Heftige Waldbrände wüten in Kalifornien
25. Oktober 2019Wieder sind in Kalifornien Menschen auf der Flucht vor den Flammen. Binnen kürzester Zeit hat ein Feuer im nördlich von Los Angeles gelegenen Santa Clarita mehr als 2000 Hektar Land zerstört. Die Brände sind, durch heftige Winde stets neu entfacht, nicht zu kontrollieren. 50.000 Menschen sind aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen. Straßen wurden gesperrt, darunter auch eine Autobahn.
Im nördlichen Kalifornien ist die Weinbauregion im Sonoma County besonders betroffen. Das Feuer in der Nähe des Ortes Geyserville nördlich von San Francisco sei derzeit noch völlig außer Kontrolle, erklärte die örtliche Polizei. Für die gesamte Gemeinde Geyserville haben die Behörden Evakuierungen angeordnet.
179.000 Haushalte ohne Strom
Einer der Bewohner des Ortes, Harry Bosworth, berichtet der Nachrichtenagentur AP, dass er noch vor Sonnenaufgang aufgewacht sei und ein Feuerwehrauto und Feuerwehrleute in seiner Einfahrt fand. "Ich konnte das Feuer kommen sehen, also haben wir alles Nötige schnell eingepackt", sagte der 81-Jährige. Als er und seine Frau losfuhren, schlugen die Flammen bereits um ihre Einfahrt und ihre Scheune fing Feuer.
Die Ursache des Brandes ist noch unklar. Der Energieversorger Pacific Gas & Electric (PG&E) hatte erst am Mittwoch bekanntgegeben, in Teilen Nordkaliforniens wegen erhöhter Waldbrandgefahr zum zweiten Mal in diesem Monat den Strom abzuschalten. Bis zu 179.000 Kunden in 17 Bezirken des Westküstenstaates sollen in den nächsten Tagen von der Maßnahme betroffen sein - darunter auch Sonoma, der Ort des jüngsten Brandes. Das Unternehmen erklärte, wegen vorhergesagter starker Winde und großer Trockenheit herrsche erhöhte Brandgefahr.
Schwachpunkt Stromnetz
Vor zwei Wochen war der Strom für mehr als 700.000 Kunden abgeschaltet worden. In zahlreichen Regionen, auch in Ballungsräumen um San Francisco, saßen Menschen im Dunkeln. Geschäfte und Schulen blieben geschlossen, Ampelanlagen fielen aus. Kunden und Politiker hatten die drastische Maßnahme des Energieversorgers kritisiert. Ihr Vorwurf: PG&E habe es über Jahre hinweg versäumt, in das Netz zu investieren und seine Anlagen zu modernisieren. Kritik wegen schlecht gewarteter oberirdischer Stromleitungen ist nach zahlreichen Großbränden in den vergangenen Jahren immer wieder laut geworden.
Der verheerende Waldbrand in der nordkalifornischen Ortschaft Paradise, der im November vergangenen Jahres 85 Menschen das Leben kostete, soll durch defekte Stromleitungen ausgelöst worden sein. Starker Wind und eine trockene Vegetation trugen dazu bei, dass sich das Feuer extrem schnell ausbreitete.
rb/nob/jj (afp, ap, dpa)