Sein Aufbegehren gegen Hitler kostete Hans Scholl das Leben. Mit Flugblättern und Parolen kämpfte er für die Freiheit. Am 22. September wäre der Gründer der Widerstandsgruppe Weiße Rose 100 Jahre alt geworden.
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Die Weiße Rose: Kampf gegen Hitler
Sie lernten sich als Studenten in München kennen und hatten ein gemeinsames Ziel: das Nazi-Regime stürzen. Die Mitglieder der Weißen Rose um die Geschwister Scholl bezahlten für ihre Überzeugungen mit dem Leben.
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Geschwister im Widerstand
Zum Zeitpunkt der Machtergreifung Hitlers 1933 sind Hans und Sophie Scholl noch Schüler. Beide begeistern sich zunächst für den Nationalsozialismus und engagieren sich in der Hitlerjugend beziehungsweise im Bund Deutscher Mädel. Doch mit den Jahren reift die Überzeugung, etwas gegen das Regime unternehmen zu müssen. 1942 gründet Hans Scholl die Widerstandsgruppe Weiße Rose.
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"Nieder mit Hitler"
Alexander Schmorell, Sohn einer russischen Mutter und Medizinstudent, ist Mitbegründer der Weißen Rose. Zusammen mit seinem Kommilitonen Hans Scholl verfasst er den Großteil der Flugblätter der Gruppe und schreibt Parolen wie "Nieder mit Hitler" an Münchner Hauswände. Für seinen Mut wird er 2012 von der Russisch-Orthodoxen Kirche heiliggesprochen.
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Schrecken des Krieges
Medizinstudent Christoph Probst (rechts) und Sophie Scholl stoßen später zur Weißen Rose. Hans Scholl (links) verschickt die ersten Flugblätter im Juni 1942. Kurz danach wird er an die Ostfront einberufen. Seine Erlebnisse als Sanitätssoldat lassen seine Ansichten radikaler werden. Der Ton in den Flugblättern verschärft sich.
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Mit Flugblättern gegen die Diktatur
Auf dieser Schreibmaschine entstehen die Matrizen für die Flugblätter der Weißen Rose. Insgesamt verfasst die Gruppe sechs Schreiben, die sie an ausgewählte Akademiker verschickt und vor allem in München verteilt. "Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen" ist darin unter anderem zu lesen. Anfangs stellt sie wenige Hundert, zum Schluss bis zu 9.000 Exemplare her.
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"Der Tag der Abrechnung ist gekommen"
An der Ludwig-Maximilians-Universität München erinnern in das Pflaster eingelassene Flugblätter an die Weiße Rose. Das sechste Flugblatt mit dem Titel "Kommilitoninnen! Kommilitonen!", verfasst von Philosophieprofessor Kurt Huber, ruft die Jugend zum Widerstand gegen die Hitler-Diktatur auf. Das Verteilen der Zettel an der Universität wird der Gruppe 1943 zum Verhängnis.
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Der verhängnisvolle Tag
Am 18. Februar 1943 legen Hans und Sophie Scholl in der Universität München das sechste Flugblatt der Weißen Rose aus. Als Sophie Scholl den letzten Stapel Papier von der Brüstung in den Lichthof regnen lässt, erwischt sie der Hausmeister und liefert die Geschwister der Geheimen Staatspolizei aus.
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Mutig bis zum Schluss
Die Szene aus Michael Verhoevens Film "Die weiße Rose" (1982) zeigt den Moment, als Hans und Sophie Scholl (gespielt von Wulf Kessler und Lena Stolze) von der Gestapo verhaftet werden. Im Verhör leugnen beide zunächst ihre Taten, wegen der erdrückenden Beweise legen sie aber schließlich Geständnisse ab. Sie versuchen, sich als Hauptschuldige darzustellen, um ihre Freunde zu schützen.
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Das Todesurteil
Die Prozesse gegen die Weiße Rose finden vor dem Volksgerichtshof statt, unter Vorsitz von Roland Freisler. Am 22. Februar 1943 verurteilt er Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst zum Tode. Die Urteile werden nur vier Stunden später vollstreckt. Am 19. April 1943 sitzen u.a. Alexander Schmorell, Willi Graf und Professor Kurt Huber auf der Anklagebank. Auch sie erhalten die Todesstrafe.
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Vorbilder bis heute
Im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München erinnert eine Büste von Sophie Scholl an die Weiße Rose. Sie gilt bis heute als bekannteste Widerstandsgruppe im Dritten Reich. Ihre Mitglieder sind Vorbilder für beispielhafte Zivilcourage. Zahlreiche Schulen, Straßen und ein bedeutender deutscher Literaturpreis sind nach den Geschwistern Scholl benannt.
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"Freiheit" - in großen Buchstaben schreibt Hans Scholl dieses Wort mit schwarzer Teerfarbe links und rechts neben den Eingang der Münchner Universität. Viermal. Es ist die Nacht zum 3. Februar 1943. Seit drei Stunden läuft der Medizinstudent zusammen mit seinem Kommilitonen Alexander Schmorell durch die dunklen Straßen. Beide sind Mitglieder der Weißen Rose, die das nationalsozialistische Regime stürzen will. Eine kleine Gruppe von Jugendlichen avancierte zu einer der bekanntesten Widerstandsgruppe gegen Adolf Hitler.
In dieser Nacht planen sie, ihre Botschaften an jeder geeigneten Stelle in München anzubringen. Sie haben auch eine Schablone für ihre Parolen dabei. Sie trägt den Text "Nieder mit Hitler" und zeigt ein durchgestrichenes Hakenkreuz. Doch die Gestapo ist ihnen schon auf den Fersen. Knapp drei Wochen später ist Hans Scholl tot, hingerichtet von den Nationalsozialisten.
Erst Faszination, dann Rebellion
Hans Scholl ist 14 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Ulm, als Adolf Hitler 1933 in Deutschland an die Macht kommt. Zunächst ist er - genau wie seine jüngere Schwester Sophie - fasziniert vom Nationalsozialismus. Gegen den Willen seines liberalen Vaters engagiert er sich in der Hitlerjugend und träumt von einer Offizierskarriere in der Wehrmacht.
Doch die bedingungslose Unterordnung und die Einschränkung der Freiheit sind ihm immer stärker zuwider, christliche Werte gewinnen für ihn an Bedeutung. Als Medizinstudent in München kommt er ab 1939 mit Regimekritikern in Kontakt. In den Semesterferien erlebt er als Sanitäter die Schrecken des Krieges hautnah. In ihm reift der Entschluss, seine Stimme gegen die Machthaber zu erheben.
Die Weiße Rose
1942 schließt sich Hans Scholl an der Universität München mit Kommilitonen zusammen, um dem Nationalsozialismus den Kampf anzusagen. Mit Alexander Schmorell gründet er die Widerstandsgruppe Weiße Rose. Später stoßen Christoph Probst, Willi Graf, Hans' Schwester Sophie Scholl und der Philosophieprofessor Kurt Huber hinzu.
Heimlich drucken sie Flugblätter, auf denen sie die Ermordung von 300.000 Juden anprangern und zum Widerstand aufrufen. Es sei höchste Zeit, "diese braune Horde auszurotten", steht unter anderem in den Schreiben, die sie an ausgewählte Akademiker verschicken und in München und verschiedenen anderen Städten in Süddeutschland und Österreich verteilen. Das sechste Flugblatt wird für Hans Scholl und seine Mitstreiter das letzte.
Der letzte Aufruf
Am 18. Februar 1943 betreten die Geschwister Scholl mit Koffer und Aktentasche in der Hand die Universität München. Sie haben knapp 2.000 Flugblätter dabei, die sie überall auslegen. Als Sophie Scholl einen Stapel Blätter von einer Brüstung in den Lichthof regnen lässt, ertappt sie der Hausmeister und liefert sie und ihren Bruder der Gestapo aus.
Im Verhör gibt Hans Scholl schließlich alles zu und nimmt möglichst viel Schuld auf sich, um seine Freunde zu schützen. Nur vier Tage später, am 22. Februar 1943, verurteilt der Volksgerichtshof Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst zum Tode. Noch am selben Tag werden die drei geköpft. Hans Scholl wird 24 Jahre alt. Seine letzten Worte sind: "Es lebe die Freiheit!"
Das Vermächtnis
Worte waren die einzigen Waffen des Widerstandskämpfers Hans Scholl. Doch das freie Äußern seiner Meinung bezahlte er mit dem Leben. Er und die anderen Mitglieder der Weißen Rose gelten bis heute als moralische Vorbilder, als Helden der Zivilcourage, die mutig die Verbrechen der Nationalsozialisten beim Namen nannten, während die große Mehrheit schwieg. "Ihr werdet in die Geschichte eingehen", sagte der weinende Vater Robert Scholl kurz vor der Hinrichtung zu seinen Kindern. Damit sollte er Recht behalten.