1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikMosambik

Heftige Proteste gegen Wahlergebnis in Mosambik

25. Oktober 2024

In Mosambik hat die Wahlkommission den Regierungskandidaten Daniel Chapo zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt. In mehreren Städten gingen Oppositionsanhänger zu Protesten auf die Straße.

Protestierende verbrennen Reifen auf einer Straße in Maputo
Oppositionsanhänger protestieren auf den Straßen von MaputoBild: Romeu da Silva/DW

Noch während die nationale Kommission die Resultate der Präsidentschaftswahl in Mosambik bekannt gab, versammelten sich in verschiedenen Städten, darunter die Hauptstadt Maputo und das nördliche Nampula, Gruppen von Anhängern des unterlegenen Oppositionskandidaten Venâncio Mondlane. Einige schwenkten Plakate mit Slogans wie "Wir sind es leid, Sklaven von Dieben zu sein".

Der mosambikanische Präsidentschaftskandidat Venâncio MondlaneBild: Alfredo Zuniga/AFP

Die Polizei versperrte den Demonstranten am Donnerstagabend den Weg ins Zentrum von Maputo und feuerte Tränengas auf einer Hauptstraße ab, auf der Demonstranten Reifen verbrannt und Wahlplakate zerrissen hatten. Das berichteten Reporter der Nachrichtenagentur AFP. Andere Demonstranten versuchten, die Straße zu blockieren, die von der Hauptstadt zur südafrikanischen Grenze führt. Nach Angaben der Polizei wurde bei den Zusammenstößen mit den Demonstranten ein Mensch in Nampula getötet, landesweit gab es mehrere Verletzte.

Gerichtliches Nachspiel?

Ein weiterer Oppositionspolitiker, Lutero Simango von der Demokratischen Bewegung Mosambiks, stellte das Wahlergebnis in Frage und erklärte, seine Partei werde das Ergebnis vor Gericht anfechten. Simango hatte bei der Abstimmung nur 3,2 Prozent der Stimmen erhalten.

Der 50-jährige Mondlane hatte am späten Mittwoch auf Facebook zu einer "großen nationalen Demonstration" gegen die seit einem halben Jahrhundert herrschende Partei Frelimo aufgerufen. "Es ist an der Zeit, dass das Volk die Macht übernimmt und sagt, dass wir jetzt die Geschichte dieses Landes ändern wollen", betonte er. Mondlane hat eine große Anhängerschaft unter der Jugend des verarmten Landes, das 33 Millionen Einwohner hat. 

Daniel Chapo zum Wahlsieger ausgerufen

Die Wahlkommission hatte am Donnerstag den Bewerber Daniel Chapo zum Sieger der Präsidentenwahl vom 9. Oktober erklärt. Der Kandidat der Regierungspartei Frelimo gewann laut dem amtlichen Ergebnis einen Stimmenanteil von 70,7 Prozent. Der unabhängige Oppositionskandidat Venâncio Mondlane erhielt 20,3 Prozent. Ossufo Momade, der Kandidat der größten Oppositionspartei Renamo, erreichte 5,8 Prozent.

Der Wahlsieger Daniel Chapo Bild: Carlos Uqueio/AP/dpa/picture alliance

Die Frelimo sicherte sich auch die absolute Mehrheit bei der Parlamentswahl, die parallel stattfand. Sie erhielt 195 der 250 Sitze im Parlament. Die Partei regiert das südostafrikanische Land seit der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal 1975. Die Ergebnisse müssen noch vom Verfassungsrat bestätigt werden. Wahlbeobachter der EU sowie der katholischen Kirche in Mosambik hatten in den vergangenen Tagen über Unstimmigkeiten bei der Wahl berichtet.

In der Nacht auf Samstag waren zwei prominente Unterstützer des Oppositionskandidaten Mondlane erschossen worden. Daraufhin kam es Anfang der Woche zu Protesten. Dabei schoss die Polizei mit Tränengas unter anderem auf Mondlane, als dieser gerade ein Interview gab. Die Afrikanische Union äußerte sich besorgt über die Gewalt. Am Donnerstag wirkten die Straßen in der Hauptstadt Maputo in Erwartung von weiteren Protesten größtenteils wie ausgestorben.

Politischer Neuling

Chapo ist ein relativer Newcomer in der politischen Arena. Der 47-jährige Rechtsanwalt trat 2011 als Landrat in die Politik ein und wurde 2019 zum Gouverneur der südlichen Provinz Inhambane gewählt, bevor er diesen Mai zum Generalsekretär der Frelimos aufstieg. Chapo wird im Januar offiziell die Führung des südafrikanischen Landes übernehmen und damit der erste Präsident Mosambiks werden, der nach der Unabhängigkeit des Landes geboren wurde.

Die Amtszeit des aktuellen Präsidenten Filipe Nyusi endet im Januar nach zehn Jahren. Er hatte sich bemüht, eine gemeinsame Basis mit der größten Oppositionspartei Renamo zu finden, um Frieden in dem südostafrikanischen Land zu sichern.

Mosambiks Staatspräsident Filipe Nyusi tritt nach zwei Amtszeiten abBild: FILIPE AMORIM/AFP/Getty Images

Knapp 33 Millionen Einwohner hat das Land am Indischen Ozean, das mehr als doppelt so groß ist wie Deutschland. Mosambik ist reich an Ressourcen, trotzdem haben viele Menschen nicht genug zu essen, die staatliche Infrastruktur ist vielerorts unterentwickelt. Im Nordosten des Landes, wo große Ölvorkommen liegen, führen seit einigen Jahren islamistische Milizen Krieg gegen die Regierung. Dazu ist Mosambik immer wieder von verheerenden Folgen der durch den Klimawandel zunehmenden Wetterextreme betroffen, aktuell von einer Dürre.

kle/sti (afpe, ape, epd, dpa)

Redaktionsschluss: 16.30 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen