Hannover Messe
24. April 2009Die Messe, die am Freitag (24.04.2009) ihre Pforten schloss, war eine seltsame Veranstaltung. Während draußen die Krise tobt mit immer dickeren Minuszeichen und schlechteren Wirtschaftsprognosen, herrschte in den Messehallen von Hannover eher Aufbruchstimmung. Optimismus, auch Durchhalteparolen allerseits, insgesamt eine überraschend gute Stimmung. Freilich kann man den Aufschwung nicht herbei reden – aber positive Signale für eine Besserung der Lage hat Messechef Wolfram von Fritsch allemal ausmachen können.
Man habe "Kampfgeist gespürt", so von Fritsch zu DW-WORLD.DE. Die Industrie habe sich nicht ins Schneckenhaus verkrochen, sondern sich auf ihre Stärken besonnen. Niemand habe die Krise schöngeredet: "Wir sind alle in der Realität angekommen, aber wir müssen uns auf das konzentrieren, was uns aus dieser Krise herausführt." Von Fritsch, seit einem Jahr Chef der Deutschen Messe AG, berichtete von einigen Millionenaufträgen, die in den vergangenen Tagen während der Messe unterschrieben worden seien. Und immerhin sei ein Viertel aller Besucher mit konkreten Investitionsplänen hier gewesen.
Mit kleinen Aufträgen Beschäftigung sichern
Das hat man auch am Stand des Maschinenbauers Kinkele bemerkt. Das 500-Mann-Unternehmen mit Sitz im fränkischen Ochsenfurt bei Würzburg fertigt Sonderteile für Kunden aus 30 verschiedenen Branchen und spürt die Krise jeden Tag. Am letzten Messetag seien Mitarbeiter aus dem Werk auf die Messe gekommen, mit all den schlechten Nachrichten im Gepäck. Denen müsse man die positive Stimmung von der Messe jetzt vermitteln, sagt Vertriebschef Steffen Schwerd: "Wir müssen uns jetzt auch mal über kleinere Aufträge freuen." Auch damit lasse sich Beschäftigung sichern.
Themen der Zukunft bieten Chancen
Natürlich fahren nicht alle der über 6000 Aussteller zufrieden nach Hause. Zu schmerzhaft sind die Einbrüche bei Aufträgen und Umsatz. Und zu schwierig oft die Verhandlungen mit den Banken über Kredite für Investitionspläne. Dennoch überwiegen die optimistischen Töne, so Dietmar Harting, selbst Unternehmer und Chef des Ausstellerbeirats der Messe. Die gemischten Gefühle, mit denen man gekommen sei, wären durch die Gespräche mit den Kunden in eine positive Richtung gelenkt worden. "Wieweit sich das konjunkturell auswirken wird, das müssen wir noch sehen. Aber wir sind alle hochzufrieden über diese Messe."
Gute Stimmung allein ergibt freilich nicht automatisch einen neuen Auftrag. Aber Hannover hat klar gezeigt, wo technologisch die Reise hingeht. Das Thema Energieeffizienz ist der Megatrend der nächsten Jahre, vor allem auch für die deutschen Maschinenbauer. Hannover markiert nicht das Ende der Krise. Aber den Startschuss für den Aufstieg aus dem tiefen Tal, den hat hier so mancher vernommen.
Autor: Henrik Böhme
Redaktion: Zhang Danhong