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Handys statt Banken: Funktioniert nicht überall in Afrika

Theresa Krinninger8. April 2016

Drahtlos Geld überweisen oder bezahlen mit dem Handy: In vielen afrikanischen Ländern ist das längst Alltag. Dennoch hat sich der Bezahldienst nicht überall durchsetzen können. Woran liegt das?

Mobile Money, Orange Money, Copyright: Getty Images/AFP/T. Karumba
Bild: Getty Images/AFP/I. Sanogo

Wer in Kenia zum Beispiel Handyguthaben kaufen oder Schulden bei einem Kumpel begleichen will, der greift zum Handy. Denn vor allem im ländlichen Raum haben die wenigsten Menschen ein Bankkonto. Diese Marktlücke hat der kenianische Mobilfunkanbieter Safaricom bereits 2009 entdeckt und ein mobiles Bezahlsystem namens "M-Pesa" eingeführt. Damit können Nutzer einfach über ihr Handy Geld an einen anderen Handynutzer verschicken. Vier Jahre nach dem Start von M-Pesa bezahlten etwa 80 Prozent der kenianischen Mobilfunkkunden mit dem Handy. Und das lange bevor Apple, Google oder Pay Pal anfingen mit der Methode zu experimentieren.

"Das Handy ist die Technologie, die weltweit am schnellsten wächst. Sieben von zehn Menschen unter den ärmsten 20 Prozent der Welt haben ein Mobiltelefon", sagt Deepak Mishra im DW-Interview. Er verantwortet den Welt-Entwicklungsberichts bei der Weltbank. Darin geht es dieses Jahr um digitale Technologien und ihre Möglichkeiten für nachhaltige Entwicklung.

Ganz einfach - mobiles Bezahlen in Afrika

04:10

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Wenn es um mobile Geldgeschäfte geht, ist die afrikanische Mobilfunkbranche weltweit führend. "2014 kamen mehr als die Hälfte der 255 mobilen Finanz-Dienstleistungen aus Subsahara-Afrika", sagt Akanksha Sharma von GSMA, einer weltweiten Lobby-Organisation, die die Interessen von Netzwerk-Betreibern vertritt. "Mehr als die Hälfte aller Mobilfunkanbieter in der Region haben mobile Bezahlsysteme eingerichtet und in mehr als 15 Ländern gibt es sogar mehr 'Mobile-Money-Konten' als reguläre Bankkonten", so Sharma.

Nicht alle können den Service nutzen

Der Service funktioniert aber nicht überall gleich gut. Im Gegensatz zu Kenia, wo ein Großteil des Bruttonationalprodukts über M-Pesa seinen Besitzer wechselt, kam der Dienst in Tansania nur schwer auf die Beine und in Südafrika gar nicht. Experten erklären das so: Überall dort, wo Bankkonten üblich sind, greifen mobile Finanzdienste wenig. Das gilt für Südafrika ebenso wie für westliche Industriestaaten.

Digital Gap: Auf dem Land wissen viele nicht, wie man ein Handy benutztBild: Getty Images/AFP/I. Sanogo

Außerdem besitzen nach wie vor nur wenige Menschen im ländlichen Raum ein Handy. Dort lebt aber rund die Hälfte der Bevölkerung. "Für viele sind die Anschaffungskosten für ein Handy zu groß. Sie wohnen in Gebieten ohne Netzabdeckung und wissen nicht mit der Technologie umzugehen", sagt Kenechi Okeleke, einer der Autoren des aktuellen GSMA-Berichts. Seine Kollegin Sharma fügt an, dass etwa 40 Prozent der Erwachsenen in Subsahara-Afrika Analphabeten seien. "Deshalb können wir sicher davon ausgehen, dass die Zahl der Menschen ohne Medienkompetenz noch viel höher ist."

Tatsächlich wächst die Zahl der Handynutzer in wenigen afrikanischen Ländern. "Allein Äthiopien und Nigeria stellen zusammen rund 300 Millionen Einwohner und damit etwa 40 Prozent neuer Handykunden bis 2020", so Okeleke. Aber auch Kamerun, Mozambik, Tansania und Uganda seien ganz vorne mit dabei.

Wachstumsmarkt Mobilfunkgeräte: Dieser Ghanaer hat zwei Handys, weil er wegen Stromausfällen sein Handy nicht immer aufladen kannBild: Kate Hairsine

M-Pesa lohnt sich nicht für Kleinbeträge

Die meisten Handybezahldienste arbeiten mit Händlern oder sogenannten "Agents", die beim Mobilfunkanbieter unter Vertrag stehen. Wer Geld verschicken will, geht zu einem Agent, zahlt bei ihm sein Bargeld ein und das landet dann als Guthaben auf dem Handy. Von hier kann der Nutzer es dann per Telefonnummer an Dritte überweisen. Für die Transaktion kassiert der Agent einen kleinen Anteil.

Genau hier macht Journalist und Mitgründer des Technologie-News-Startups "Disrupt Africa" Tom Jackson das Problem aus: In einem Fachartikel schreibt er, damit sich der Job für den Agent lohne, müsse er eine bestimmte Summe täglich überweisen. Je höher die Summe, desto mehr Profit mache der Agent.

M-Pesa gibt es nicht nur in Kenia, sondern als M-Paisa inzwischen auch in AfghanistanBild: AP

In abgelegenen, wirtschaftlich schwachen Gebieten wollten Menschen aber oft kleine Beträge von nur ein bis zwei Euro überweisen. Das lohne sich für den Agent nicht. Also folge er dem Geld und gehe dorthin, wo die Menschen mehr Geld schicken wollten. Die Konsequenz: Die Menschen, die am meisten von der Dienstleistung profitieren würden, bleiben zurück.

Dennoch - keine Region der Welt kommt der "Mobile-Money" Revolution in Subsahara-Afrika nur ansatzweise nahe. Millionen Menschen ohne Bankkonto haben in den vergangenen Jahren Zugang zu einem Handykonto bekommen. Das volle Potenzial von M-Pesa bleibt laut Jackson aber noch unausgeschöpft.

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