Ein Grashalm hat die Zigarette im Mundwinkel ersetzt, und dicker ist Lucky auch geworden. Aber noch immer schießt er schneller als sein Schatten, auch nach 70 Jahren. Der bekannteste Comic-Cowboy feiert Geburtstag.
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Lucky Luke wird 70
Keiner hat vom Wilden Westen mehr gesehen als er: Lucky Luke und sein
treues Pferd gehören zu den bekanntesten Comicfiguren. Dabei kommt der Cowboy gar nicht aus den USA, sondern aus Belgien.
Bild: Lucky Comics
Immer cool und gelassen: Lucky Luke
Im Wilden Westen muss ein Held einfach so sein: Nie Angst oder Schwäche zeigen! Lucky Luke hat im Laufe seiner 70-jährigen Geschichte viele Abenteuer bestanden, bei denen er auf schillernde Persönlichkeiten der realen amerikanischen Western-Geschichte traf. Vor allem aber kämpfte er gegen die Daltons, die vier Verbrecher-Brüder, die es immer wieder schaffen, aus dem Gefängnis auszubrechen.
Bild: Lucky Comics
Jolly Jumper, der treue Schimmel
Jolly Jumper ist Lucky Lukes verlässlicher Partner. 1946 ließ Morris den "Lonesome Cowboy" zum ersten Mal mit seinem Apfelschimmel durch die Prärie reiten. Das erstaunliche Tier kann Tee kochen, seiltanzen und bisweilen sogar sprechen. Auch hilft er seinem Herrn oft aus der Klemme. In den deutschen Übersetzungen, die zuerst bei Kauka erschienen, hieß Jolly Jumper übrigens Rosa.
Bild: Lucky Comics
Ein ideales Paar
Jolly Jumper kann auch Schach spielen, und vor allem unterhält er sich munter mit seinem Reiter. Dabei lässt er immer wieder durchblicken, dass er Lucky nicht so ganz ernst nimmt. Seine Aufgabe ist es, auf den wagemutigen Cowboy aufzupassen, ihn rechtzeitig zu warnen. Dabei erfreut er den Leser immer wieder mit sarkastischen Spitzen und trockenen Kommentaren.
Bild: picture alliance/United Archives/IFTN
Lucky Luke, der Indianer-Versteher
Okay, die Begegnung mit den Indianern verläuft nicht immer freundlich. Lucky landet auch schon mal am Marterpfahl. Aber meistens reitet der Cowboy den Indianern entgegen und begrüßt seine "roten Brüder" mit erhobener rechter Hand: "Hugh!" In "Die Goldmine von Dick Digger" begegnet Lucky Luke 1947 zum ersten Mal einem Indianer. Der "rote Bruder" rettet den Cowboy.
Bild: Lucky Comics
Der Wilde Westen
Die Serie ist eine Western-Parodie, spätestens seit Morris in New York die Macher des 1952 gegründeten MAD-Magazins kennengelernt hatte. Ab 1948 lebte der Belgier sechs Jahre lang in den USA, bereiste das Land von der Ostküste bis Kalifornien und Mexiko. Er legte sich ein umfangreiches Archiv über die Pionierzeit im amerikanischen Westen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an.
Bild: Lucky Comics
Lucky Luke in der Wüste
Daraus konnte er schöpfen, auch nachdem er 1954 nach Belgien zurückgekehrt war. Er zeichnete Wüstenebenen mit Kakteen und Klapperschlangen, Mammutbäume und den mächtigen Mississippi, den schneebedeckten Chilcoot-Pass zum Klondike, Canyons mit bizarren Felsformationen, boomende Goldgräberorte und nach dem Rausch zurückgelassene Geisterstädte.
Bild: Lucky Comics
Til Schweiger als Lucky Luke
2004 verkörperte Til Schweiger den Cowboy mit der immergleichen Kleidung und kämpfte gegen die vier Verbrecherbrüder in dem Film "Die Daltons vs. Lucky Luke". Eine Verbrecherbande mit Familiennamen Dalton gab es im Wilden Westen tatsächlich: Die Brüder Bob, Grat, Bill und Emmet. "Die Gesetzlosen" werden von Lucky Luke immer wieder zur Strecke gebracht.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen
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Ganz so alt, wie sein geistiger Vater wurde er noch nicht, da fehlen noch sieben Jahre. Sein belgischer Zeichner Maurice De Bevere war 23, als er den tapferen Cowboy kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zum Leben erweckte. Morris, wie er sich mit Künstlernamen nannte, gehörte zu den Zeichnern, die Belgien in Europa zum Mutterland des Comics machten. Am 7. Dezember 1946, vor siebzig Jahren, erschien in dem Magazin "Spirou Almanach 1947" die erste Lucky Luke-Geschichte. Bis 1955 war Morris auch verantwortlich für die Texte.
Lucky Luke hat viele Väter
Danach konzentrierte er sich auf die Bilder. In den USA hatte er den begnadeten Texter René Goscinny kennengelernt. Bis zu seinem Tod 1977 entwarf der damals schon bekannte Comic-Autor die Plots. Nach ihm wechselten die Autoren häufig, Morris arbeitete mit insgesamt 15 Textern zusammen.
70 Lucky Luke-Alben schuf Morris, das letzte mit dem klassischen Titel "Eine Wildwest Legende". Als er 2001 starb, übernahm der 1961 in Lyon geborene Achdé die Zeichnungen – Hervé Darmenton, H. D., gesprochen Achdé. "Natürlich sagten in Frankreich die Medien und einige Möchtegern-Intellektuelle: 'Wenn jemand anderes die Serie übernimmt, muss das revolutionär werden!", erzählt Achdé. "Das wollte ich nicht, und vielleicht hat gerade das dazu geführt, dass es ein Erfolg wurde. Ich habe die Serie in der Tradition von Morris weitergeführt." Laurent Gerra textet zurzeit die Episoden.
Geschichtliches wird skurril im Comic
Vom Öl-Boom über die Verbreitung des Telegrafen bis zum Krieg mit den Indianern: In Luckys Abenteuern spiegelt sich so ziemlich alles, was die USA im 19. Jahrhundert beschäftigte. Jedes Thema taugt für skurrile Begebenheiten und herzlichen Witz. Nicht selten mischt sich auch eine Spur der grausamen Realität hinein, die Episode "Das Greenhorn" etwa zeigt Schikanen gegen Einwanderer.
Lucky Luke ist längst eine legendäre Serie, und ihre Helden sind unsterblich. In Brüssel erinnert sogar der offizielle Beiname einer Straße an den Westernhelden. Im belgischen Charleroi steht eine Lucky Luke-Statue. In Deutschland ist die Serie mit fast 40 Millionen verkauften Alben die erfolgreichste neben Asterix. Im Egmont Verlag, wo der Westernheld seit 1977 seine deutsche Heimat gefunden hat, erschien eine Gesamtausgabe in 24 Bänden. Zum Jubiläum hat der Verlag mehrere Sonderausgaben wichtiger Alben veröffentlicht, darunter auch Morris' allerletzten Band.
Der "Lonesome Cowboy" - ein Filmheld
Und natürlich wurden die Abenteuer auch immer wieder verfilmt. Neben mehreren Zeichentrickverfilmungen gibt es auch Filme, in denen Schauspieler die Helden verkörperten. Unter anderem spielten 1991 Terence Hill, 2004 Til Schweiger und 2009 Jean Dujardin den "armen einsamen Cowboy". "The Lonesome Cowboy", mit diesem echten Cowboy-Song besingt sich der vergnügte Melancholiker Lucky Luke am Ende eines jeden Abenteuers beim Ritt in den Sonnenuntergang selbst.