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Harry Belafonte ist tot

25. April 2023

Mit seinem Calypso-Sound hat er Musikgeschichte geschrieben und er war ein prominenter Aktivist. Jetzt ist Harry Belafonte im Alter von 96 Jahren gestorben.

Harry Belafonte in Dresden
Harry BelafonteBild: Arno Bugri/dpa/picture alliance

Er war Sänger, Schauspieler, Entertainer, Friedensaktivist: Harry Belafonte hatte viele Facetten. Nun ist der Weltstar im Alter von 96 Jahren gestorben.

Der Name Harry Belafonte steht nicht nur für den luftig-leichten Calypso-Sound, der in den 1950er-Jahren die Musikwelt erobert hat, sondern auch für seinen tatkräftigen Einsatz im Kampf gegen Rassendiskriminierung, Ausgrenzung, Hunger und Armut.

Er selbst kam am 1. März 1927 als Sohn eines Matrosen von der Karibikinsel Martinique und einer jamaikanischen Hilfsarbeiterin im New Yorker Stadtteil Harlem zur Welt. Der Vater trank oft und schlug seine Kinder, manchmal sogar krankenhausreif. Schließlich verließ er die Familie, die Mutter kehrte mit Harry und seinen Geschwistern in die Karibik zurück, lieferte ihn bei der Großmutter ab und gab ihm folgende Worte mit: "Lass keinen Tag vergehen, an dem du nicht die Gelegenheit ergreifst, für Gerechtigkeit zu kämpfen."

Belafonte bei einer Friedensdemonstration 1981 in BonnBild: Klaus Rose/dpa/picture-alliance

Kometenhafte Karriere

Jahre später zog Harry Belafonte wieder nach New York, besuchte die High School und hatte den Wunsch im Theater aufzutreten. Keine gute Idee im Amerika der 1950er-Jahre. Er herrschte noch die Rassentrennung, Schwarze wurden nicht gern im Rampenlicht gesehen. Trotzdem ließ er sich nicht beirren, trat weiter auf, bewies seine Entertainerqualitäten und wurde schließlich für einen renommierten Jazz-Club engagiert.

Danach ging alles sehr schnell: Die erste Filmrolle in "The Bright Road" (1954), ein Jahr später der Durchbruch als Schauspieler in "Carmen Jones". Der erste Plattenvertrag folgte. Sein Song "Mathilda" wurde direkt ein Hit. 1956 erschien das Album "Calypso", das sich mehr als eine Million Mal verkaufte - ein Erfolg, der an ein Wunder grenzt für einen schwarzen Musiker in jener Zeit. Fortan war er der "King of Calypso". Der "Banana Boat Song" machte ihn schon in jungen Jahren zur musikalischen Ikone.

Botschafter für Frieden und Gerechtigkeit

Belafonte hatte eine klare politische Haltung und nutzte seine Reichweite als Popstar, um gegen Rassismus und Diskriminierung Stellung zu beziehen. 1957 drehte er den Film "Island in the Sun" - eine Liebesgeschichte zwischen einem schwarzen Mann und einer weißen Frau. Ein regelrechter Skandal damals. Auch im echten Leben setzte er sich über Rassenschranken hinweg und heiratete eine Weiße.

Filmszene aus "Island in the Sun" (1957)Bild: Mary Evans Picture Library/picture alliance

Harry Belafonte war immer mehr als der stets gut aussehende Sänger mit der weichen Stimme und den 150 Millionen verkauften Tonträgern gewesen, auch mehr als ein erfolgreicher Schauspieler. Er war unbequem und setzte sich ohne Rücksicht auf seine Karriere immer wieder für Menschenrechte ein. Er kämpfte für Minderheiten wie Schwarze und Native Americans in den USA, unterstützte Aktionen gegen die Apartheid in Südafrika, protestierte gegen den Vietnamkrieg oder gegen das atomare Aufrüsten in den 1980er-Jahren. Und er setzte seine Popularität ein, um sich gegen Armut und Hunger in der Welt zu engagieren und wurde schließlich zum UNICEF-Botschafter ernannt.

Unicef-Botschafter Harry Belafonte in KigaliBild: frm/dpa/picture alliance

2014 wurde er mit einem Ehren-Oscar ausgezeichnet.

Nun hat Harry Belafonte die Bühne für immer verlassen. Aber er hinterlässt Musikklassiker, die weiterleben und die auf der ganzen Welt bekannt sind: Den "Banana Boat Song" mit dem fröhlichen "Day-oh!" oder "Mathilda", den Song von dem Mädchen, das einem jungen Kerl das Geld klaut und nach Venezuela verschwindet oder den Karibik-Schmuser "Island in the Sun". Generationen können diese Lieder mitsingen.

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online