Wer andere Länder bereist, begegnet dort auch alten Bräuchen und Traditionen wie dem Blaudruck. Seit diesem Mittwoch ist er Kulturerbe.
Anzeige
Das Kunsthandwerk des Blaudrucks steht ab sofort auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Deutschland, Österreich, Ungarn, Tschechien und die Slowakei hatten die Nominierung für die Liste gemeinsam beantragt.
Der Blaudruck ist ein Handwerk zur Stoffveredelung. Heute gibt es laut UNESCO noch zwölf Betriebe in Deutschland und 15 in anderen europäischen Ländern, die diese Kunst pflegen. Beim Blaudruck werden mit einem Druckmodel Muster mit einer farbabweisenden Masse auf einen weißen Stoff aufgedruckt. Erst nach dem Farbbad im typischen Indigoblau werden die weißen Rankenmuster, Blüten und Ornamente sichtbar.
Reisende der Niederländischen Ostindien-Kompanie brachten diese Technik der Stoffveredelung zusammen mit der Indigo-Färberpflanze im 17. Jahrhundert nach Europa. Im 18. Und 19. Jahrhundert wurden Leinen- oder Baumwollstoffe mithilfe des Blaudrucks verziert. Derzeit erlebt das Handwerk eine kleine Renaissance, etwa für die Dirndl-Herstellung.
In Deutschland werden die veredelten Stoffe als Tischdecken, Schürzen, Schals oder Lavendelsäckchen auch auf regionalen Märkten zwischen Niedersachsen und der Oberlausitz verkauft.
Seit Montag entscheidet die Weltkulturorganisation UNESCO auf Mauritius über neue Aufnahmen in die begehrte Liste des Immateriellen Kulturerbes, der kleinen Schwester der UNESCO-Welterbe-Liste. Während auf der letztgenannten ausgewählte Gebäude, Denkmäler und Naturlandschaften stehen, stellt die Liste des Immateriellen Kulturerbe lebendige Bräuche und Traditionen unter ihren Schutz.
Reggae und Parfümkunst: Neues Kulturerbe ist mehr als eine Reise wert
In der Provence das jahrhundertealte Parfümhandwerk erkunden, auf Jamaika zum landestypischen Reggae tanzen - diese und weitere lebendige Traditionen zählen jetzt zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO.
Bild: picture-alliance/dpa/K. Blume
Reggae-Rhythmen
Der Sound des Reggae begleitet Touristen überall auf Jamaika. Für die Mischung aus karibischen, nord- und lateinamerikanischen Musikelementen steht besonders ein Name: Bob Marley. Der Sänger kombinierte den fröhlichen Sound mit sozialkritischen, tief menschlichen Texten. Damit gab er nicht nur der jamaikanischen Gesellschaft, sondern den Unterdrückten auf der ganzen Welt eine Stimme.
Bild: picture-alliance/dpa/K. Blume
Parfüm-Paradies
Die südfranzösische Stadt Grasse in der Provence gilt als Weltmetropole aller zauberhaften Düfte. Seit dem 16. Jahrhundert werden hier die Blüten von Jasmin und Nachthyazinthen gezüchtet und mit umfangreichem Wissen in edle Düfte umgewandelt. In den Manufaktur-Museen der drei großen Parfumeure von Grasse lernen Besucher den Unterschied zwischen Parfümkunst und synthetischer Herstellung kennen.
Wer hat die farbenprächtigsten Kostüme, die schönsten Lieder und Tänze, das beste Feuerwerk? Darum wetteifern jeweils zwei Gruppen beim Fest von Las Parrandas auf Kuba. Erstmals im Jahr 1820 abgehalten, feiern mittlerweile 18 Gemeinden im Zentrum der Karibikinsel das Festival von Las Parrandas. Ein Höhepunkt sind die Straßenumzüge in Remedios zum 24. Dezember.
Bild: National Council for Cultural Heritage, Cuba, 2014
Blaudruck
Diese Art des Textildrucks brachten niederländische Händler im 17. Jahrhundert von Indonesien und Indien nach Europa mit. Der Blaudruck verbreitete sich schnell. Erst mit der industriellen Massenproduktion von Stoffen verlor er an Attraktivität. Heute gibt es nur noch 27 Werkstätten in Deutschland, Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei, die das alte Handwerk pflegen.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
Trockenmauerbau
Im Mittelmeerraum ist die Kunst des Trockenmauerbaus weit verbreitet. So errichtet sind auch die charakteristischen Rundbauten Apuliens, die Trullis. Ihre Steine sind geschickt aufeinandergeschichtet und kommen ohne verbindende Materialien aus. Bis heute findet man diese ungewöhnliche Art des Bauens in Kroatien, Zypern, Frankreich, Griechenland, Italien, Slowenien, Spanien und der Schweiz.
Bild: UNESCO/Branko Orbanić, 2011
Khon-Masken-Tanz
Das klassische thailändische Masken-Tanzdrama "Khon" lehrt Respekt vor Menschen höheren Alters und betont den Sieg des Guten über das Böse. Die einzelnen Geschichten werden in Form ausdrucksstarker, teils zeitlupenartiger Tänze aufgeführt. "Khon" wurde ursprünglich nur am Königshof getanzt, heute ist es Theater für alle.
Bild: Department of Cultural Promotion, Thailand, 2015
Lum-Heilbad
Das Lum-Heilbad von Sowa Rigpa gehört zur tibetischen Medizin. Beim Baden in natürlichen heißen Quellen, Kräuterwasser oder Dampf werden Körper und Geist in ein Gleichgewicht gebracht, um die Gesundheit zu fördern und Krankheiten zu behandeln. Das traditionelle Wissen wurde über Generationen weitergegeben und als Ergänzung in die Lehrpläne der modernen medizinischen Hochschulen aufgenommen.
Bild: Department of Culture of Tibet Autonomous Region, China, 2017/Liu Gang
Wrestling
Das traditionelle Ringen, Ssirum/Ssireum genannt, ist Nationalsport in Nord- und Südkorea. Dabei versuchen die Wettkämpfer den Gürtel des Gegners zu ergreifen, um ihn auf den Boden zu ringen. Für die Bewerbung zum Immateriellen Kulturerbe hatten sich die beiden koreanischen Staaten zusammengeschlossen. Ein symbolträchtiger Schritt auf dem Weg zur Aussöhnung!