1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Heftige Kritik an Trumps Muslim-Äußerung

8. Dezember 2015

Mit chirurgischer Präzision stößt Donald Trump immer wieder ins Wespennest. Doch mit seiner Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime könnte er zu weit gegangen sein. Die Kritik wächst. Aber die Unterstützung auch.

Republikaner Donald Trump (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/L. Nicholson

Es war nur ein Satz in einer Pressemeldung, der für den Sturm der Entrüstung sorgte: "Donald Trump fordert ein totales und vollständiges Einreiseverbot für Muslime in die USA, bis die Vertreter unseres Landes herausfinden, was zur Hölle hier vor sich geht."

Trumps Forderung kommt nur wenige Tage nach einem mutmaßlichen Terroranschlag im kalifornischen San Bernardino, bei dem 14 Menschen erschossen wurden. Beide Täter waren Muslime. Die beteiligte Frau hatte der Terrormiliz IS die Treue geschworen. Der Anschlag löste in den USA große Unruhe aus.

Der in allen Umfragen führende republikanische Präsidentschaftskandidat begründete seine Forderung mit einer Umfrage. Darin habe eine große Zahl der befragten Muslime Gewalt gegen Amerikaner in den USA bejaht, weil sie Teil des globalen Dschihad, also eines Heiligen Krieges, sei. Für die Studie wurden angeblich im Frühsommer 600 Personen befragt. Auf einer Kundgebung in South Carolina sagte Trump: "Wir haben keine Wahl." Das Publikum reagierte mit Ovationen.

"Gegen Stigmatisierung!"

Der Dachverband der Muslime in den USA, CAIR, wies die Äußerungen Trumps als gefährlich zurück. Mit seiner Forderung spiele Trump dem sogenannten Islamischen Staat in die Hände. "Sie versuchen, einen Amerikaner gegen den anderen aufbringen." Gemeinsam mit der übrigen Bevölkerung stünden die Muslime in den USA "gegen Stigmatisierung, gegen Islamophobie und gegen den IS", heißt es in einer Stellungnahme. Ähnlich äußerte sich der Exekutivdirektor der ökumenischen Interfaith Alliance, Rabbi Jack Moline. Amerika werde nicht dadurch besser, dass "wir unsere Einwanderungspolitik auf religiöse Bigotterie und Diskriminierung gründen", kritisierte er.

Die republikanischen Konkurrenten Trumps reagierten entsetzt: Jeb Bush bezeichnete ihn als "verwirrt". Seine politischen Ideen könnten nicht ernst genommen werden. Marco Rubio sagte, der Vorschlag Trumps sei "verletzend und haarsträubend". Carly Fiorina sprach von einer "gefährlichen Überreaktion. Trump spielt immer mit den schlimmsten Instinkten und Ängsten."

Clinton: "Skandalös, verwerflich, spalterisch"

Kritik kam auch von Seiten der Demokraten. Sowohl Hillary Clinton als auch Bernie Sanders bezeichneten die Äußerungen als "verwerflich". Clinton schrieb auf Twitter: "Skandalös, verwerflich, spalterisch. Trump, Du begreifst es nicht."

US-Präsident Barack Obama hatte erst am Sonntag zu religiöser Toleranz nach den Anschlägen aufgerufen. Seine Landsleute sollten Muslime nicht unter Generalverdacht stellen.

Auch im Ausland gab es Reaktionen: Der stellvertretende Innenminister Malaysias, Nur Jazlan, Mohamad, sagte, die Äußerungen könnten Muslime in die Hände terroristischer Gruppen treiben, weil sie die Muslime in den USA mit ihrem eigenen Land entfremdeten. "Seine Forderungen spiegeln die Haltung vieler Menschen in Amerika wider und das ist beängstigend."

Verschiedene politische Analysten äußerten die Ansicht, Trump habe den Bogen nunmehr überspannt. Jüngsten Umfragen zufolge gibt es in der Öffentlichkeit jedoch Unterstützung für den 69-jährigen Milliardär. Einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov vom November zufolge befürworten 40 Prozent der US-Amerikaner den früheren Vorschlag Trumps, Muslime in Registern zu erfassen.

mm/sti (ap, dpa, kna)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen
Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen