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FC Chelsea gewinnt Champions League

Tobias Oelmaier
30. Mai 2021

Hochklassig, temporeich und der Königsklasse des europäischen Fußballs würdig: Der FC Chelsea setzt sich im Endspiel gegen Manchester City knapp, aber verdient durch. Ein Triumph auch für vier deutsche Protagonisten.

Portugal Porto | UEFA Champions League Finale | Kai Havertz
Bild: Manu Fernandez/REUTERS

Seinen erstes Tor in der Champions League hatte sich Kai Havertz für den besten Moment aufgehoben. Bisher glücklos vor dem gegnerischen Kasten im internationalen Wettbewerb im Trikot des FC Chelsea, war es der deutsche Nationalspieler, der die Blues-Fans in einen Freudentaumel versetzte. Sein 1:0 in der 43. Minute entschied das hocklassige Finale im rein englischen Duell mit Manchester City. 

Ja: Fans, ja: Freudentaumel - und das im Stadion. Gut 14.000 waren vor Ort in Porto dabei, als die Londoner ihren zweiten Titel in der Königsklasse nach 2012 feierten. Je knapp die Hälfte aus Manchester und aus London, die Reisen gesponsert von den milliardenschweren Klubeignern, der von City übernahm sogar die Gebühren für die obligatorischen Corona-Tests. "Das ganzes Spiel ist für die Fans, da machen wir uns nichts vor. Das ist alles ganz anders, wenn die Fans da sind", beschrieb der Sieger-Trainer Thomas Tuchel die Stimmung bei Sky.

Obligatorisch waren eigentlich auch die Gesichtsmasken im Estadio do Dragao, aber die Partie war so packend, dass der Virus-Schutz schon nach wenigen Augenblicken bei den meisten Zuschauern zunächst unter die Nase und dann in wundersamer Weise offenbar von den Schallwellen der Anfeuerungsrufe ganz davongetragen wurde. Denn es ging hin und her, wobei mehr hin - in Richtung City-Strafraum.

Musste nach einem Check von Antonio Rüdiger verletzt vom Platz: City-Kapitän Kevin De BruyneBild: Pierre-Philippe Marcou/REUTERS

Werner vergibt

Gleich dreimal hatte Havertz´ DFB-Kollege Timo Werner in der ersten Viertelstunde die Gelegenheit, die Führung zu erzielen, aber das Endspiel war ein Abbild seiner Premierensaison in der Premier League: Werner war da, vor allem im Zusammenspiel mit Havertz, aber meist unglücklich im Abschluss. Es ist ein offenes Geheimnis, dass man sich bei Chelsea schon nach einer besseren, durchschlagskräftigeren Lösung für das Sturmzentrum umsieht. 

Ganz anders der Ex-Leverkusener Havertz: Auch er tat sich manchmal schwer in der Liga, aber im Finale wurde er zum Matchwinner. Der 21-Jährige zog im offensiven Mittelfeld die Fäden, verteilte gekonnt die Bälle und war eben kurz vor der Pause genau an der richtigen Stelle, traf die richtigen Entscheidungen, als ihn Mason Mount mit eine 40-Meter-Steilpass auf die Reise schickte. Havertz, der 80-Millionen-Mann, legte den Ball am ungestüm herausstürmenden Ederson vorbei und vermied es dabei, das Foul zu nehmen, das zwar die Rote Karte für den brasilianischen Schlussmann, aber eben nur einen Freistoß gebracht hätte.

Vor ihm war jetzt nur noch das weite Netz. Ein Blick, ein Schuss, das 1:0, das den Triumph für sein Team bedeuten sollte. "Zum Glück habe ich ihn reingemacht, sonst wäre ich wieder der Depp gewesen", schmunzelte Havertz nach dem Spiel. Vielleicht zahlte sich ja jetzt aus, dass er schon als Kind, wie er erzählte, "gefühlt jedes Champions-League-Tor" mit seinem Bruder im Garten nachgespielt hatte.

Tuchel wetzt die Scharte aus

Voller Leidenschaft dabei: Trainer Thomas Tuchel gewinnt seinen ersten internationalen TitelBild: David Ramos/REUTERS

Ein Triumph war es aber auch für seinen Trainer: Thomas Tuchel, nach der Niederlage im Champions-League-Finale gegen die Münchener Bayern im vergangenen August mit Paris St. Germain bei der Vereinsführung in Ungnade gefallen, gelang es, bei seinem neuen Arbeitgeber auf Anhieb diese Scharte auszuwetzen - und das gegen den Godfather der Fußballtrainer, gegen Pep Guardiola.

Schon zweimal hatte Tuchel seinem Gegenüber in dieser Saison Niederlagen beigebracht, die aber an der Meisterschaft der Citizens nichts ändern konnten. Doch diese Siege machten etwas mit Tuchels Mannschaft: "Wir haben es die ganze Zeit gefühlt, wir sind der Stein im Schuh von Chelsea", freute er sich, auch wenn sein Team schon etwas Glück gebraucht habe, um mit einem "clean sheet", also ohne Gegentor durchzukommen.

Bei den Buchmachern als Außenseiter gehandelt, hatte Tuchel seine Mannschaft hervorragend auf die finanziell und personell noch potenteren Gegner eingestellt. Das Team spielte aus einem Guss, die Angriffe überfallartig, in der Schlussphase die Abwehr kompakt. Ilkay Gündogan und Kevin de Bruyne konnten ihre Klasse auf Seiten von Manchester nicht wie gewohnt entfalten. Hinten räumten wahlweise Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung oder der vorzügliche N'Golo Kante im defensiven Mittelfeld ab und vorne hatte eben Kai Havertz seinen großen Tag.

"Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung, es ist ein unfassbares Gefühl", sagte Havertz, und Trainer Tuchel war am Ende den Tränen nah. "Meine Familie ist hier, meine Kinder, meine Frau, meine Eltern. Das jetzt so zu teilen, bringt mich fast zum Weinen", erzählte er im Überschwang, "für die ist das jetzt hier. Es geht darum, auf dem ganzen Weg Leuten zu begegnen, die einen pushen, die an einen glauben." 
 

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