer Traum ist es, mit Ferrari zu siegen wie damals Michael", sagte der Heppenheimer zuletzt im "Socrates Magazin" und richtet damit den Blick nicht auf seine rechnerische Chancen 2017, sondern schon voll auf 2018. Mexiko ist für Vettel also nur noch ein Kampf um den Sieg, nicht aber um den Titel. 

Kurs in gutem Zustand, Weltmeister Rosberg vor Ort 

Trotz des verheerenden Erdbebens vor wenigen Wochen in Mexiko Stadt und Umgebung kann das Rennen auf dem Kurs im Autodromo Hermanos Rodriguez stattfinden, die Strecke hatte beim Beben, bei dem knapp 500 Menschen ihr Leben verloren hatten, keinen Schaden genommen. 

Das Land aber ist noch immer geschockt. Der mexikanische Pilot Sergio Perez sagte: "Das Land geht durch eine sehr, sehr harte Zeit." Lewis Hamilton sagte: "Was die Leute hier durchmachen mussten, war schwer mit anzusehen." Doch der Weltmeister fügte auch an: "Die Mexikaner wissen, wie man feiert." Hamilton weiß das nach drei WM-Titeln und zuletzt vielen Siegen auch. Unter Beweis stellen kann er dies am Sonntag, wenn er vor den Augen von Ex-Teamkollege und Noch-Weltmeister Nico Rosberg seinen vierten WM-Titel einfahren sollte. 

Den Großen Preis von Mexiko können Sie am Sonntag ab 19.45 Uhr MESZ im DW-Liveticker verfolgen.

David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion