Corona hat die weltweiten Lieferketten durcheinander gebracht. Eine Folge: Container sind zu einem knappen Gut geworden. Das zwingt Reedereien wie Hapag-Lloyd, sich neue Kisten zu beschaffen.
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Der Hamburger Transport- und Logistikkonzern Hapag-Lloyd verzeichnet im anspringenden Welthandel weiterhin ein weltweit knappes Containerangebot. "Hapag-Lloyd hat daher erneut in seine Containerflotte investiert und insgesamt 60 000 TEU Standardcontainer in China bestellt", teilte die Hapag-Lloyd AG am Mittwoch in Hamburg mit. Bereits im April diesen Jahres hatte Hapag-Lloyd Bestellungen von insgesamt rund 150 000 TEU für 2021 verkündet.
Logistiker stark gefordert
"Die deutlich gestiegene Nachfrage hat zu einem Mangel an Containern auf der ganzen Welt geführt", berichtet die Containerreederei, die mit einer Flotte von 241 Schiffen und einer Gesamttransportkapazität von 1,7 Millionen TEU zu den weltweit wichtigsten Anbietern von Transporten auf See zählt.
Starke Ungleichgewichte etwa beim Export aus Asien, aber auch durch Staus in Häfen und Verzögerungen beim Hinterlandverkehr sorgten dafür, dass die Container erheblich länger im Transport gebunden seien. "Die Nachfrage ist weiterhin sehr hoch, die Bereitstellung von Container Equipment ist aktuell eine der größten Herausforderungen unserer Industrie", sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen.
Die Abkürzung TEU steht für einen 20-Fuß-Standardcontainer (Twenty foot equivalent unit) und ist die entscheidende Maßeinheit, mit der Umschlagskapazitäten eines Containerterminals oder Transportkapazitäten angegeben werden. Mit 20- und 40-Fußcontainern sind grundsätzlich zwei Containergrößen gebräuchlich.
Hapag-Lloyd hatte 2020 dank des in der zweiten Jahreshälfte eingesetzten Transportbooms das Konzernergebnis - bei einem Umsatz von rund 12,8 Milliarden Euro - um 151 Prozent auf 935,4 Millionen Euro gesteigert. Auch das Jahr 2021 begann mit einem Gewinnsprung.
Container: Die Transportbox wird 65 Jahre alt
Am 26. April 1956 wurde erstmals ein Frachtcontainer auf die Reise geschickt. Die Erfindung von Malcom P. McLean, ein US-Amerikaner mit schottischen Wurzeln, hat den Welthandel revolutioniert.
Bild: picture-alliance/dpa
Ein Mann und seine Kisten
Malcolm McLean, Spediteur und Reeder aus den USA, hatte 1956 die zündende Idee: Wenn man Waren gesammelt in einer Kiste verschickte, statt sie einzeln versandfertig zu machen, ließe sich doch viel Zeit und Mühe sparen. Und da Zeit auch vor 65 Jahren schon Geld kostete und Mühe, auch in Form von Lohnkosten, könnte man so viel Geld sparen, sehr viel Geld - immer schon ein unschlagbares Argument.
Bild: Maersk Sealand
Millionen krummer Rücken
Vielleicht wollte McLean ja auch den vielen Männern, die sich in den Häfen der Welt (nicht nur an der US-Ostküste, wo die ersten Container verschifft wurden) bei ihrer schweren Arbeit den Rücken krumm schufteten, das Leben erleichtern. Allerdings wurden nicht nur die Rücken der Arbeiter erleichtert, sondern auch die Arbeiter um ihre Jobs - aber das ist eine andere Geschichte.
Und so sieht ein Container aus. Er ist standardisiert und grundsätzlich in zwei Ausführungen lieferbar: Als knapp sieben Meter lange "Twenty-Foot Equivalent Unit" (TEU) oder, wie dieser hier, als doppelt so lange FEU ("Forty-Foot Equivalent Unnit"). Daneben gibt es noch zahlreiche Varianten: Kühlboxen etwa, oder Spezialcontainer zum Transport von Tieren oder Waren mit außergewöhnlichen Maßen.
Bild: Robert Schmiegelt/Geisler/picture alliance
In Bremen begann es
Mai 1966, Bremer Überseehafen: Die "Fairland", ein Schiff der McLean-Reederei, bringt die ersten 110 Container nach Deutschland. Hier hier sieht man auch den eigentlichen Mehrwert der McLeanschen Erfindung: Es ist die Vernetzung der einzelnen Speditionswege, die das neue System so erfolgreich machen. Ohne Umladen kann die Ware direkt vom Kai aus per Lkw oder Bahn weiter transportiert werden.
1956 hatte McLean den Tanker "Ideal X" gekauft und so umgebaut dass er Auflieger von Sattelschleppern ohne deren Zugmaschinen aufnehmen konnte. Heute transportieren Riesen wie die "HMM Algeciras" der koreanischen Reederei Hyundai Merchant Marine fast 24.000 TEU auf einmal. Das 399,9 Meter lange Schiff hat einen Tiefgang von mehr als 16 Metern - und kann schon längst nicht mehr alle Häfen anlaufen.
Bild: Joe Giddens/PA Wire/picture alliance
Groß ist schon gut, aber ...
... nicht entscheidend. Wichtiger ist die Anbindung im Hafen, wie hier im chinesischen Qingdao. Container sind genauer betrachtet sowohl Export-, wie auch Importkisten. Sie sind in einem ununterbrochenen Kreislauf unterwegs: Um ihre angelieferte Ladung erleichtert, werden sie gleich wieder beladen und gehen schnellstmöglich auf die nächste Reise.
Bild: picture-alliance/ZUMA Wire/Y. Fangping
Immer wichtiger
Es sind weltweit so viele Waren unterwegs - und im globalen Handel werden mehr als 90 Prozent davon auf Schiffen transportiert - dass die Arbeit hier keine Pause kennt, es wird Tag und Nacht gefahren, geladen und gelöscht - wie hier am Burchard-Kai im Hamburger Hafen. Laut dem Branchendienst Alphaline gibt es derzeit 6220 Containerschiffe, die 24,35 Millionen TEU transportieren.
Bild: Volker Schlichting/Zoonar/picture alliance
Hafen mit Bahnanschluss
Der Hamburger Hafen, seine Kräne sind hier im Hintergrund zu erkennen, hat natürlich einen Gleisanschluss. Oder besser: einen eigenen großen Bahnhof. Der Hafenbahnhof Alte Süderelbe wird von der HPA, der Hamburg Port Authority, betrieben.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt
Alles im Griff
Die schiere Menge an Waren (und deswegen auch an Containern) erfordert eine ausgeklügelte Planung, Leitung und Kontrolle. Hier, im Leitstand des Container Terminals Altenwerder des Hamburger Hafens, geht es daher zu wie im Tower eines internationalen Großflughafens.
Bild: HHLA
Und binnen geht es weiter
Nicht nur "buten" (also: draußen, auf hoher See) sondern auch binnen (im Hinterland) werden Container verschifft. Die Binnenschifffahrt ist der dritte wichtige Transportweg innerhalb Deutschlands: Nach der Straße und der Schiene sind es die Flüsse und Kanäle. Und in Duisburg, an Europas größten Binnenhafen, endet und beginnt auch der Schienenweg nach Ostasien - über Pekings neue "Seidenstraße".
Bild: picture-alliance/dpa/B. Thissen
Einladung an Schmuggler
Bei den vielen Millionen Containern, die täglich irgendwo auf dieser Welt angelandet werden, ist es natürlich nicht möglich, immer zu wissen, was da nun wirklich drin ist - Kriminelle nutzen das weidlich aus. Hier freut sich der pakistanische Brigadegeneral Ashfaqur Rashid Khan, dass es seiner Anti-Drogen-Einheit gelungen ist, wenigstens diese Drogenladung zu entdecken.
Bild: AP
Auch ästhetisch ein Gewinn
Viele Menschen finden die Frachtkisten schlicht und einfach hässlich: eintönig, oft verbeult, meist schmutzig - echt langweilig. Doch wenn sie "aus dem Kontext genommen und mit kreativer Energie aufgeladen der hässlichen Fratze des Kapitalismus den Spiegel vorhalten" - ja dann ... Aber wir sind hier ja nicht in der Kulturredaktion.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler
Und doch ...
... ja, auch den Kapitalismus kann man ästhetisieren: Etwa, wenn man die Arbeit mal weglässt - und zwar sowohl die geleistete von Kranführern, Lastwagenfahrern oder Seeleuten als auch die nicht mehr benötigte der Hafenarbeiter von früher - dann entwickeln die Container durchaus einen atmosphärischen Reiz. Wie an diesem Abend im Container Terminal Altenwerder des Hamburger Hafens.