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Handelsstreit: China, Kanada und Mexiko kontern US-Zölle

2. Februar 2025

US-Präsident Trump verhängt neue Zölle gegen Kanada, Mexiko und China. Die drei Länder reagieren prompt und kündigen Gegenmaßnahmen an.

Präsident Trump unterzeichnet Erlasse im Oval Office des Weißen Hauses
US-Präsident Trump hat Zölle auf Waren aus China, Kanada und Mexiko erhoben - wird seine Rechnung aufgehen? Bild: Elizabeth Frantz/REUTERS

Kanada, Mexiko und China wollen mit Gegenmaßnahmen auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten weitreichenden Zölle antworten. Ab Dienstag würden Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren eingeführt, kündigte Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau an. Die von Kanada geplanten Zölle seien für US-Waren im Gesamtwert von 155 Milliarden Dollar vorgesehen. Daneben erwäge die kanadische Regierung Maßnahmen in anderen Bereichen, etwa im Handel mit kritischen Mineralien.

Mexiko will seine Interessen verteidigen

Zuvor hatte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum bereits Gegenmaßnahmen zu den neuen US-Zöllen angekündigt. Auf der Online-Plattform X teilte sie mit, sie habe ihren Wirtschaftsminister angewiesen, Zölle auf US-Waren zu erheben und weitere Maßnahmen zu ergreifen, "um die Interessen Mexikos zu verteidigen". Details teilte sie nicht mit. Sheinbaum schrieb zudem, sie weise kategorisch fälschliche Anschuldigungen des Weißen Hauses zurück, dass die mexikanische Regierung mit organisierten Verbrechergruppen verbündet sei. Sie suche jedoch keine Konfrontation, sondern Zusammenarbeit und einen Dialog mit den USA.

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum: Wir suchen den Dialog mit den USA, nicht die KonfrontationBild: Fernando Llano/AP/dpa/picture alliance

Auch China kündigte "entsprechende Gegenmaßnahmen" an. Zudem werde man eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) einreichen, um die Interessen Chinas zu schützen, teilte ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums mit. Ob es sich bei den angekündigten Gegenmaßnahmen um Gegenzölle handelt, ließ das Handelsministerium offen.

Trump unterzeichnet Zoll-Dekrete

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor seine Drohung wahr gemacht und Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt. Trump unterzeichnete entsprechende Anordnungen. Demnach werden Zölle in Höhe von zehn Prozent auf alle Einfuhren aus China erhoben und 25 Prozent auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada. Für Energie-Einfuhren aus Kanada wiederum soll ein Satz von zehn Prozent gelten. 

In Trumps Dekreten gibt es auch einen Passus, wonach die Zölle noch erhöht oder ausgeweitet werden könnten, falls die Länder mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren sollten - etwa mit Gegenzöllen auf Waren aus den USA. Zölle sind eine Art Zuschlag auf importierte Waren. Sie werden an der Grenze fällig.

Mexiko ist der wichtigste Handelspartner der USA. Kein anderes Land exportiert mehr in die Vereinigten Staaten. Trumps Zollpolitik dürfte Ökonomen zufolge beiden Volkswirtschaften durch höhere Inflation und den Verlust von Arbeitsplätzen schaden. Mehr als 80 Prozent der gesamten Ausfuhren Mexikos gehen in die USA. Tausende Unternehmen und Millionen Jobs hängen davon ab.

Autobauer aus Deutschland werden die Folgen spüren

Zölle gegen Mexiko dürften auch Unternehmen aus Deutschland hart treffen, vor allem die Autoindustrie. Fast alle Hersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als billigen Produktionsstandort - und bedienen von dort aus den US-Markt. VW, Audi und BMW haben in dem Land eigene Fabriken, Mercedes-Benz produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan. Und allein bei Audi gehen 98 Prozent der Autos in den Export, davon 40 Prozent in die USA.

Fast alle deutschen Autobauer haben Produktionsstätten in Mexiko, hier ein BMW-Werk in San Luis PotosiBild: Sandra Weiss/DW

Für Kanada sind die USA der wichtigste und größte Handelspartner - knapp eine Billion Dollar an Waren und Dienstleistungen werden zwischen den beiden nordamerikanischen Nachbarländern umgeschlagen. Neben einer engen Zusammenarbeit in der Autoindustrie verkaufen kanadische Firmen eine Reihe von landwirtschaftlichen Produkten sowie vor allem Öl, Gas und Mineralien in die Vereinigten Staaten. Trump begründet die Strafmaßnahmen - ähnlich wie im Blick auf Mexiko - auch bei Kanada damit, dass Einwanderer Kriminalität und Drogen mit über die Grenze in die USA brächten und die Regierung nicht genug dagegen tue.

Zölle Washingtons auf alle Importe aus Kanada dürften die Produkte auf dem US-Markt teurer und damit weniger attraktiv machen, sodass sie letztendlich den Produzenten in Kanada empfindlich schaden dürften. Probleme könnten die  Zölle gegen Kanada auch in Europa verursachen - zumindest für Volkswagen. Denn die Wolfsburger planen in Ontario nahe der US-Grenze eine Batteriezellfabrik, die die E-Auto-Werke des Konzerns in den USA beliefern soll. Trudeaus Regierung hatte das Milliardenprojekt mit hohen Subventionen angelockt. 

USA sind für China der wichtigste Exportmarkt

Für die ohnehin angeschlagene chinesische Wirtschaft dürften die neuen US-Zölle eine weitere Belastung werden. Zwar versucht Peking seit Jahren, seinen Handel breiter aufzustellen, doch die USA bleiben der wichtigste Exportmarkt und damit eine wichtige Stütze für viele Unternehmen. In den USA wiederum würden Zölle auf chinesische Waren wahrscheinlich zu höheren Preisen führen.

Drohen auch der EU Strafzölle?

Auch die Europäische Union muss damit rechnen, dass US-Präsident Trump Zölle gegen sie verhängt. "Absolut", sagte der Präsident zuletzt auf die Frage, ob er auch Zölle auf Produkte aus der EU erheben werde. "Die EU hat uns so schlecht behandelt", sagte er zur Begründung. Die USA hätten ein "gewaltiges Defizit" im Handel mit der Europäischen Union. "Also werden wir etwas sehr Beträchtliches mit der Europäischen Union unternehmen", kündigte er an - ohne Details zu nennen.

Es ist Trump seit langem ein Dorn im Auge, dass europäische Unternehmen deutlich mehr Waren in den USA verkaufen als umgekehrt amerikanische Firmen in der EU. Einen heftigen Handelsstreit zwischen den USA und der EU hatte es schon in Trumps erster Amtszeit als US-Präsident gegeben. Bereits in seinen Regierungsjahren von 2017 bis 2021 setzte er insgesamt im großen Stil auf Zölle, um Handelskonflikte mit anderen Ländern auszutragen.

haz/se (dpa, rtr, afp)

USA: Farmer fürchten einen Handelskrieg mit China

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