Ob per Hand gezeichnet oder mit digitaler Technik am Computer erzeugt - beim Internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart gibt es keine Festlegungen. Die Welt der Trickfilmer ist grenzenlos - inhaltlich wie ästhetisch.
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Magische Tricks auf der Leinwand: 24. Trickfilmfestival Stuttgart
Für sechs Tage wird Stuttgart wieder zum Mittelpunkt der Trickfilmwelt. Vorgestellt werden rund 1000 Filme, aber auch Games und viel Musik. Im Mittelpunkt steht der Internationale Wettbewerb.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
Johnno's Dead
42 Kurzfilme aus allen Bereichen der Trickfilmwelt, realisiert mit den verschiedensten Techniken, bewerben sich vom 2. bis 7. Mai um die Preise im Internationalen Wettbewerb. Mit dabei ist auch die französisch-britische Produktion "Johnno's Dead" von Chris Shepherd, in dem es um einen Ex-Sträfling geht, der 12 Jahre hinter Gittern zu verarbeiten versucht.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
Happy End
Während "Johnno's Dead" sehr aufwendig gestaltet ist und den Zuschauern kaum zu Atem kommen lässt, ist ein Film wie "Happy End" aus Tschechien auf den ersten Blick wesentlich einfacher gestaltet. Doch das knapp sechsminütige Werk von Jan Saska ist nicht weniger sehenswert: eine rabenschwarze Komödie, rasant gezeichnet, sehr witzig und voller Überraschungen.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
Roda Pantura
In eine ganz andere Welt entführt der indonesische Beitrag "Roda Pantura" den Zuschauer. Regisseur Hizkia Subiyantoro erzählt in 18 Minuten vom Leben eines LKW-Fahrers während der indonesischen Wirtschaftskrise im Jahre 1998. Eigentlich will der Fahrer seine Familie unterstützen, doch Alkohol, Spielsucht und Prostitution stehen dem im Wege. Ein aus vielen Einzelbildern gezeichnetes Sozialdrama.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
Our Wonderful Nature - The Common Chameleon
Ein herrlicher Spaß hingegen ist der deutsche Film "Our Wonderful Nature - The Common Chameleon", nur dreieinhalb Minuten lang und komplett am Computer entstanden. Die Fresssucht eines Chamäleons ist perfekt in Szene gesetzt - und könnte glatt als Bewerbungsvideo für Hollywood durchgehen. Regie führte Tomer Eshed.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
Nocna ptica
Auch in dem slowenischen Beitrag "Nocna ptica" (dt. Nachtfalke) geht es - wie in so vielen Trickfilmen - um das lustig-absurde Abenteuer eines Tieres. Regisseur Spela Cadez begleitet in seinem gezeichneten Film einen Dachs, der - sternhagelvoll - von einer nächtlichen Polizeistreife aufgegriffen wird. Ein Beispiel für die traditionsreiche Zeichentrickfilmkunst osteuropäischer Filmemacher.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
Nicht mehr ganz da
Poetisch-melancholisch fällt der französische Beitrag "Nicht mehr ganz da" ("Une Tête Disparâit") von Regisseur Franck Dion aus. Ein Mädchen verliert den Kopf - im wahrsten Sinne des Wortes - und beschließt, mit dem Zug an die Küste zu fahren. Der Film entstand ebenfalls am Computer, verströmt aber den Charme alter Zeichentrickfilme.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
Ayny - My Second Eye
Als deutsch-palästinensisch-jordanische Co-Produktion geht der zehnminütige Kurztrickfilm "Ayny - My Second Eye" an den Start. Regisseur Ahmad Saleh erzählt in dem Film, der sich verschiedener Tricktechniken bedient, von zwei Brüdern, die durch einen Krieg heimatlos geworden sind, an ihrem Traum aber festhalten wollen: auf eigenen Instrumenten Musik zu machen.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
Samt
Auch "Samt" ("Silence") ist eine Produktion, die im Nahen Osten entstand, auch hier geht es um die Situation von Menschen in Krieg und Diktatur, die sich mit Hilfe von Kunst Überlebensräume verschaffen. Regisseur Chadi Aoun erzählt in dem libanesischen Beitrag von Tanz und Musik, die jungen Menschen Kraft verleiht, um in den Wirren des harten Alltags zu überleben.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
After All
Zeichentrickfilme entstehen trotz aller digitalen Techniken am Computer weltweit aber immer auch noch in Handarbeit. Gezeichnet und gemalt, oder aber mit Puppen animiert - auf die "alten" Verfahren trifft der Zuschauer verblüffend oft. Ein schönes Beispiel dafür ist der australische Puppenfilm "After All" von Michael Cusack, der von einem Mann erzählt, der Rückschau auf sein Leben hält.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
Zentralmuseum
Einer der bekanntesten deutschen Trickfilmregisseure ist Jochen Kuhn, schon häufig zu Gast beim Filmfest in Stuttgart. In diesem Jahr hat er den Film "Zentralmuseum" mitgebracht. Kuhns Werke wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Deutschen Filmkritik. Seit 1991 unterrichtet Kuhn an der Filmakademie Baden-Württemberg. Für ihn ist das Festival also eine Art Heimspiel.
Bild: Trickfilm-Festival Stuttgart
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Zwei Piraten rudern in winzigen Nussschalen aufeinander zu und beschimpfen sich wüst - nur um im nächsten Moment von riesigen Schiffen überrollt zu werden. Was folgt ist der knapp einminütige offizielle Trailer der 24. Ausgabe des Internationalen Trickfilmfestivals in Stuttgart. Der Trailer hat Witz und Biss, ist kurz und bunt - und steht somit für den einen Teil des Programms.
Seit langem schon gehört das Festival weltweit zu den führenden seiner Art. Doch es geht in den vielen Programmen auch ernst und nachdenklich zu. Zahlreiche Filme aus allen Erdteilen erinnern an Missstände und Diktaturen, an politische Verfolgung und Kriege.
Trickfilmfestivals haben den Vorteil, ein schier unendlich breites und vielfältiges Programm zeigen zu können. Trickfilme sind oft kurz. Sie entstehen an Filmhochschulen und in privaten Studios. Es sind nicht selten Debüts dabei, Übungen für die späteren Meister. So haben die Zuschauer der diesjährigen Ausgabe des Festivals (2.5. - 7.5.2017) wieder die Qual der Wahl: Welches Festival kann sonst schon von sich behaupten in ein paar Tagen rund 1000 Filme zu präsentieren. Manche sind kürzer als eine Minute. Aber es sind auch große Spielfilme darunter, die locker auf zwei Stunden Spielzeit kommen.
80.000 Zuschauer dürften auch dieses Jahr wieder in die Kinos und zu den Open-Air-Veranstaltungen in Stuttgart strömen. Doch es werden nicht nur Filme gezeigt. Über 200 Veranstaltungen sind geplant in den nächsten Tagen. Ein großer Bereich ist dem Spielesektor gewidmet: "An der Schnittstelle zur Animation bildet der weiterentwickelte Bereich 'Games' in diesem Jahr einen besonderen Schwerpunkt", heißt es von Veranstalterseite.
Trickfilme aus dem arabischen Sprachraum
Auch Musik steht in diesem Jahr im Fokus. Nicht nur zahlreiche Musikvideos werden präsentiert, geplant sind auch Live-Acts, dabei sind Jazz und Oper, Film- und Weltmusik vertreten. Es gibt Retrospektiven zu großen Künstlern des Trickfilms, Länderreihen beschäftigen sich 2017 mit Kroatien und dem arabischen Sprachraum. Am Ende gibt es wie bei anderen Festivals auch Preise. In neun Wettbewerbskategorien werden über 70.000 Euro ausgeschüttet.