Heckenschütze von Washington hingerichtet
11. November 2009Unmittelbar vor der Hinrichtung am Dienstagabend Ortszeit (Mittwoch, 11.11.2009 MEZ) im Gefängnis von Jarrat in Virginia hatte der Gouverneur des US-Bundesstaates, Tim Kaine, ein letztes Gnadengesuch für Muhammad abgewiesen. Der Oberste Gerichtshof in Washington lehnte einen Eilantrag auf Aufschub der Hinrichtung ebenfalls ab. Muhammd wurde durch eine Giftinjektion getötet.
Anwälte kritisieren "Eile"
Muhammads Anwälte zeigten sich enttäuscht über die – wie sie formulierten - "Eile" bei der Vollstreckung des Todesurteils. Sie argumentierten, dass ihrem Mandanten nicht genug Zeit für die restlose Ausschöpfung aller Berufungsmittel eingeräumt worden sei. Außerdem sei nicht ausreichend berücksichtigt worden, dass Muhammad unter Paranoia und anderen mentalen Störungen gelitten habe. Der Verurteilte verzichtete darauf, vor der Hinrichtung eine letzte Erklärung abzugeben. Angehörige einiger Mordopfer verfolgten die Vollstreckung im Greensville-Gefängnis.
Schüsse aus dem Hinterhalt
Muhammad und sein damals 17-jähriger Ziehsohn und Komplize, Lee Boyd Malvo, hatten den Großraum Washington im Herbst 2002 drei Wochen lang in Angst und Schrecken versetzt. In der Manier von Heckenschützen feuerten beiden Täter auf öffentlichen Plätzen willkürlich auf Menschen in Alltagssituationen, etwa an Tankstellen und auf Supermarktparkplätzen. Zehn Menschen wurden getötet. Muhammad und Malvo hatten ihr Auto so umgebaut, dass sie mit Gewehr und Zielfernrohr aus dem Kofferraum auf ihre Opfer schießen konnten. Die Menschen der Region lebten ständig in der Angst, das nächste Opfer zu sein. Am 24. Oktober 2002 wurden die beiden Schützen auf einem Autobahnrastplatz nördlich von Washington festgenommen.
Angeblich Hass auf die USA
Der zur Tatzeit minderjährige Malvo wurde von einem Gericht in Virginia zu lebenslanger Haft verurteilt. Muhammad wurde als Haupttäter mit dem Tode bestraft. Als Motiv für die Morde gab Malvo während des Verfahrens an, Muhammad habe die Vereinigten Staaten wegen der "Sklaverei" und ihrer Außenpolitik gehasst. Muhammad, der als Golfkriegsveteran ein routinierter Schütze war, konvertierte vor mehr als 20 Jahren zum Islam. Da die beiden Schützen von den Behörden zehn Millionen Dollar zu erpressen versucht hatten, war auch Geldgier als möglicher Grund vermutet worden.
Autor: Michael Wehling (ap,afp,rtr)
Redaktion: Annamaria Sigrist