Heimische Bienen sind robuster
31. Juli 2014"Ohne Bienen wäre die Welt ärmer. Und das im wortwörtlichen Sinne", sagt Per Kryger, leitender Wissenschaftler in der Abteilung für Agrarökologie an der dänischen Universität Aarhus. Denn Bienen bestäuben zahlreiche Pflanzen und sorgen so für eine reichhaltige Ernte vieler wichtiger Nahrungsmittelpflanzen. Außerdem sorgen die Honigbienen für Honig - ebenfalls ein wertvolles Lebensmittel.
Genetisch an die Umgebung angepasst
Weltweit wird die Wirtschaftsleistung der Bienen nach Angaben der Landesanstalt für Bienenkunde an der deutschen Universität Hohenheim auf 70 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt. Aber: Die fleißigen Insekten sind stark gefährdet - der Einsatz von Pestiziden bei der Landwirtschaft, Parasitenbefall und Krankheiten haben den Bienen in den letzten Jahren stark zugesetzt.
Vor diesem Hintergrund haben Kryger und andere Mitglieder der internationalen Honigbienenforschungsvereinigung COLOSS untersucht, welche Bienen denn generell die besten Überlebenschancen haben. Viele Imker kaufen zum Beispiel Königinnen aus einer anderen Region. Das internationale Wissenschaftlerteam hat aber herausgefunden, dass Bienen, die an die örtlichen Verhältnisse angepasst sind, mit den Herausforderungen in dieser Gegend wesentlich besser klar kommen als die Bienen von weiter weg.
So lebten die untersuchten Kolonien mit heimischen Königinnen laut der internationalen Studie rund 83 Tage länger als die Kolonien mit importierten Königinnen. Die Gründe dafür seien unterschiedlich, sagen die Experten.
"Das zeigt auf jeden Fall, dass wir mit heimischen Königinnen züchten sollten, statt fremde Honigbienen zu importieren. Das hilft, die natürliche Genvielfalt zu erhalten. Denn diese Bienen sind sehr produktiv, passen sich besser an Umweltveränderungen an und leben länger", sagt Kryger.
Imker bestätigen Forschungsergebnisse
Die Ergebnisse dieser Untersuchung bestätigt auch Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes mit Sitz in Wachtberg in Nordrhein-Westfalen. Er selbst hält mit seiner Familie 50 Bienenvölker, und kennt sich dementsprechend aus.
"Die Hauptbedrohung ist die Varroamilbe, und die Virusinfektionen, die sie mitbringt. Dazu kommen Nahrungsmangel - wenn die richtigen Pflanzen nach dem Frühjahr fehlen - die Krankheit Nosema und die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln, vor allem die umstrittenen Neonikotinoide."
Bienen und Menschen brauchen einander
Zurzeit gibt es in Deutschland 750.000 Bienenvölker, sagt Maske. Vor 50 Jahren waren es fast dreimal so viele. Neben den Problemen durch die Varroamilbe habe dies auch damit zu tun, dass Imker zu wenige Völker hielten, um Auslese zu betreiben und Verluste zu kompensieren:
"Es gab Zeiten, wo Imker eine sehr viel höhere Bienenzahl gehalten haben, auch um sich ein kleines Zubrot zu verdienen", sagt Maske. Heute interessierten sich zwar viele Menschen für die Imkerei, würden aber zu wenige Bienenvölker halten.
"Es ist momentan modern, sich ein Bienenvolk in den Garten stellen zu wollen, um dann der Natur zu helfen. Aber hiermit ist nicht die sinnvolle Bienenhaltung gewährleistet", sagt er.
Denn gesunde Bienenvölker bräuchten eine Umgebung, die ihnen nicht nur im Frühjahr genügend Nahrungsmittel in Form von Nektar und Pollen bietet. Und im Kampf gegen die Varroamilbe bräuchen die Insekten die Hilfe des Menschen. Der sollte zum Beispiel auf die Hygiene in den Bienenstöcken achten, sagt Maske.
Friedel Mirbach sieht das ähnlich. Der Vorsitzende des Kreisimkerverbands Bonn hält in seinem Garten sieben große Bienenvölker, um die 300.000 Honigbienen. Weitere Völker hat er in Obstwiesen aufgestellt, um die Bestäubung der Bäume zu optimieren.
Auch Mirbachs Bienen sind heimische. Die Königinnen verpaaren sich mit den Drohnen der direkten Umgebung. "Beim Zukauf von Königinnen aus anderen Gebieten stellt man oft keine Verbesserungen fest", sagt Mirbach.
Neben dem Widerstand gegen Parasitenbefall und Krankheiten nennt der Bienenliebhaber einen weiteren wichtigen Grund für den Verbleib der Insekten in ihrer eigenen Region: "Die Bienen in der Umgebung scheinen sich an die Klimaverhältnisse gut anzupassen."