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Hannover Messe

Henrik Böhme, z.Zt. Hannover6. April 2014

Wie sieht sie aus, die Fabrik der Zukunft? Haben Menschen darin noch einen Platz oder übernehmen Roboter gänzlich das Kommando? Antworten gibt es in diesen Tagen auf der Hannover Messe.

Roboter am Stand von Siemens auf der Hannover Messe 2014
Bild: DW/H. Böhme

Industrie zum Anfassen - so könnte man das Geschehen in den riesigen Messehallen beschreiben. Da sind ganze Produktionslinien aufgebaut: mal größer, mal kleiner, mal für Autoteile, mal für Handy-Hüllen. Das Ziel ist immer das Gleiche: Eine möglichst effiziente, energiesparende, flexible Form der Herstellung des jeweiligen Produktes zu zeigen. Und diese Produkte tragen mittlerweile die Informationen bei sich, was aus ihnen mal werden soll. Braucht es die Bohrung links oder rechts oder gar nicht? Welche Farbe soll es am Ende sein? Gezeigt wird auf der diesjährigen Hannover Messe nicht, was theoretisch möglich wäre, sondern was in der Industrie tatsächlich eingesetzt wird, sagt Messechef Jochen Köckler.

Deutsche Industrie setzt Standard

"Die Fabrikanten der Welt müssen immer individueller produzieren und dabei wettbewerbsfähig bleiben. Und die Digitalisierung ermöglicht eben, dass sie nicht nur eine starre Produktionsstraße haben, die auf Dauer nur ein Produkt erzeugt." Die Information liege jetzt im Produkt, damit wird die Maschine angesteuert - "und dann können sie das Produkt montags anders lackieren als dienstags. Und das ist das was wir hier zeigen, diese Vielfalt der Möglichkeiten." Für die Hannover Messe sei es ein Glücksfall, dass die deutsche Industrie das Thema "Industrie 4.0" vor einigen Jahren gesetzt habe, "und dass jetzt hier sowohl große Konzerne als auch mittelständische Unternehmen ihre Ergebnisse zeigen."

Bild: picture-alliance/dpa

Freilich sind nicht nur deutsche Firmen in Hannover, aus insgesamt 65 Ländern kommen die über 5000 Aussteller. Doch die Deutschen, oftmals mit ihren Produkten Weltmarktführer, wollen bei ihrem "Heimspiel" natürlich besonders glänzen. Siemens zum Beispiel hat einen riesigen Messestand aufgebaut und zeigt einen Ausschnitt aus einer modernen Auto-Produktionslinie. Eckart Eberle, bei Siemens verantwortlich für Industrieautomatisierungs-Systeme, verweist auf die Ansprüche der Menschen, "möglichst schnell genau das Produkt zu bekommen, was er möchte. Und diese Flexibilität muss man sicherstellen." Das könne man mit sehr viel Aufwand betreiben, "oder man kann es automatisieren." Damit könne man seine Anlagen besser auslasten, man könne mit weniger Energie produzieren, "ich kann optimaler produzieren." Gerade die großen Hersteller seien an effizienter Produktion sehr interessiert: "Der Wettbewerbsdruck nimmt weltweit zu."

Kulissenzauber - Wie der Siemensstand für die Hannover-Messe entsteht

04:28

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Offene Standards, offene Systeme

Auch am Messestand des Softwarekonzerns SAP finden sich auf einer Produktionslinie Steuersysteme von Siemens sowie weiteren Bauteilen anderer deutscher Hersteller. "Das ist es! Diese Zusammenarbeit, das Zusammenwirken, das noch viele stärker werden muss", sagt Martina Weidner von SAP. Am Stand zeige man alle Ebenen und Elemente, die man für eine Produktion brauche. Für die Steuerungstechnik stehe Siemens. Mit OPCUR nutze man einen offenen Kommunikationsstandard, der wiederum mit der Fertigungsplanungs-Software und anderen Systemen von SAP kommunizieren könne. "All diese Systeme sprechen ständig miteinander, können Änderungen einfließen lassen. Das ist unsere Botschaft: Offene Standards, offene Systeme - dann können wir alle Anforderungen flexibel umsetzen."

Appell der Kanzlerin

Aber wenn Maschinen miteinander und mit den Produkten sprechen - sind dann die Fabrikhallen nicht eines Tages menschenleer? Eine Frage, die auch Bundeskanzlerin Angela Merkel umtreibt, die am Sonntagabend (06.04.2014) die Messe eröffnet hatte. Man lebe ja immer schon in einer Welt der Veränderung, so hatte sie zuvor in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft gesagt. "Aber es bleibt auch für die Industrie 4.0 der Satz bestehen: Die Wirtschaft soll den Menschen dienen und nicht umgekehrt." Für Deutschland sei dies eine Wegmarke: "Schaffen wir es, Weltmarktführer in unseren klassischen angestammten Bereichen zu bleiben, durch zeitgerechte Vereinigung mit den Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologie?" Sonst werde man in einigen Bereichen den Anschluss an die Welt verlieren. "Das dürfen wir nicht. Und deshalb sehe ich der Hannover Messe mit großer Hoffnung, aber auch mit großen Erwartungen an die deutsche Wirtschaft entgegen."

Russland-Sorgen

In den messe-üblichen Optimismus mischt sich in den Gesprächen mit den Ausstellern allerdings auch die Sorge über die Geschäfte mit Russland. Vor einem Jahr war das Land noch Partnernation der Messe, Präsident Putin in Hannover zu Gast. Der wäre derzeit wohl undenkbar. Vor allem Vertreter der deutschen Wirtschaft äußern ihre Sorge vor den Folgen verschärfter Sanktionen. So zum Beispiel Philip Harting vom Vorstand des gleichnamigen Unternehmens. Er befürchtet, dass wenn "wirklich ganz harte Sanktionen kommen, dass es durchaus ein höherer zweistelliger Millionenbetrag sein wird, der uns zurückwirft." Das beträfe direkt die Geschäfte des Unternehmens in Russland, aber auch mit der Zulieferung aus dem Ausland nach Russland. Harting fertigt in Russland Steckverbinder und Kabellösungen für die Eisenbahnindustrie und für den Maschinen- und Anlagenbau.

Die Beziehungen zum Partnerland der Hannover Messe des Jahrgangs 2014 sind hingegen vollkommen spannungsfrei - denn es sind die Niederlande. Die deutschen Nachbarn sind mit 250 Ausstellern hier, das ist nach China und Italien die drittgrößte Präsenz ausländischer Unternehmen auf dem Messegelände.

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