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Politik

Heiko Maas auf den Spuren Genschers in Prag

30. September 2019

Der Außenminister nennt die legendären Worte seines Vorgängers Genscher 1989 in der westdeutschen Botschaft in Prag einen der "magischsten" Momente der Wiedervereinigung. Und er würdigt die Beziehungen zu Tschechien.

Tschechien Prag | Außenminister Heiko Maas während Pressekonferenz
Bild: picture-alliance/dpa/CTK/O. Deml

Am 30. Jahrestag des in die Geschichtsbücher eingegangenen Auftritts von Außenminister Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der Botschaft der damaligen Bundesrepublik Deutschland in Prag hat Heiko Maas das Ereignis als "magischsten Moment der deutschen Wiedervereinigung" neben dem Mauerfall gewürdigt. "Ich glaube, das hat niemanden kaltgelassen", sagte der SPD-Politiker bei einem Besuch in Prag. Heute vor genau 30 Jahren hatte der FDP-Politiker Genscher als Außenminister der Bundesrepublik mehr als 4000 auf dem Botschaftsgelände ausharrenden DDR-Flüchtlingen die Ausreisegenehmigung verkündet.

"Wenn es einen Schrei nach Freiheit gibt, dann hat man ihn da gehört. Das ist ein Moment gewesen, der mich sehr berührt hat", erklärte der amtierende Bundesaußenminister. Wen das nicht berühre, der habe kein Herz.

Maas mit Zeitzeugen auf dem Balkon der BotschaftBild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

In einer Rede bei einem Empfang in der Botschaft warb Maas dafür, sich den Mut der damaligen DDR-Flüchtlinge zum Vorbild zu nehmen. "Es lohnt sich, etwas zu riskieren für Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie. Denn: Nichts davon ist selbstverständlich", sagte Maas. "Diese Erkenntnis ist heute, in Zeiten populistischer Verführer und nationalistischer Ideologen, noch genauso wertvoll wie damals."

Plädoyer für den Erhalt eines geeinten Europa

Die deutsche Einheit sei auch ein "Geschenk Europas an Deutschland" gewesen, betonte Maas - und das am Ende eines Jahrhunderts, in dem Deutsche "unendliches Leid und Schrecken" über Europa gebracht hätten. Es gehe nun für Deutsche und Tschechen darum, einen Beitrag dazu zu leisten, Europa zusammenhalten. "Gerade wir dürfen es nicht zulassen, dass sich neue Gräben auftun in Europa - egal ob zwischen Ost und West oder Süd und Nord."

Auch die deutsch-tschechischen Beziehungen sind Maas ein Anliegen. "Heute sind wir, Tschechen und Deutsche, auf das engste verbunden: durch unsere gemeinsamen Werte, unsere EU-Mitgliedschaft und unsere Wirtschaftsbeziehungen. Damals, 1989, hätten das wohl auch die kühnsten Optimisten nicht für möglich gehalten", schreibt Maas auf Twitter.

In die Botschaft in Prag hatten sich 1989 tausende DDR-Bürger geflüchtet. Von dem Balkon der Vertretung aus überbrachte Genscher ihnen die Nachricht über ihre Ausreiseerlaubnis in die BRD. Sein Satz "Ich bin heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen zu sagen, dass heute Ihre Ausreise..." ging im Jubel unter.

Gespräche mit Maas und Seiters (beide in der Mitte) in der BotschaftBild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Die Ausreise der DDR-Flüchtlinge aus der damaligen Tschechoslowakei zählt zu den wichtigsten Meilensteinen auf dem Weg zum Mauerfall am 9. November 1989 und zur deutschen Einheit am 3. Oktober 1990. Rund 300 Zeitzeugen und Besucher hatten bereits am Samstag ein "Fest der Freiheit" auf dem Botschaftsgelände gefeiert. Heute traf Maas etwa 70 der damaligen Flüchtlinge in der Botschaft bei einem Empfang. Mit dabei war auch Rudolf Seiters, der damals als Kanzleramtsminister mit dem langjährigen Außenminister Genscher auf dem Balkon stand.

qu/gri (dpa, afp)

Mit dem Sonderzug von Prag

03:35

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