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Harris oder Trump: Wer profitiert vom demografischen Wandel?

16. Oktober 2024

Bei der US-Präsidentschaftswahl im November sind rund 244 Millionen Menschen wahlberechtigt. Wie sie sich am 5. November entscheiden werden, hängt von vielen Faktoren ab, auch von der demografischen Zugehörigkeit.

Frau in einem Wahllokal in den USA
Wird die Mehrzahl der Schwarzen Wählerinnen auch diesmal für die Kandidatin der Demokraten stimmen?Bild: Allison Joyce/AFP/Getty Images

Präsidentschaftswahlen finden in den Vereinigten Staaten immer am ersten Dienstag nach dem ersten Montag im November statt. Diesmal wird also am 5. November gewählt. Laut dem Thinktank Bipartisan Policy Center sind etwa 244 Millionen US-Amerikaner und US-Amerikanerinnen über 18 aufgefordert, ihre Stimme abzugeben. Wer wegen einer schweren Straftat verurteilt wurde, ist jedoch in einigen Staaten vom Wahlrecht ausgenommen.

Die Wahlbeteiligung ist in den vergangenen Jahren in den USA gestiegen. Während 2016 lediglich 59 Prozent der Wahlberechtigten bei der Präsidentschaftswahl den Weg an die Urnen fanden, waren es vier Jahre später 66 Prozent. Es war laut Pew Research Center die höchste Wahlbeteiligung an einer bundesweiten Wahl seit 1900.

Ethnische Identität als Schlüsselfaktor

Eine wichtige Rolle bei US-Wahlen spielt die ethnische Identität. Es gibt große Unterschiede bei der Wahlbeteiligung zwischen den verschiedenen Volksgruppen. Fast 71 Prozent der weißen Wählerinnen und Wähler gaben 2020 ihre Stimme ab. Bei den nicht-weißen Wählern waren es laut der gemeinnützigen liberalen Denkfabrik Brennan Center for Justice nur 58,4 Prozent. 62,6 Prozent der schwarzen Wähler, 53,7 der Wähler lateinamerikanischer Herkunft und 59,7 Prozent der asiatischstämmigen Wähler beteiligten sich damals an der Abstimmung.

Wie der Brennan Center berichtet, haben einige Bundesstaaten die Wählerregistrierung über die Jahre erschwert. Das gilt insbesondere für von Republikanern regierte Staaten, in denen der Anteil nicht-weißer Wählerinnen und Wähler in den vorangegangenen Jahren gestiegen war.

In der Vergangenheit tendierten schwarze US-Amerikaner dazu, die Demokraten zu wählen und 2020 bildete keine Ausnahme. 87 Prozent der schwarzen Wählerinnen und Wähler stimmten für das Kandidatenpaar der Demokraten, Joe Biden und Kamala Harris. Bei denselben Wahlen stimmten 58 Prozent der weißen Wählerinnen und Wähler für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und seinen Vize Mike Pence, während sich laut Befragungen nach der Stimmabgabe 65 Prozent der Wähler lateinamerikanischer Herkunft und 61 Prozent der asiatischstämmigen Wähler für Biden/Harris entschieden hatten.

Demokraten oder Republikaner? Etwa 244 Millionen Wählerinnen und Wähler können am 5. November abstimmen.Bild: imago/UIG

Noch ist unklar, ob diese Gruppen bei den Wahlen in diesem Jahr erneut dieselbe Partei unterstützen werden, sicher ist jedoch, dass der Anteil schwarzer Wahlberechtigter seit 2020 gestiegen ist. Dem Pew Research Center zufolge sind 2024 etwa 34,4 Millionen Schwarze wahlberechtigt, ein Anstieg von 7 Prozent. Mit anderen Worten, es gibt mehr schwarze Wählende als 2020. Im Jahr 2012 waren nur 12,1 Prozent der Wahlberechtigten schwarz, im Jahr 2024 werden es Prognosen des Pew Research Centers zufolge 14 Prozent sein.

Ob sich dies zugunsten von Kamala Harris auswirkt, die zur demokratischen Präsidentschaftskandidatin gewählt wurde, nachdem Biden aus dem Rennen ausschied, muss sich noch zeigen. Wie bereits erwähnt ist die Wahlbeteiligung unter schwarzen Wahlberechtigten geringer als unter weißen. Zudem ist der Anteil schwarzer Wählender, die ihr Kreuz bei demokratischen Kandidaten setzen, seit 2012, als Barack Obama zuletzt die Wahlen gewann, leicht gesunken. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Joe Biden 2020 Kamala Harris mit ihren jamaikanisch - und indisch-amerikanischen Wurzeln als seine Vizepräsidentschaftskandidatin wählte. Sowohl Harris' Vater als auch ihre Mutter kamen als junge Erwachsene in die USA, er aus Jamaika, sie aus Indien. Ob Harris' Herkunft jetzt, da sie nicht mehr als Vize-Präsidentin sondern als Präsidentin kandidiert, den Ausschlag geben wird, ist noch unklar.

Junge Wähler, alte Wähler

Der Anteil der jungen Wähler und Wählerinnen war 2020 deutlich höher als 2016. Während 2016 nur etwa 39 Prozent der 18 bis 29-Jährigen an die Urnen gingen, waren es 2020 laut Zahlen des Center for Information and Research on Civic Learning and Engagement der Tufts University in Massachusetts 50 Prozent.

Werden 2024 wieder so viele junge Wählerinnen und Wähler zu den Wahlurnen gehen wie 2020?Bild: picture alliance/ZUMAPRESS

Doch wo auf dem politischen Spektrum stehen die jungen Wähler? Befragungen nach der Wahl 2020 zeigten, dass 60 Prozent aller jungen Wähler für Biden stimmten und nur 36 Prozent für Trump. Auch die Mehrheit der Wähler zwischen 30 und 44 Jahren stimmte für Biden, mit 52 Prozent fiel ihre Mehrheit jedoch geringer aus. Bei den Wählern ab 65 Jahren schnitt Trump am besten ab, 62 Prozent dieser Altersgruppe gaben ihm ihre Stimme.

2023 gaben 66 Prozent der 18 bis 24-jährigen Wahlberechtigten an, sie seien Demokraten oder stünden den Demokraten nahe. Von den 25 bis 29-Jährigen taten dies 64 Prozent. Bei den Wahlberechtigten in den Dreißigern schrumpft dieser Anteil auf 55 Prozent. 42 Prozent in dieser Altersgruppe bezeichnen sich als Republikaner oder den Republikanern nahestehend. Die größte Mehrheit können die Republikaner bei den Wahlberechtigten über 80 verzeichnen. Laut Pew Research Center identfizierten sich 58 Prozent von ihnen mit den Republikanern und nur 39 Prozent mit den Demokraten.

Wen wählen die Frauen?

Seit 1980 beteiligen sich an Präsidentschaftswahlen mehr Frauen als Männer. 2020 gingen 68,4 Prozent der wahlberechtigten Frauen zur Wahl, jedoch nur 65 Prozent der Männer, hat das Center for American Women and Politics (CAWP) an der Rutgers University in New Jersey herausgefunden. "In jeder Präsidentschaftswahl seit 1996 gab die Mehrheit der Frauen dem demokratischen Kandidaten den Vorzug", stellte das CAWP außerdem fest.

Betrachtet man die ethnische Zugehörigkeit, gibt es jedoch Unterschiede. Seit den Wahlen im Jahr 2000 stimmte die Mehrzahl der weißen Wählerinnen für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten, die überwiegende Mehrheit der schwarzen und asiatischstämmingen Wählerinnen sowie die Wählerinnen lateinamerikanischer Herkunft jedoch für den oder die Kandidatin der Demokraten.

2020 stimmten 57 Prozent der Frauen für Biden und 42 Prozent für Trump (unter den Männern stimmten 53 Prozent für Trump und 45 Prozent für Biden). Von den weißen Frauen gaben jedoch laut CAWP nur 44 Prozent Biden ihre Stimme, 55 Prozent wählten Trump. Bei den schwarzen Wählerinnen ergibt sich ein deutlich anderes Bild: 90 Prozent stimmten für Biden und nur 9 Prozent für Trump.

Auch viele Frauen unterstützen Ex-Präsident Trump leidenschaftlichBild: Wilfredo Lee/AP Photo/picture alliance

In einer im Juni 2024 veröffentlichten Umfrage fanden Forscher für die US-Gesundheitsorganisation KFF (ehemals Kaiser Family Foundation) heraus, dass sich unter den Wählerinnen offenbar mehr Biden-Anhängerinnen von ihrem Kandidaten abwenden als unter den Trump-Anhängerinnen. Von den Frauen, die 2020 für Biden stimmten, sagten 83 Prozent, sie würden ihn in den kommenden Wahlen wieder wählen. Sieben Prozent wollten diesmal für Trump stimmen und 10 Prozent wollten einen anderen Kandidaten unterstützen oder gar nicht wählen.

Von den Frauen, die 2020 Trump wählten, wollen dies 92 Prozent in diesem Jahr wieder tun. Keine sagte, sie wolle stattdessen Biden unterstützen. Sieben Prozent wollten einen anderen Kandidaten unterstützen oder gar nicht wählen.

Doch natürlich steht Biden nicht mehr zur Wahl. Ob Harris die Wählerinnen zurückgewinnen kann, deren Unterstützung Biden verloren hat, ist eine der großen Fragen, die erst am 5. November beantwortet werden wird.

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.

Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker
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