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Henkel wird ein Alternativer

Nina Werkhäuser14. Januar 2014

Einst war Hans-Olaf Henkel ein begeisterter Befürworter des Euro, nun lehnt er ihn ab. Deshalb ist der frühere Präsident des größten deutschen Industrieverbandes der eurokritischen Partei AfD beigetreten.

Neues Mitglied der Alternative für Deutschland: Hans-Olaf Henkel hält seinen Mitgliedsausweis hoch, Foto: imago/Jens Schicke
Bild: imago/Jens Schicke

Die eurokritische Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) hat ein prominentes Neumitglied gewonnen: Hans-Olaf Henkel, der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), will für die AfD Europawahlkampf machen. "Einstmals war ich ein enthusiastischer Befürworter des Euro, doch die Entwicklung der letzten Jahre hat mich zutiefst erschüttert", erklärte Henkel auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Parteivorsitzenden Bernd Lucke in Berlin. Der freute sich sichtlich über die Bekanntheit des neuen Mitstreiters und darüber, dass die Kritik am Euro nun auch von einem Vertreter der deutschen Industrie geteilt wird. "So einen Kronzeugen hatten wir bisher nicht", kommentierte Lucke.

Nicht gegen Europa, aber gegen den Euro

Vor dem blauen AfD-Schild mit der Aufschrift "Mut zur Wahrheit" holte Henkel zum Rundumschlag gegen den Euro aus. Das Grundprinzip, dass EU-Länder nicht für die Schulden anderer Mitglieder aufkommen, hätten Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Regierung außer Kraft gesetzt, bemängelte der frühere Top-Manager beim IT-Unternehmen IBM. Die Einheitswährung sei für die Krisenstaaten Südeuropas zu stark und für die deutsche Industrie zu schwach. Die AfD sei die einzige Partei, die diese Probleme offen anspreche und die "unaufhaltsame Zentralisierung" in Europa kritisiere.

Anders als in anderen Ländern herrsche in Deutschland bei diesem Thema "Selbstzensur", kritisierte der 73-Jährige, der bisher bei den Freien Wählern aktiv war und zuvor mit der FDP sympathisiert hatte. Die deutsche Gesellschaft habe "nicht die Reife", sich offen mit eurokritischen Positionen auseinanderzusetzen. Bei Gesprächen unter vier Augen habe er aber viel Zustimmung zum Programm der AfD erfahren, sagte Henkel, der als BDI-Präsident gerne nach allen Seiten ausgeteilt und sich damit einige Feinde in der Politik gemacht hatte.

Parteichef Lucke will seine Partei ins EU-Parlament führenBild: Reuters

Die AfD will ins Europaparlament

Bei der Bundestagswahl kam die erst im Februar 2013 gegründete AfD zwar auf Anhieb auf 4,7 Prozent der Stimmen, verpasste aber den Einzug in den Bundestag. Nun rechnet die Partei fest mit einem Einzug ins Europaparlament bei der Wahl im Mai - schließlich gehe es um ihr Kernthema, die Europapolitik. Außerdem gilt bei der Europawahl nur eine Hürde von drei Prozent. Bei der Aufstellung der Kandidatenliste wäre er gerne weit vorne mit dabei, sagte Henkel, etwa auf Listenplatz zwei oder drei hinter dem Vorsitzenden Lucke. Er hätte dann gute Chancen, ins Europaparlament einzuziehen.

Seine neue politische Heimat hat Henkel sich nach eigenem Bekunden vor seinem Beitrittsgesuch genau angeschaut. Die Partei war wegen rechtspopulistischer Äußerungen einzelner Mitglieder in die Kritik geraten. Von Rechtspopulismus habe er nichts bemerkt, so Henkel, vielmehr hätten ihn das überdurchschnittliche Bildungsniveau und die Diskussionskultur der Mitglieder beeindruckt. "Das sind keine politischen Hasardeure, das sind Ehrenfrauen und -männer", betonte er. Kurz darauf nahm der Vorsitzende Bernd Lucke zu seiner viel kritisierten Formulierung "Entartungen der Demokratie" Stellung. Auf diese Formulierung werde er künftig verzichten, erklärte Lucke. Denn durch die Diskussion über seine Wortwahl, die er nicht explizit zurücknahm, sei der Inhalt seiner Kritik "unterdrückt worden", beklagte der AfD-Vorsitzende.

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