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Flick: Sonnenmacher im Regen

14. April 2021

Nach dem Aus des FC Bayern in der Champions League gegen Paris St. Germain nehmen die Diskussionen über die Zukunft von Hansi Flick weiter an Fahrt auf. Der Trainer selbst wirkt, als sei er auf dem Sprung.

Fußball FC Bayern München Trainer Hans Dieter Flick
Bild: Roland Krivec/DeFodi/SvenSimon/picture alliance

Es gärt in Hansi Flick. Man muss kein Psychologe sein, um zu sehen, dass sich der Trainer des FC Bayern München derzeit in seiner Haut alles andere als wohl fühlt. "Dafür, dass ich mir Gedanken um meine Zukunft mache, hat jeder Verständnis", räumte Flick ein. Gerade hatte seine Mannschaft zwar das Viertelfinalrückspiel der Champions League bei Paris St. Germain nach einer guten Leistung mit 1:0 (1:0) gewonnen, war aber nach dem 2:3 im Hinspiel wegen der Auswärtstorregel ausgeschieden. Das müsse er erst einmal verdauen, sagte der Bayern-Trainer. Oder Noch-Bayern-Trainer?

Der Schwung der vergangenen Saison ist dahin. Da gewannen die Bayern unter Flick noch alles, was es zu gewinnen gab: die deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal, die Champions League, den deutschen und den europäischen Supercup und als das Prestige-Sahnehäubchen auch noch die Klub-WM.

Und alle waren sich einig: Der Dank gebührte vor allem Hansi Flick, der nach dem Aus seines Vorgängers Niko Kovac quasi aus dem Nichts die weltbeste Vereinsmannschaft geformt hatte. Flick habe "aus Regen wieder Sonne gemacht", brachte es Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge damals auf den Punkt.

Schmerzhafter Champions-League-K.o.

Das "Sextuple" der Vorsaison ist in dieser Spielzeit auf maximal zwei noch mögliche Titel zusammengeschmolzen: die nationale Meisterschaft und den deutschen Supercup. Den eher peinlichen K.o. in der zweiten Runde des DFB-Pokals bei Holstein Kiel verbuchten die Bayern noch als ärgerlichen, aber verschmerzbaren Ausrutscher. Doch das Ausscheiden in der Champions League tut ihnen richtig weh. Schließlich definieren sich die Münchner inzwischen viel mehr über die europäische Eliteklasse als über die Bundesliga oder den DFB-Pokal. Vor allem in der Champions League wollen sie glänzen und als die Besten wahrgenommen werden. 

Als noch alles in Ordnung war: Die Spieler des FC Bayern feiern ihren TrainerBild: Getty Images/A. Hassenstein

Wenn man am letztjährigen Finalisten scheitert, ist das eigentlich nichts Ehrenrühriges. Schließlich hat Paris St. Germain ein Starensemble. Und die Bayern haben sich teuer verkauft, vor allem wenn man bedenkt, dass der verletzte Weltfußballer Robert Lewandowski - mit seiner Torquote quasi eine Erfolgsversicherung - in beiden Spielen fehlte. Dass der Pole nicht annähernd gleichwertig ersetzt werden konnte, offenbart allerdings auch das, was Hansi Flick immer unzufriedener werden lässt: Der Kader ist nicht optimal besetzt für die Dauerbelastung, der ein internationales Spitzenteam ausgesetzt ist.

"FC Hollywood" lässt grüßen

Genau darüber sind sich Trainer Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic schon vor geraumer Zeit in die Haare geraten. Und die Meinungsverschiedenheiten haben sich zu einem Konflikt gesteigert, der an alte Bayern-Zeiten erinnert, in denen die Münchner als "Komödienstadl" oder "FC Hollywood" verspottet wurden. Statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen, bildeten sich in der Führungsspitze des Vereins zwei Lager: die einen auf Seiten Flicks, die anderen pro Salihamidzic. Nun soll Oliver Kahn, der Rummenigge Anfang 2022 als Vorstandschef ablösen wird, die Fraktionen einen. Doch als großer Diplomat ist der einstige Torwart-"Titan" bisher noch nicht in Erscheinung getreten.

Nicht gerade beste Freunde: Hasan Salihamidzic (2.v.l.) und Hansi Flick (2.v.r.)Bild: Juergen Fromme/augenklick/picture alliance

Die Zeichen verdichten sich, dass die Tage von Hansi Flick bei den Bayern gezählt sind. Zuletzt präsentierte sich der Trainer zunehmend dünnhäutig und mürrisch. Nach dem Viertelfinal-K.o. in Paris wirkte der 53-Jährige eher nachdenklich: "Meine Familie wird mich immer unterstützen, egal was ich machen würde."

So redet niemand, der mit voller Überzeugung an seinem aktuellen Job hängt. Der Sonnenmacher von 2020 steht ein Jahr später im Regen - und der Deutsche Fußball-Bund hält ihm einen großen Schirm hin: die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw. Vielleicht würde Flick beim DFB-Team auch wieder den Spaß und die innere Ruhe wiederfinden, die ihm aktuell abhandengekommen zu sein scheinen.

 

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