Viele halten ihn für den besten Schauspieler seiner Generation. Robert De Niro brillierte als Mafioso ebenso wie als Charmeur und spielte auch seine humorvolle Seite aus. Jetzt hat die Hollywood-Legende Geburtstag.
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Der am 17. August 1943 in New York geborene Robert De Niro hat in seiner Karriere so viele meisterliche Auftritte vor den Kameras abgeliefert, so viele Lobeshymnen eingeheimst und so viele Preise gewonnen, dass man bei einer Auflistung der besten Kinodarsteller aus Amerika keinesfalls um ihn herumkommen würde.
Es sind vor allem die Filme, die Robert De Niro mit Regisseur Martin Scorsese gedreht hat, die ihn unsterblich machen: "Hexenkessel" und "Taxi Driver", "Wie ein wilder Stier", "Good Fellas" und "Casino", um nur einige zu nennen. In ihnen zeigte De Niro schon früh, was er drauf hat. Blitzschnell kann er zwischen Sensibilität und Gewaltbereitschaft wechseln, und auf seinem Gesicht spiegeln sich ganze Seelenlandschaften wider.
Auf De Niro trifft tatsächlich zu, was man gemeinhin bei Schauspielern mit Charisma und Können rühmt: Er kann mit dem Ziehen einer Augenbraue, mit dem leichten Anheben seines Mundwinkels oder dem Faltenwurf der Stirn ungemein viel bewirken. Das war zu Beginn der Karriere so, in der De Niro vor allem als brutaler und gewalttätiger Charakter in Gangster- und Mafiafilmen zu sehen war. Und es trifft auch auf seine zweiten Karrierehälfte zu, in welcher sich der Darsteller mit Erfolg auch in Komödien präsentiert.
Robert De Niro zum 80.: Ein Leben im Film
Robert De Niro gehört zu den größten Schauspielern des amerikanischen Films. Mit Martin Scorsese bildet er ein Traumduo des US-Kinos. So dominieren auch Filme von De Niros Lieblingsregisseur unsere Auswahl.
Bild: Netflix/dpa/picture alliance
Junger Gangster bei Scorsese: "Hexenkessel" (1973)
Martin Scorsese holte für seinen dritten Film "Hexenkessel" ("Mean Streets") den jungen Schauspieler Robert De Niro vor die Kamera. De Niro hatte bis dahin schon ein paar Filme abgedreht, doch sollte das Drama um ein paar New Yorker Kleingangster sein künstlerischer Durchbruch werden. Gleichzeitig war es der Auftakt zu einer überaus erfolgreichen Zusammenarbeit des Duos.
Bild: United Archives/dpa/picture alliance
In den Fußstapfen von Marlon Brando: "Der Pate II" (1974)
1974 gab Regisseur Francis Ford Coppola dem talentierten Jungschauspieler die Chance, in der Fortsetzung seines Kinohits "Der Pate" (The Goodfather) mitzuspielen. De Niro nutzte sie. Das war fast eine Stabübergabe: Marlon Brando, der im ersten Teil als alter Gangsterboss geglänzt hatte, galt als bester Schauspieler Hollywoods. De Niro übernahm seine Rolle - als Pate und als "bester Schauspieler".
Bild: Keystone/picture alliance
De Niro in Europa: "1900" (1976)
Auch Europas Regisseure wurden in jenen Jahren auf den jungen Amerikaner aufmerksam. Italiens Starregisseur Bernardo Bertolucci verpflichtete De Niro (r.) für sein rund fünfstündiges Epos "1900" ("Novecento") über italienische Geschichte. Auch hier entfaltete sich das Charisma des gebürtigen New Yorkers - an der Seite von Weltstars wie Donald Sutherland (l.) und Gerard Depardieu (Mitte).
Bild: Keystone/picture alliance
Kultfilm "Taxi Driver" (1976)
Direkt im Anschluss folgte dann der Film, der sich in Herz und Hirn von Millionen Filmfans in aller Welt einbrennen sollte: Martin Scorseses "Taxi Driver". De Niros Auftritt als vereinsamter und zunehmend gewaltbereiter New Yorker Taxifahrer gilt heute als einer der legendärsten Auftritte eines Schauspielers in der neueren amerikanischen Kinogeschichte.
Bild: akg-images/picture alliance
Musikalisch: "New York, New York" (1977)
Scorsese war es auch, der ein Jahr später im Musikfilm "New York, New York" zeigen sollte, dass De Niro nicht nur Gangster und Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs spielen konnte. Sein Auftritt als Saxophonist an der Seite von Liza Minnelli deutete an, wohin die Karriere De Niros viele Jahre später noch gehen sollte: zu vielen augenzwinkernden und humorigen Auftritten.
Bild: KPA/picture alliance
Verzweiflung und Gewalt: "Die durch die Hölle gehen" (1978)
Doch zunächst einmal blieb Robert De Niro im ernsten Rollenfach. Als gequälter und von verschiedenen Seiten drangsalierter US-Soldat im Vietnam-Drama "Die durch die Hölle gehen" ("The Deer Hunter") überzeugte De Niro einmal mehr in einem Filmdrama, das Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Gewalt stellte.
Bild: United Archives/picture alliance
Die Krönung: "Wie ein wilder Stier" (1980)
1980 folgte der Film, der De Niro den Oscar als bester Hauptdarsteller einbrachte: "Wie ein wilder Stier" ("Raging Bull"). Eine verdiente Auszeichnung: Wohl selten hatte man auf der Leinwand den Auftritt eines Schauspielers gesehen, der in zwei Stunden so viele Facetten zeigte. Legendär ist De Niros Gewichtszunahme von 30 Kilo, die er sich für die Rolle des Boxers Jake LaMotta anfutterte.
Bild: United Archives/IMAGO
Gangsterepos: "Es war einmal in Amerika" (1984)
Ein halbes Jahrzehnt später war es wieder einmal ein italienischer Regisseur, der De Niro zu schauspielerischen Höchstleistungen antrieb. In Sergio Leones "Es war einmal in Amerika" ("Once Upon a Time in America") überzeugte De Niro an der Seite seines Filmpartners James Woods in der Rolle eines Kleinkriminellen, der durch den Alkoholschmuggel zum Gangsterboss aufsteigt.
Bild: United Archives/IFTN/picture alliance
Noch einmal Mafia: "Casino" (1995)
Mitte der 1990er-Jahre schwang sich Robert De Niro, der sich in der Zwischenzeit auch einige leichtere Rollen gegönnt hatte, noch einmal zu schauspielerischen Großtaten auf. Wieder einmal setzte ihn sein alter Freund Martin Scorsese in einem epochalen Mafiafilm ein. Wieder spielte De Niro seine Fähigkeiten aus, als Familienmensch und brutaler Gangster weich und hart zugleich aufzutreten.
Bild: picture-alliance/United Archives
Kongeniales Duo mit Al Pacino: "Heat" (1995)
Direkt danach vereinte Regisseur Michael Mann in seinem Thriller "Heat" zwei Schauspielstars, die sich wunderbar ergänzten: Robert De Niro und Al Pacino. De Niro, der in "Heat" den Part des Gangsters übernahm, lieferte sich mit Al Pacino als Polizei-Lieutenant ein packendes Duell um Ehre und Ethos. Ein Fest für alles Fans des anspruchsvollen amerikanischen Genrekinos.
Bild: kpa/picture alliance
Wieder vereint mit Scorsese und Pesci: "The Irishman" (2019)
2019 erscheint mit "The Irishman" nach 24 Jahren die erste abendfüllende Kollaboration von Martin Scorsese und Robert De Niro. An der Seite von Joe Pesci, Al Pacino und Harvey Keitel spielt De Niro einen Auftragsmörder. Der Film erzählt seine Story vor allem in Rückblenden und ist so auch eine Art Rückblick auf eine grandiose Karriere. Nicht nur die Fans, auch die Kritiker sind begeistert.
Bild: Netflix/dpa/picture alliance
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De Niro überzeugte auch in Melodramen und Familienfilmen
Nicht alles gelang De Niro. Nach seinen ersten großen Filmen mit Martin Scorsese oder unter der Regie von Meistern wie Michael Cimino, Bernardo Bertolucci oder Sergio Leone gab es ein paar Jahre und etwa ein Dutzend Filme, in denen sich der große Mime auf seinen Meriten auszuruhen schien. Ein wenig manieriert und zu routiniert erschien da manchmal sein Mienenspiel. Doch immer wieder verstand es De Niro, zwischendurch auch im leichteren Fach zu überzeugen.
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De Niro und Humor - das kam auch an den Kinokassen gut an. Die Erfolgskomödie "Meine Braut, ihr Vater und ich" und ihre Fortsetzungen spülten zig Millionen Dollar in die Kinokassen. Schon zuvor hatte De Niro in Werken in der Actionkomödie "Midnight Run" oder an der Seite von Billy Crystal in "Reine Nervensache" überzeugen können. Auch in so manchen interessanten Nebenrollen begeisterte der Charakterdarsteller, der einst beim Theater begonnen hatte - hier sei nur sein selbstironischer Auftritt in Quentin Tarantinos "Jackie Brown" erwähnt.
New Yorker durch und durch
Ausgezeichnet wurde der Amerikaner natürlich auch: Zwei Oscars, einer als bester Nebendarsteller in "Der Pate II" und einer für seine fulminante Boxerrolle in "Wie ein Wilder Stier" waren die Krönung. Mehrfach war er darüberhinaus für die kleine goldene Hollywood-Statuette nominiert. Dabei ist die amerikanische Westküste nicht Robert De Niros bevorzugte Spielwiese. De Niro ist New Yorker durch und durch, dort wuchs er auf, von dort stammt auch sein Lieblingsregisseur Martin Scorsese, und in New York spielten viele seiner besten Filme.
Und in der US-Ostküsten-Metropole etablierte Robert De Niro, der als medienscheu gilt und mit Interviews recht sparsam umgeht, im Jahre 2002 mit der Produzentin Jane Rosenthal auch das Tribeca Film Festival, das sich zu einem der besten und erfolgreichen in den USA entwickelte. New York ist De Niros geistige Heimat, und so verwundert es auch nicht, dass der Schauspieler für die "eine" Seite der Vereinigten Staaten von Amerika steht, nämlich der Europa zugeneigten. Immer wieder engagiert sich der Schauspieler für die Demokraten, den früheren US-Präsidenten Donald Trump hat er als "unverhohlen dumm" und als "Dreckskerl" bezeichnet.
Wieder vereint mit Scorsese
2019 macht De Niro seinen Fans weltweit ein großes Geschenk: "The Irishman" ist - bis auf einen Kurzfilm - nach vielen Jahren seine erste Zusammenarbeit mit Martin Scorsese und, wie könnte es anders sein, ein Mafia-Film. An der Seite von Joe Pesci, Al Pacino und Harvey Keitel spielt De Niro einen Auftragsmörder. Der Film erzählt seine Story vor allem in Rückblenden und ist so auch eine Art Rückblick auf eine grandiose Karriere. Nicht nur die Fans, auch die Kritiker sind begeistert. Im selben Jahr überzeugt De Niro auch an der Seite von Joaquin Phoenix in "Der Joker".
De Niro arbeitet auch mit 80 Jahren scheinbar nonstop. Im Oktober 2023 erscheint mit "Killers of the Flower Moon" seine insgesamt elfte Zusammenarbeit mit Martin Scorsese, der bereits 2022 seinen 80. Geburtstag feierte. Wir wünschen einem der größten Schauspieler unserer Zeit: Happy birthday, Bob!
Dies ist eine aktualisierte Fassung des Artikels aus dem Jahr 2018.