Ostern steht vor der Tür und mit ihm bunte Eier, Schokoladenhasen und eine reiche Symbolik. Denn das Osterküken, der Osterhase und das lodernde Osterfeuer haben eine lange Tradition, die älter ist als das Christentum.
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Christlich geprägte Länder feiern an Ostern die Auferstehung Jesu Christi. Rund um das Fest gibt es aber auch viele Bräuche, die oft heidnischen Ursprungs sind und vor allem Kindern Freude machen.
Bunt kolorierte Ostereier als Symbol für Leben und Fruchtbarkeit
In der Kulturgeschichte der Menschen trifft man schon früh auf das Ei. Es steht für Fruchtbarkeit und neues Leben. Im alten Ägypten wurden Eier als Grabbeigaben verwendet, um auf das Leben nach dem Tod hinzuweisen. Auch die Römer und Germanen bedienten sich dieser Symbolik. Im Mittelalter überreichten die Pächter an Ostern ihren Gutsherren Eier oder Hasen, damit bezahlten sie die Abgaben für ihr Lehen. Auf diese ursprüngliche Bezahlung geht auch der heutige Brauch zurück, Ostereier zu verschenken.
Das Ei - in Kunst und Design verewigt
Ostern kommen bunt gefärbte oder bemalte Eier auf den Tisch. Auch Künstler haben sich mit der Form des Ei beschäftigt.
Bild: Alex_Mac - Fotolia.com
Fabergé-Eier
Luxus pur: Die kostbaren Fabergé-Eier wurden zwischen 1885 und 1917 in der Werkstatt des Juweliers Peter Carl Fabergé in Sankt Petersburg angefertigt. Insgesamt wurden im Lauf der Jahre im Auftrag der Zaren 50 dieser Kunstwerke in Ei-Form hergestellt: glitzernde Ostergeschenke für Gattinnen und Mätressen. Heute sind sie in Museen und Privatsammlungen zu bewundern.
Bild: Alex_Mac - Fotolia.com
Humpty Dumpty
Es geht tragisch aus für Humpty Dumpty: Die menschenähnliche Eierfigur aus dem jahrhundertealten, allseits bekannten britischen Kinderreim fällt von einer Mauer, zerbricht und kann nicht einmal von all den "Pferden und Männern des Königs" wieder zusammengesetzt werden. Die Version des Humpty Dumpty in unserer Zeichnung stammt aus Lewis Carrolls Kinderbuch von 1871, "Alice hinter den Spiegeln".
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Jeff Koons: Cracked Egg
Ein rohes Ei, Inbegriff der Zerbrechlichkeit - dieses hier allerdings hat der US-amerikanische Künstler Jeff Koons von 1994 bis 2006 kreiert. Es ist moderne Kunst aus hochglanzpoliertem Edelstahl und fast zwei Meter hoch. Koons erschuf die monumentale Skulptur "Cracked Egg" in fünf knalligen Farben. Für den Künstler ist das zerbrochene Ei ein Symbol der Geburt.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Arrizabalaga
Das Ei-Emoji
Ein Ei in anderer Kunst-Form: Das Spiegelei in der Pfanne ist ein Piktogramm aus der Welt der Smileys und Emojis. Chats und Messages ohne zwinkernde Gesichter oder Herzchen sind kaum noch vorstellbar. Mittlerweile gibt es mehr als 2000 Symbole, und es kommen immer neue hinzu.
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Hieronymus Bosch: "Das Weltgericht"
Dämonen, Teufel, hässliche Fabelwesen - und ein merkwürdiger Kopffüßler in einem Ei bevölkern ein Triptychon-Gemälde mit dem Titel "Das Weltgericht" (um 1485/1505) des niederländischen Renaissancemalers Hieronymus Bosch. Der ist bekannt für seine alptraumhaften Darstellungen. Für Kunstliebhaber gibt es das "Ei-Monster" ganz schnöde online zu kaufen: in Form einer handgemalten Kunstharzfigur.
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Salvador Dalí: "Metamorphose des Narziss"
Salvador Dalís Ölgemälde "Metamorphose des Narziss" (1937) beschäftigt sich mit dem griechischen Narziss-Mythos. Der schöne junge Mann, der sein Spiegelbild im Wasser bewundert, ist in dieser Traumwelt weniger präsent als die Transformation in eine Riesenhand, die ein eiförmiges Gebilde hält, aus dem eine Narzisse sprießt. Das Ei als Motiv kommt häufig im Werk des spanischen Surrealisten vor.
Bild: picture-alliance/dpa/Bildfunk/DB Fundació Gala
Träumen in Dalís Museum
Monumentale Ei-Skulpturen zieren das Dach des Teatre Museu Dalí im katalanischen Figueres, Salvador Dalís Heimatstadt. Hier gibt es Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Hologramme und Fotos des Künstlers zu sehen. Das Gebäude hat er selbst entworfen - als "großes surrealistisches Objekt, das die Besucher mit dem Gefühl verlassen, sie hätten einen bombastischen Traum gehabt".
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Egg Chair (Design: Arne Jacobsen)
1958 kreierte Arne Jacobsen einen gemütlichen Sessel für den Eingangsbereich des SAS Royal Hotel in Kopenhagen. Der dänische Architekt und Designer ersann nicht nur den legendären "Egg Chair", er war für den kompletten Neubau des Hotels samt Inneneinrichtung zuständig. Wie aus einem Guss ist der berühmte Loungechair heute längst ein Klassiker, der auch andere Möbeldesigner inspiriert hat.
Viele deutsche Kinder wachsen mit der Tradition auf die bunten Eier an Ostern zu suchen. Die werden vom Osterhasen gebracht. Und er bringt nicht nur Eier, sondern auch Schokolade, andere Leckereien und Geschenke. Seine Wurzeln reichen bis ins 17. Jahrhundert in Deutschland zurück, aber seine Rolle als Eierbringer hat sich im Laufe der Zeit auf der ganzen Welt verbreitet.
Das Ostereiersuchen ist aber wohl eher eine Erfindung des städtischen Bürgertums, denn dass Hasen und nicht Hühner die Eier legen und bringen, war Bauernkindern kaum zu vermitteln. Dass Meister Lampe diese Rolle zufiel, lag wohl auch daran, dass die hungrigen Tiere nach einem harten Winter in die Dörfer und Bauerngärten kamen, um dort nach Nahrung zu suchen. Da der scheue Hase eigentlich die Nähe des Menschen meidet, glaubte man, er käme nur, um die bunt bemalten Eier abzulegen.
Schöne Ostern: Der Hase in der Kunst
Meister Langohr ist nicht nur österlicher Eierlieferant. Der Hase ist auch ein beliebtes Modell von Künstlerinnen und Künstlern.
Bild: Angelika Warmuth/dpa/picture alliance
Tina Oelker: 1000 Hasen
Die Hamburger Künstlerin malt hauptberuflich Hasen: 1000 sind es bis 2021 geworden, alle in anderem Stil, nur das Motiv ist dasselbe geblieben. Das gebe ihr die Freiheit, stilistisch zu experimentieren. Hasen spielen in allen Kulturen eine Rolle, sagt Oelke. Ihr Wissen als Hasenexpertin hat sie im Buch "Von Hasen + Göttern 2001-2021" zusammengefasst.
Bild: Angelika Warmuth/dpa/picture alliance
Griechische Vasenmalerei
Schon in der Antike war der Hase als Jagdobjekt sehr beliebt. Doch das Tier war fruchtbar, die Art überlebte. Daher galt der Hase als Symbol für Lebenskraft und sexuelle Begierde - Attribute, die man im 5. Jahrhundert v. Chr. gern symbolisch darstellte. Unser Bild zeigt einen "Symposiasten": einen Mann, der an einem Symposium teilnimmt und dabei träumerisch seinen Hasen streichelt.
Bild: picture alliance/akg-images
Albrecht Dürer: Junger Feldhase
Dürers Aquarell von 1502 ist weltberühmt. Und hing früher in vielen Wohnzimmern in Deutschland. Das Original ist inzwischen so empfindlich und kostbar, dass es im Wiener Albertinum nur alle fünf Jahre ausgestellt wird. Bemerkenswert: In der über 500 Jahre alten Naturstudie steht der Hase als Tier für sich und nicht als religiöses oder mythisches Symbol.
Bild: picture-alliance/akg-images
Antonius: Hase im Nest
Ob Hase oder Kaninchen, darauf kommt es nicht an: Von der griechischen Antike bis heute schmückt das Langohr Gemälde und Skulpturen. Der deutsch-amerikanische Fotokünstler Antonius führt die Tradition fort - mit einer an Dürer angelehnten fotografischen Inszenierung eines Feldhasen. Extrem naturalistisch: Man hört förmlich das Heu knistern und den Hasen schnüffeln...
Bild: picture alliance/dpa/Antonius
Sigmar Polke: Dürer-Hase
Auch ohne den Titel wäre er leicht zu erkennen: Dürers naturgetreue Studie hat unzählige Nachfolger gefunden. Sigmar Polke schuf seinen Dürer-Hasen 1970 nur als Silhouette aus Gummiband und Nägeln. Auf den Umriss und das in unserem Foto nur angeschnittene AD-Monogramm Dürers reduziert, ist Polkes Arbeit auch Kommentar zu den zahlreichen Fälschungen und Kopien des Werks.
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg
Weintrauben fressender Hase
Das Motiv des Weintrauben fressenden Hasen war bei den Römern beliebt. Es gibt ihn beispielsweise als Wandmalerei schon aus dem 1. und als Mosaik aus dem 3. Jahrhundert. Dieser koptische Webteppich entstand im 6. Jahrhundert in Ägypten. Der Früchte naschende Hase war selbst zum Verzehr bestimmt. Offensichtlich fand man diese Vorstellung reizvoll.
Bild: picture alliance/akg-images
Drei-Hasen-Fenster
Im Kreuzgang des Paderborner Doms findet sich das berühmte Drei-Hasen-Fenster, das ein Steinmetz Anfang des 16. Jahrhunderts meißelte. Das Motiv der drei Hasen gab es schon in römischer Zeit, zum Beispiel in der Form von Öllampen. In der christlichen Ikonografie stehen die über die Ohren verbundenen "Dreiohrhasen" als Symbol für die Dreifaltigkeit.
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Jeff Koons und sein Rabbit
Diese Stahlskulptur hat Jeff Koons nach einem aufblasbaren Kunststoffhäschen gearbeitet. Sie gehört zu den Ikonen der Postmoderne. Der US-amerikanische Künstler schuf sie 1986 innerhalb der Serie "Statuary", die banale Alltagsgegenstände als Vorlage benutzte. 2007 blähte er das Motiv zu einem überdimensionalen Helium-Ballon auf, der publikumswirksam durch die Straßen New Yorks gezogen wurde.
Bild: picture-alliance/dpa/D.Deme
Florentijn Hofman: Weißer Riesenhase
Und noch ein gigantisch vergrößerter Hase. Hofman postiert seine Riesentiere in der ganzen Welt. Diesen Hasen ließ er 2014 im Kreis Taoyuan auf Taiwan sonnenbaden. Der niederländische Künstler versteht seine nach banalen Massenprodukten gestalteten Skulpturen nicht als Tiere, sondern als "Abstraktionen von Spielzeugen". Der fruchtbare Hase - am Ende ein Symbol für billige Reproduzierbarkeit.
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Der Hase mit den Bernsteinaugen
Auch wenn das Foto dieser japanischen Elfenbeinschnitzerei ein bisschen an ein Kamel erinnert - es ist tatsächlich der berühmte "Hase mit den Bernsteinaugen", der dem Bestseller von Edmund de Waal seinen Titel gab. Das daumengroße Netsuke, ein Gürtelanhänger, ist einer von vielen Belegen dafür, dass der Hase auch in der ostasiatischen Kunst präsent ist.
Bild: picture alliance/dpa/M. Röder
Bunny Statue
Der Hase gehört zu den beliebten Motiven der klassischen chinesischen Tuschemalerei. Aber auch viele moderne Künstler haben sich mit dem Hasen beschäftigt. Im Pekinger Kunstquartier 798 begegnet man ihm sozusagen in freier Szene-Wildbahn und überlebensgroß.
Bild: picture-alliance/TASS/Y. Smityuk
Ai Weiwei: Zodiac-Hase
Der Hase ist eines der zwölf chinesischen Tierkreiszeichen und 2023 das Jahr des Hasen. Ai Weiweis Bronzeskulptur bezieht sich auf die Geschichte des europäisch-chinesischen Austauschs. Sie bildet einen kleineren Schädel nach, den zwei Jesuiten im 18. Jahrhundert für den chinesischen Kaiser geschaffen hatten. Hundert Jahre später hatten britische Soldaten ihn und elf weitere Tierköpfe gestohlen.
Bild: picture alliance/dpa/M.Ruml
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Dass der Feldhase zum Spezialisten für das Färben und Verstecken von Eiern geworden ist, hat sicher auch mit seiner Fruchtbarkeit zu tun. Ostern gilt bei den Christen als Symbol für neues Leben, wie ursprünglich das Frühlingsfest bei den Germanen. Kein Wunder also, dass der Hase in dieser Symbolik eine Schlüsselrolle spielt, können doch Häsinnen mehrmals im Jahr bis zu acht Junge zur Welt bringen. Schon zu Zeiten der germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Ostara wurde der Hase daher als heiliges Tier verehrt.
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Das Osternest
Ostereier und Ostergeschenke werden in Deutschland traditionell am Ostersonntag in Nestern im heimischen Garten oder in der guten Stube versteckt. Die Suche nach den Eiern symbolisiert die Suche nach Freude und Glück. Ein Sinnbild für die Jünger Jesu, die das leere Grab ihres Messias suchten und schließlich die frohe Botschaft von seiner Auferstehung verkündeten. Neben dem Verstecken und Suchen von Ostereiern gibt es noch viele andere spielerische Traditionen, die vor allem bei Kindern in der Osterzeit sehr beliebt sind. Dazu gehören Eierrollen, Eiersuchwettbewerbe und Osterbasteleien.
Das Osterküken: Symbol der Auferstehung
Im Christentum ist das Osterküken ein Symbol für die Auferstehung Jesu Christi nach seinem Tod am Kreuz. Das frisch geschlüpfte Küken steht für das neue Leben und den Neuanfang, der mit Ostern verbunden ist. Deshalb ist das Küken bei Osterdekorationen heute nicht mehr wegzudenken. Es gehört in Deutschland zum Osterfest wie der Nussknacker zu Weihnachten.
Osterfeuer
In vielen Ländern, insbesondere in Europa, ist das Entzünden von Osterfeuern eine alte Tradition. Diese Feuer symbolisieren oft das Licht, das Christus in die Welt gebracht hat, und werden häufig am Samstag vor Ostersonntag entzündet. Schon bei den Germanen brannten sie. Bei ihnen symbolisierte das Feuer die Sonne, die das Leben auf der Erde ermöglicht. Mit den Osterfeuern wurde im Frühjahr die Sonne als Hüterin der Fruchtbarkeit und des neuen Wachstums begrüßt. Im Weserbergland rollten die Menschen sogar brennende Räder ins Tal, in anderen Gegenden banden sie eine Strohpuppe an das brennende Kreuz, die den Verräter Judas darstellen sollte.
Osterumzüge und -prozessionen
In einigen Religionsgemeinschaften in Deutschland finden Osterumzüge oder Prozessionen statt, die oft biblische Szenen nachstellen oder religiöse Symbole tragen. Ein alter Brauch der Sorben in Brandenburg und Sachsen ist das Osterreiten. Dabei reitet man mit dem Kreuz und anderen christlichen Symbolen um die Felder. So soll die Saat gesegnet werden, damit im Herbst eine reiche Ernte eingebracht werden kann.
Bedrohtes Brauchtum: Zum Osterreiten bei den Sorben
04:36
Internationale Variationen von Ostersymbolen
Während der Osterhase und das Osterküken in Deutschland die bekanntesten Symbole sind, gibt es weltweit verschiedene Variationen des Festes. In einigen Regionen bringt der Osterfuchs die Eier. In Schweden macht der eierlegende Osterhahn dem Hasen die Arbeit streitig, in der Schweiz der ja eigentlich als Eierdieb geschmähte Kuckuck. In manchen Kulturen sind sogar mythologische Wesen Eierbringer. In Australien übernimmt den Job eine bedrohte Nagetierart, das Osterbilby.