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Politik

Heftiges Rededuell um Kosovo-Armee

18. Dezember 2018

Rund zehn Jahre nach Ausrufung seiner Unabhängigkeit will das kleine Kosovo eine Armee aufbauen. Das empört den großen Nachbarn Serbien und das noch größere Russland. Sie fürchten um die Sicherheit in der Region.

Treffen UN-Sicherheitsrat | Präsident von Serbien Aleksandar Vucic
Serbiens Präsident Vucic zeigte sich vor dem Weltsicherheitsrat emotionalBild: picture-alliance/dpa/C. Ruttle

Der Beschluss der Regierung des Kosovos zur Schaffung einer eigenen Armee hat für Aufregung im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gesorgt. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic sah ebenso wie Russlands UN-Vertreter Wassili Nebensja in diesem Schritt eine Bedrohung für Frieden und Stabilität in der Region. In der Sondersitzung des höchsten UN-Gremiums zur Lage im Kosovo gerieten Vucic und Kosovos Präsident Hashim Thaci mehrfach aneinander.

Nur natürlich

Thaci verteidigte den Beschluss des Parlaments in Pristina als "nicht außergewöhnlich" und als "natürlichen Schritt". Vucic verwarf dagegen das "sogenannte souveräne Recht" des Kosovos auf eine reguläre Armee.

Der Sicherheitsrat müsse das Land "bremsen" und "zähmen". Er verwies dabei ebenso wie Nebensja auf die immer noch gültige UN-Resolution 1244 aus dem Jahr 1999, mit der der blutige Kosovo-Krieg beendet wurde und die unter anderem der internationalen Kosovo-Friedenstruppe KFOR das Mandat zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung übertrug.

Thaci verwies nach kosovarischen Medienberichten auf Kriegsverbrechen der serbischen Streitkräfte und forderte Vucic auf, vor dem UN-Gremium "keine Dramen" zu machen. Die Neuausrichtung der bisherigen Katastrophenschutz-Einheit des Kosovos hatte Serbien und dessen Gönner Russland empört und bei westlichen Partnern des kleinen Balkanlandes Bedenken hervorgerufen.

Klein gegen Groß

Nach den bisherigen Plänen soll die künftige Armee des Kosovos 5000 Personen stark sein. Im Vergleich: Der Nachbar Serbien hat nach unterschiedlichen Angaben zwischen 40.000 und 50.000 unter Waffen. Vucic sagte, er sei "sehr beunruhigt, sehr besorgt und sogar etwas verängstigt" über die Auswirkungen einer kosovarischen Armee in der Region.

Kosovos Präsident Thaci hielt es bei der Rede seines serbischen Amtskollegen nicht immer auf dem StuhlBild: picture-alliance/AP Photo/C. Ruttle

Das in großer Mehrheit von Albanern bewohnte Kosovo hatte früher zu Serbien gehört und im Krieg 1999 für seine Unabhängigkeit gekämpft. Offiziell ist das Kosovo seit 2008 unabhängig und wird von über 100 Staaten anerkannt. Serbien hat die Abspaltung seiner ehemaligen Provinz nie anerkannt und betrachtet das Kosovo immer noch als sein Staatsgebiet. Derzeit leben noch etwas mehr als 100.000 Serben im Kosovo.

Zu lange gewartet

"Wenn das Kosovo einen Fehler gemacht hat, dann nur, dass wir fünf Jahre bis zur Schaffung einer Armee gewartet haben", sagte Thaci. Die Armee würde mit "Soldaten des Friedens" zur Stabilität in der Region beitragen. Das Kosovo werde "seine hohe staatliche Verantwortung" zeigen, versprach er.

Nach serbischen Medienberichten forderte Vucic die UN nachdrücklich zu mehr Engagement im Kosovo-Konflikt auf und kündigte "selbstverständlich" die Fortsetzung des Dialogs an. Aber: "Wie Sie wissen, sind die Serben ein sehr stolzes Volk und wir können keine Erniedrigungen akzeptieren. Das werden wir niemandem auf der Welt zugestehen, egal wie groß Sie und wie klein wir sind."

haz/ust (dpa, ap, afp)

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