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Harares Frauen haben genug

Kerstin Poppendieck5. August 2012

In der Hauptstadt von Simbabwe demonstrieren Hunderte Frauen gegen willkürliche Verhaftungen ihrer Geschlechtsgenossinnen. Die Polizei behauptet, die Festgenommenen seien Prostituierte.

Demonstration von Frauen gegen die Verhaftungen (Foto: privi(c)2012) *** Wer hat das Bild gemacht/Fotograf?: Privilege Musvanhiri Wann wurde das Bild gemacht?: Juli 2012 Wo wurde das Bild aufgenommen?: Harare, Simbabwe
Demonstration Frauen in Harare SimbabweBild: privi(c)2012

Hunderte Frauen haben sich auf dem Union Square in Harare versammelt. Was auf den ersten Blick wie ein Fest mit Musik, Tanz und Gesang aussieht, ist eine Protestaktion gegen die Polizei.

Unter den Frauen ist auch Tsitsi Dangarembga. Die bekannte simbabwische Schriftstellerin und Aktivistin wurde selbst bereits verhaftet. Jetzt hat sie genug. "Die Polizei verhaftet zur Zeit völlig willkürlich Frauen unter dem Vorwand, sie würden hausieren gehen. Damit schränken die Polizisten unsere Bewegungsfreiheit drastisch ein." Viele der Frauen, die zur Demonstration gekommen sind, wurden bereits selbst verhaftet und von der Polizei schikaniert.

Auch Anna Meki ist gekommen. Die 28-Jährige war mit Freunden am Wochenende in einem Club unterwegs. Als sie danach zusammen mit ihrer Cousine nach Hause fahren wollte, wurde sie festgenommen. "Die Polizisten haben mehrfach zu uns gesagt, dass anständige Frauen nachts nicht unterwegs seien, und dass sie wüssten, dass nur Prostituierte um diese Uhrzeit noch auf der Straße seien. Sie haben uns immer wieder nach unseren Ehemännern gefragt, und es war eindeutig, dass es ein Problem für sie war, dass wir unverheiratet sind."

Für eine Nacht ins Gefängnis

Die Polizisten beziehen sich bei ihren Verhaftungen auf ein Gesetz, nach dem Prostitution in Simbabwe verboten ist. Allerdings bestreiten fast alle Frauen, die bisher verhaftet wurden, Prostituierte zu sein. Selbst Frauen in Begleitung ihrer Ehemänner wurden verhaftet.

Frauen protestieren mit traditionellem Gesang und TanzBild: privi(c)2012

Obwohl das Gesetz in ganz Simbabwe gilt, geht nur die Polizei in Harare gegen die Frauen vor, denn das ist die einzige Stadt Simbabwes mit einem nennenswerten Nachtleben. Es gibt zahlreiche Bars, Clubs, Theater und Restaurants in der Hauptstadt. Manche Frauen werden nach einem mehrstündigen Verhör verwarnt und wieder freigelassen. Doch normalerweise verbringen sie eine Nacht in Haft, wenn sie die Strafe nicht sofort bezahlen können.

Nur Frauen werden verhaftet

Harares Frauen fühlen sich doppelt ungerecht behandelt: Nicht nur werden sie fälschlicherweise der Prostitution beschuldigt, es werden auch nur Frauen verhaftet. Männer können sich auch nachts völlig frei durch die Straßen Harares bewegen.

Der leitende Polizeiinspektor James Sabau bestreitet die Vorwürfe. Seiner Meinung nach wissen die Frauen, welche Plätze in Harare für Prostitution bekannt sind. Wenn sie sich dort nachts aufhalten, sei es für ihn klar, dass diese Frauen Prostituierte sein müssen. Solange Prostitution in Simbabwe verboten sei, so Polizeiinspektor James Sabau weiter, würden die Verhaftungen fortgesetzt.

Petition an Polizei und Regierung

Für die Frauen Harares ist diese Vorgehensweise entwürdigend und eine Verletzung ihrer Menschenrechte. Viele Frauen trauen sich abends nicht mehr auf die Straße, aus Angst, sie könnten ebenfalls festgenommen werden. Auch wenn sie bisher von keinem Politiker gehört wurden, geben sie nicht auf.

Demonstrantinnen schreiben ProtestplakateBild: privi(c)2012

So wie Tsitsi Dangarembga kämpfen sie weiter für ihre Rechte als Frauen und Bewohnerinnen Simbabwes. "Wir werden eine Petition an den Polizeibeauftragten und den Innenminister schicken. Wir betonen darin, dass Frauen eine wichtige Rolle im Befreiungskampf gespielt haben und dieses Land mit aufgebaut haben. Deshalb fordern wir Gleichberechtigung und die gleichen Rechte für alle", sagt sie.