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Politik

Helmut Kohl wird in Speyer begraben

20. Juni 2017

Es heißt, der Wunsch Kohls, in Speyer begraben zu werde, zeige seine Verbundenheit mit der Stadt und ihrem Dom. Damit wird der Altkanzler nicht im Familiengrab in Ludwigshafen bestattet.

Direkt neben dem Adenauer-Park in Speyer liegt ein Friedhof, auf dem die Mitglieder des Domkapitels begraben sind. Hier wird auch Helmut Kohl seine letze Ruhestätte finden (Foto: picture-alliance/dpa/U. Anspach)
Direkt neben dem Adenauer-Park in Speyer liegt ein Friedhof, auf dem die Mitglieder des Domkapitels begraben sind. Hier wird auch Helmut Kohl seine letze Ruhestätte finden Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Altkanzler Helmut Kohl wird seine letzte Ruhestätte auf einem Friedhof in Speyer finden und nicht im Familiengrab in Ludwigshafen. Das entspreche Kohls Wunsch, sagte der langjährige Vertraute Kohls, Ex-"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin in Rücksprache mit der Witwe Maike Kohl-Richter. Nach dpa-Informationen verdichteten sich die Hinweise, dass der europäische Trauerakt in Straßburg und die geplante Totenmesse im Speyerer Dom am 1. Juli stattfinden werden.

Merkel, Macron, Juncker, Clinton und González

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" wollen bei dem Trauerakt im Europaparlament neben Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auch alte Weggefährten sprechen. Dem Bericht zufolge sind der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und der frühere spanische Ministerpräsident Felipe González als Redner vorgesehen. Beide waren Kohl über viele Jahre hinweg politisch verbunden.

21. September 2001: Helmut Kohl und der ehemalige Staatschef der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, vor dem Dom in Speyer Bild: picture-alliance/dpa

Diekmann sagte über die geplante Beerdigung Kohls auf dem Friedhof in Speyer: "Er hat dies gemeinsam mit seiner Frau im Spätsommer 2015 entschieden, als es gesundheitlich wieder einmal sehr kritisch um ihn stand." Die Entscheidung zeige die seit der Kindheit bestehende Verbundenheit des Altkanzlers und früheren CDU-Chefs mit Speyer und dem dortigen Dom. Kohl war am Freitag im Alter von 87 Jahren nach langer Krankheit in seinem Haus in Ludwigshafen gestorben.

Seine letzte Ruhestätte soll Kohl auf einem Friedhof finden, auf dem die Mitglieder des Domkapitels beigesetzt werden. Er befindet sich auf dem Gelände des alten Friedhofs der Stadt, nimmt aber nur einen Teil davon ein. Auf dem anderen Teil befindet sich der Konrad-Adenauer-Park. Diekmann sagte, Kohls Grab werde auf dem eigentlich abgetrennten Gelände des Domkapitels sein, aber vom Adenauer-Park aus öffentlich zugänglich sein. Seine erste Frau Hannelore, die sich 2001 das Leben nahm, wurde im Familiengrab der Kohls im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim beigesetzt.

"Letzter Weg als deutscher Europäer und europäischer Deutscher"

Die Spitze der Unionsfraktion stellte sich hinter die Pläne für einen europäischen Trauerakt. Dies sei eine "großartige Auszeichnung für Helmut Kohl", sagte Fraktionschef Volker Kauder. Er ergänzte: "Wir fühlen uns seinem Vermächtnis verpflichtet, uns um Europa zu kümmern." Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer, kündigte an, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) werde sich am Donnerstag zu Beginn der Plenarsitzung über den Ex-Kanzler äußern.

Das Familiengrab in Ludwigshafen, wo auch Kohls erste Frau Hannelore beigesetzt wurdeBild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung hatte sich eine vierköpfige Delegation aus Mitarbeitern des Bundespräsidialamtes und des Innenministeriums am Montag zu Gesprächen über die Trauermodalitäten im Wohnhaus Kohls in Ludwigshafen aufgehalten. Die Zeitung zitiert einen Vertrauten des Altkanzlers mit den Worten, es sei dessen Wunsch gewesen, "als deutscher Europäer und europäischer Deutscher seinen letzten Weg" zu machen.

Berlin bestätigt: Kein Staatsakt in Deutschland

Das Präsidialamt und das Ministerium bestätigten am Abend, dass es für Kohl keinen Staatsakt in Deutschland geben wird. Auf Wunsch der Witwe werde es nach dem geplanten Europäischen Trauerakt lediglich ein "staatliches Trauerzeremoniell" in der Bundesrepublik geben. Laut "Bild"-Zeitung hatte sich auch Kohl selbst gegen einen deutschen Staatsakt ausgesprochen. Eine Rolle habe dabei auch gespielt, wie die rot-grüne Nachfolge-Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder mit ihm umgegangen sei, zitiert die Zeitung den Vertrauten. Hintergrund sei die Affäre um vermeintlich gelöschte Akten des Kanzleramts ("Bundeslöschtage"). Dabei ging es um den Vorwurf der 1998 neugewählten rot-grünen Regierung, kurz vor der Amtsübergabe seien Unterlagen im Kanzleramt unrechtmäßig gelöscht worden. Unter Schröder war damals der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Kanzleramtschef.

sti/ww (afp, dpa, kna)

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