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Silberstreif am dunklen Corona-Horizont

6. März 2020

Das Statistische Bundesamt hat aktuelle Daten zum Außenhandel und zur Berufstätigkeit von Frauen veröffentlicht. Die Statistiker melden aber auch ein kräftiges Auftragsplus für die deutsche Industrie.

Qingdao port foreign trade container terminal
Bild: picture-alliance/Zumapress/Y. Fangping

Die deutsche Industrie hat im Januar trotz der Sorgen wegen der Ausbreitung des Coronavirus das größte Auftragsplus seit fünfeinhalb Jahren geschafft. Die Bestellungen legten vor allem wegen Großaufträgen aus dem Ausland um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu. "Das ist der stärkste Anstieg seit Juli 2014", teilte das Statistische Bundesamt mit.

"Der Anstieg ist insbesondere im Luft- und Raumfahrzeugbau und im Maschinenbau auf Großaufträge zurückzuführen", erklärte das Bundesamt dazu. Aber auch ohne Berücksichtung von Großaufträgen hätte es ein Plus von 2,3 Prozent gegeben, "was auf eine gute allgemeine Auftragslage in vielen Wirtschaftszweigen zurückgeht".

Skepsis überwiegt

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat das Jahr wegen der Coronavirus-Epidemie allerdings bereits abgeschrieben. "Die Industriekonjunktur dürfte auch im laufenden Jahr in der Rezession verharren und sich zu der längsten seit der Wiedervereinigung ausweiten", heißt es im aktuellen Quartalsbericht. "Nicht Brexit, nicht Trump, sondern das Coronavirus und seine weltweite Verbreitung haben derzeit den größten negativen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland."

Die Industrie schrumpfte schon vor dem Virus-Ausbruch sechs Quartale in Folge - vor allem wegen der schwächeren Weltkonjunktur, aber auch wegen der Probleme in der Autoindustrie.

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, es bleibe abzuwarten, "wie sich die neuen Risiken durch den Coronavirus auswirken".

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02:38

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Silberstreif oder Datenfehler?

Auch Wirtschaftsexperten warnen davor, sich von den Auftragsdaten blenden zu lassen. "Ein Silberstreif am Auftragshorizont, aber leider kein Zeichen für eine nun spürbare Konjunkturbelebung", sagte Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Erfreulich sei zwar, dass sich auch ohne Berücksichtigung der Großaufträge die Lage verbessert habe. "Doch wegen des Coronavirus sind weitere Störungen im Produktionsablauf und beim Auftragseingang vorgezeichnet", sagte der Volkswirt.

"Keine Schlüsse", so Ralph Solveen von der Commerzbank, "lassen sich aus den heutigen Zahlen auf den Effekt des Coronavirus ziehen. Wir gehen davon aus, dass dieser die Industrie ab dem Februar merklich belastet hat und gehen deshalb davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal trotz des guten Starts leicht geschrumpft ist."

Einen strukturellen Fehler bei der Datenermittlung vermutet Andreas Scheuerle von der Dekabank: "Letzten Monat berichtete das Statistische Bundesamt, dass Maschinenbauaufträge zu spät gemeldet wurden. Es erfolgte aber keine Revision. Ich bin überzeugt, dass diese im Januar verbucht wurden. Damit ist der Dezember unter- und der Januar überzeichnet."

Jens-Oliver von der Landesbank Baden-Württemberg ordnet die Zahlen des Bundesamtes in einen größeren zeitlichen Rahmen ein: "Vermutlich gab es hier einen Nachholeffekt aufgrund der Lage der Feiertage Ende vergangenen Jahres, der durch die übliche Saisonbereinigung nicht erfasst wurde. Unser damaliger Pessimismus war folglich nicht ganz berechtigt. Im Moment dürften Zahlen aus der Vor-Corona-Ära die Finanzmärkte aber vergleichsweise kalt lassen."

China bleibt die Nummer Eins

Das Reich der Mitte war im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden Waren im Wert von 205,7 Milliarden Euro zwischen beiden Staaten gehandelt.

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Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, die derzeit massiv unter den Folgen der Coronavirus-Epidemie leidet, ist seit 2015 das Land, aus dem die meisten Importe nach Deutschland kommen. Im vergangenen Jahr wurden Waren im Wert von 109,7 Milliarden Euro aus China eingeführt, das waren 3,4 Prozent mehr als 2018.

Zugleich ist China ein wichtiger Absatzmarkt für Waren "Made in Germany". Im vergangen Jahr lag das Exportvolumen bei 96 Milliarden Euro. Weiterhin angeführt wird das Ranking der wichtigsten Einzelmärkte für deutsche Exporteure von den USA, trotz aller handelspolitischen Störfeuer der US-Regierung unter Donald Trump. In die Vereinigten Staaten gingen Waren im Wert von 118,7 Milliarden Euro. Auf Platz zwei lag Frankreich mit 106,8 Milliarden Euro, gefolgt von China.

Frauen wirtschaftlich immer unabhängiger

Zur Beschäftigungssituation meldet das Statistische Bundesamt eine interessante Entwicklung: Erstmals sind drei von vier Frauen in Deutschland berufstätig: 76 Prozent der Frauen im Alter von 20 bis 64 Jahren waren erwerbstätig. Zehn Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 68 Prozent. Damit hat Deutschland nach Schweden (80 Prozent) und Litauen (77 Prozent) die dritthöchste Erwerbstätigenquote von Frauen in der Europäischen Union.

Fast die Hälfte der erwerbstätigen Frauen (47 Prozent) arbeitete allerdings in Teilzeit, bei den Männern war es nur knapp jeder elfte (9 Prozent). EU-weiter Spitzenreiter sind hier die Niederlande. Knapp drei Viertel der Frauen und knapp ein Viertel der Männer waren dort teilzeitbeschäftigt.

Mit der gestiegenen Erwerbstätigkeit wächst auch die finanziellen Unabhängigkeit der Frauen in Deutschland. Der Anteil derjenigen, die ihren Lebensunterhalt überwiegend selbst verdienen, stieg 2018 auf 68 Prozent (2008:59 Prozent). Bei Männern lag die Quote mit 81 Prozent deutlich höher.

dk/hb (dpa, rtr, epd, afp)

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