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Politik

Heiko Maas würdigt den Mut der Polen

31. Juli 2019

"Für das, was Polen von Deutschen angetan wurde, kann man nur Scham empfinden" - mit diesen Worten hat Bundesaußenminister Maas in Warschau an den Aufstand gegen die Nazis vor 75 Jahren erinnert.

Polen Gedenkfeiern zum Beginn des Warschauer Aufstandes | Heiko Maas
Heiko Maas (vorne) bei einer Kranzniederlegung in WarschauBild: imago-images/photothek/X. Heinl

Für Bundesaußenminister Heiko Maas steht fest: Es muss in Deutschland noch mehr ins Bewusstsein gerückt werden, "wieviele sich hier in Warschau Hitler entgegengesetzt haben". Der deutsche Außenminister besucht anlässlich des 75. Jahrestags des Warschauer Aufstands die Gedenkfeiern in der polnischen Hauptstadt. Bei einer Rede würdigte Maas die "unglaubliche Widerstandskraft" der Polen gegen die Grausamkeit der Nazis.

Die Einladung nach Warschau zum Gedenken an den Aufstand empfinde er daher "als besonderes Zeichen des Vertrauens", sagte Maas nach einem Gespräch mit dem polnischen Außenminister Jacek Czaputowicz. Er sei dankbar, dass Polen und Deutschland heute "als Nachbarn und Freunde dieses starke Vertrauen ineinander haben", fügte Maas hinzu.

200.000 Tote in Warschau

Polnische Widerstandskämpfer hatten mit Hilfe der Bevölkerung Warschaus am 1. August 1944 den Versuch gestartet, die deutschen Truppen aus der polnischen Hauptstadt zu vertreiben. Gegen die militärische Übermacht der Deutschen konnten sie aber wenig ausrichten, der Aufstand wurde brutal niedergeschlagen. Nach 63 Tagen kapitulierten die Widerstandskämpfer. Etwa 200.000 polnische Soldaten und Zivilisten wurden während der Kämpfe getötet, etwa eine halbe Million anschließend deportiert. Viele von ihnen wurden zur Zwangsarbeit gezwungen, größtenteils in Konzentrationslagern.

Polnische Soldaten beim Warschauer Aufstand im August 1944 Bild: picture-alliance/Heritage-Images

Als Rache wurde Warschau von den Nazis fast komplett dem Erdboden gleichgemacht. Beim Abzug der NS-Besatzer waren 90 Prozent der Gebäude der Stadt, die einst als "Paris des Ostens" galt, zerstört. Der Warschauer Aufstand wird in Deutschland oft mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto im April und Mai 1943 verwechselt, der von den Nazis ebenfalls blutig niedergeschlagen worden war.

Maas neben Polens Außenminister Czaputowicz (M.) und Ministerpräsident Morawiecki (r.) Bild: imago-images/photothek/X. Heinl

Mit Heiko Maas nimmt zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder ein ranghohes deutsches Regierungsmitglied an den Gedenkfeiern an den Aufstand in Warschau teil. Zuletzt hatte 2004 der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder zum 60. Jahrestag die polnische Hauptstadt besucht. Maas wird an diesem Donnerstag außerdem der Opfer des Massakers von Wola gedenken. In dem Warschauer Viertel ermordeten SS-Einheiten kurz nach dem Beginn des Aufstands rund 50.000 Zivilisten. Das Massaker gilt als eines der größten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs.

Streitthema Reparationszahlungen

Mit Blick auf die Forderung Warschaus nach Reparationszahlungen Deutschlands für den Zweiten Weltkrieg bekräftigte Maas die Haltung der Bundesregierung, dass das Thema juristisch "abgeschlossen" sei. Deutschland stehe aber "auch gerade moralisch zu seiner Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und was er in Polen angerichtet hat". 

Insgesamt wurden im Zweiten Weltkrieg zwischen fünf und sechs Millionen Polen durch Krieg, Terror und systematischen Völkermord getötet - 15 bis 17 Prozent der gesamten Bevölkerung.

cw/wa (afp, dpa)