1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hannovers Wut auf den Videoschiedsrichter

9. Dezember 2018

Wieder einmal verursacht der Videoschiedsrichter in der Bundesliga Unzufriedenheit: Beim Spiel zwischen Hannover 96 und Mainz 05 sorgen zwei Situationen dafür, dass Hannovers Manager Horst Heldt der Kragen platzt.

Deutschland 1. FSV Mainz 05 v Hannover 96 - Bundesliga
Bild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Es war mal wieder ein Beispiel dafür, wie es nicht laufen sollte: Zunächst unterbrach der Videoschiedsrichter in Köln die Partie zwischen Mainz 05 und Hannover 96 mitten in einem vielversprechenden Hannoveraner Angriff, weil es zuvor ein möglicherweise strafbares Handspiel des 96-Verteidigers Kevin Wimmer im eigenen Strafraum gegeben hatte. Der Österreicher köpfte sich den Ball beim Abblocken eines Mainzer Schusses unabsichtlich selbst an die ausgestreckte Hand. Schiedsrichter Robert Hartmann hatte es gesehen, entschied aber auf Weiterspielen.

Durch den Eingriff aus Köln entstand eine längere Pause. Hartmann hielt sich die Hand an seinen Knopf im Ohr, während die Kölner um Videoschiedsrichter Patrick Ittrich die Szene noch einmal genau anschauten. Es dauerte. Danach wurde auch Hartmann noch gebeten, sich auf dem Monitor an der Seitenlinie selbst ein Bild zu machen. Dazu benötigte der Unparteiische dann aber nur wenige Sekunden und blieb heftig kopfschüttelnd bei seiner Entscheidung: kein Elfmeter. Eine nachvollziehbare Entscheidung, da für ein strafbares Handspiel laut Regel Absicht vorliegen muss - aber dazu später mehr.

Horst Heldt platzt der Kragen

Zum zweiten Mal wird Hartmann wohl heftig den Kopf geschüttelt haben, als er sich nach dem Spiel die Szene noch einmal angesehen hat, in der er fälschlicherweise auf Elfmeter für den FSV Mainz entschied. Mateta nutzte eine leichte Berührung an der Hüfte, um im gegnerischen Strafraum nieder zu sinken. Hartmann pfiff, spätestens die Zeitlupe zeigte, dass er auf eine Schwalbe des Mainzers Jean-Philippe Mateta reingefallen war. Doch der Videoschiedsrichter, der es besser sehen musste, verzichtete diesmal darauf, Hartmann an den Monitor zu bitten. "Unberechtigter Elfmeter", kommentierte Mainz' Trainer Sandro Schwarz anschließend. "Den muss man nicht geben."

Der "Gefoulte", Jean-Philippe Mateta, muss nach seinem Sturz im Strafraum Fragen gefallen lassenBild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Vollkommen fassungslos war Horst Heldt: "Warum fällt er denn? Aus Altersschwäche? Das ist der Wahnsinn an Schwalbe!", ätzte Hannovers Manager nach dem Spiel im Sky-Interview und fragte sich das, was sich wohl auch alle Hannover-Fans und der Großteil der neutralen Zuschauer fragten: "Warum mischt sich der Videoschiedsrichter da nicht ein und sagt: 'Das ist eine klare Schwalbe.' Ich hab auch keinen Bock mehr, das zu erklären. Weil die erklären nix." Schon zur ersten Intervention aus dem "Kölner Keller" nach Wimmers Handspiel fand Heldt am Sky-Mikrofon klare Worte: "Der soll sich da nicht einmischen und das Spiel anhalten. Der soll die Klappe halten!"

Auch wenn der Ton nicht ganz diplomatisch war, Heldts Erregung ist durchaus nachvollziehbar, war sein Team doch nach 19 sieglosen Auswärtspartien in der Bundesliga auf gutem Weg, endlich mal wieder drei Punkte aus der Fremde mitzunehmen. "Unter dem Strich bleibt große Wut, weil wir uns Woche für Woche anhören müssen, dass wir so lange auswärts nicht gewonnen haben, und dann werden wir so klar benachteiligt", beklagte auch 96-Trainer André Breitenreiter. "Dass der Schiedsrichter sich das nicht mehr anguckt, ist mir unerklärlich." Unterstützung bekam er von Matthias Ostrzolek, demjenigen, der Mateta vermeintlich gefoult hatte: "Er hebt einfach ab. Es gab keine Berührung", sagte der Verteidiger bei Sky. "Ich weiß nicht, warum wir einen Videobeweis einführen, wenn der Schiedsrichter sich dann so eine Szene nicht noch einmal anguckt."

Klarere Regeln, weniger Diskussionen

War einmal zu wenig am Monitor: Robert HartmannBild: Imago/T. Frey

Und auch ohne Hannoveraner Brille bleibt wohl bei vielen Fußballfans - wie schon so oft in solchen Situationen - eine gewisse Unzufriedenheit darüber, dass Bundesliga-Spiele nicht mehr ausschließlich auf dem grünen Rasen entschieden werden. Verantwortlich dafür ist dabei aber nicht nur, dass die Schiedsrichter auf dem Platz gleiche oder ähnliche Szenen jeweils anders bewerten und dass die Videoschiedsrichter immer wieder auf recht unterschiedliche Art und Weise eingreifen.

Ärgerlich ist nach wie vor auch, dass das Fußball-Regelwerk bezogen auf das Handspiel so unklar formuliert ist. Warum steht in Regel 12 immer noch, dass nur absichtliche Handspiele zu ahnden sind? Wie soll der Schiedsrichter diese Absicht in Sekundenbruchteilen erkennen und bewerten? Warum vereinfacht man die Regel nicht und sagt: Hand ist Hand - egal ob Absicht oder nicht? Einziges Kriterium sollte dann noch sein: Ist der Arm angelegt, oder ist er es nicht? Diese Frage sollte jeder Schiedsrichter direkt und leicht beantworten können. Und dann bräuchte man, zumindest beim Handspiel, auch keinen Videoschiedsrichter mehr, jedenfalls nicht mehr so oft. Es gibt bestimmt viele - Horst Heldt eingeschlossen - die darüber nicht traurig wären.