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Handy-Boom in Afrika

Frank Räther 30. März 2004

Telefonieren ist in Mitteleuropa selbstverständlich: Die meisten Haushalte haben einen Festnetzanschluss. Für viele Länder in der Dritten Welt, zum Beispiel in Afrika, ist jedoch das Mobiltelefon die einzige Alternative.

Wird bald nicht nur in Europa Trend sein: Freisprechanlage für's FahrradBild: AP

Vorbei ist's mit der Afrika-Stimmung, wo Fischadler und Löwen in der Wildnis dominieren. Jetzt ist es das Mobiltelefon, das überall klingelt. Im südafrikanischen Krüger-Nationalpark, in der Wüstenstadt Timbuktu, auf dem mächtigen Kongo-Fluss oder in den geschäftigen Straßen von Lagos: Die Apparate von Nokia, Siemens, Motorola und all den anderen Firmen sind die Renner auf dem Kontinent.

Viel mehr Handys als normale Telefone

Kein Wunder, denn geredet wird in Afrika gerne - und die Festnetze waren in den meisten Ländern dazu kaum geeignet. Nigeria mit über 100 Millionen Einwohner hat gerade einmal 700.000 normale Telefone, wovon aber höchstens die Hälfte funktioniert. Uganda hat 60.000 - für 22 Millionen Einwohner. Und ein Telefon von der jeweiligen staatlichen Gesellschaft zu bekommen heißt oft, viel Zeit und Bestechungssummen zu investieren. Kein Wunder also, dass die Mobiltelefone den Kontinent wie im Sturm erobern. Den nur zwölf Millionen Apparaten in Festnetzen stehen - wenige Jahre nach der Einführung - bereits 35 Millionen Handys gegenüber.

Statussymbol

In den meisten Ländern des Kontinents gibt es bereits zwei bis vier Mobilfunkgesellschaften, die mit dem Aufbau neuer Sendemasten kaum nachkommen. In keinen anderen Bereich der Wirtschaft, die Erdölförderung ausgenommen, wurde in Afrika in den vergangenen Jahren soviel investiert. In Südafrika hat bereits jeder Dritte ein Handy. Minister lassen sich ihr Gerät von ihrem Sekretär sichtbar hinterher tragen, Geschäftsleute legen es demonstrativ nie aus der Hand, Teenies schicken sich SMS-Botschaften auf einen Meter Entfernung und amüsieren sich köstlich. Selbst die tageweise arbeitenden Gärtner treffen ihre Verabredungen per Handy.

Teurer Spaß

Der neue Luxus ist teuer. Zehn Euro verdient Margaret Bogatsu am Tag, einen davon gibt sie für das mobile Telefonieren aus. Dennoch möchte sie es nicht missen. "Ich liebe mein Mobiltelefon. Denn ich kann so viel damit machen", sagt sie. "Auch abends und nachts bin ich erreichbar, höre, wie es meinen Verwandten geht, kann mit ihnen reden." Kommunikation ist in der afrikanischen Gesellschaft wichtig. Es haben sich auch neue Geschäftsfelder aufgetan: Läden, die die Telefone verkaufen, andere, die in in ländlichen Gegenden per Generator eine Aufladmöglichkeit anbieten. Wieder andere haben ihr eigenes Mobiltelefon zu einem kleinen Telefonladen gemacht, von wo aus die "Kunden" gegen Gebühr telefonieren können.

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