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Co-Chefin der Linkspartei tritt zurück

20. April 2022

Unruhige Zeiten in der Partei Die Linke: Zu den schlechten Wahlergebnissen kam zuletzt ein Bericht über Sexismus hinzu. Nun schmeißt eine der beiden Vorsitzenden hin.

Deutschland Linkenchefin Susanne Hennig-Wellsow tritt zurück
Bild: JOHN MACDOUGALL/AFP

Die Co-Chefin der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, stellt laut einer Mitteilung auf ihrer Webseite ihr Amt "mit sofortiger Wirkung zur Verfügung". Die 44-Jährige begründete den Schritt unter anderem mit ihrer privaten Situation: Diese erlaube es nicht, "mit der Kraft und der Zeit für meine Partei da zu sein, wie es in der gegenwärtigen Lage nötig ist".

Ihr achtjähriger Sohn brauche sie. "Aber auch die Linke braucht in dieser Situation eine Vorsitzende, die mit allem, was sie hat, für die Partei da ist."

Linke in schwierigem Fahrwasser

In ihrer Begründung ging Hennig-Wellsow weiter auch auf die Lage der Linkspartei ein: Sie sprach von "einer der schwierigsten Phasen in der Geschichte unserer Partei" und mahnte Erneuerung mit "neuen Gesichtern" an. Im vergangenen Herbst hätte die Linke fast den Wiedereinzug in den Bundestag verpasst. Seitdem hat sie sich in den Umfragen nicht wieder erholt; im März flog die Linke darüber hinaus aus dem saarländischen Landtag.

Lange Gesichter: Parteichefin und Spitzenkandidatin Janine Wissler, Spitzenkandidat Dietmar Bartsch und die nun ausscheidende Co-Chefin Susanne Hennig-Wellsow am Abend der Bundestagswahl 2021Bild: Cathrin Mueller/REUTERS

Desweiteren beklagte Hennig-Wellsow "eklatante Defizite unserer Partei" beim Umgang mit Sexismus in den eigenen Reihen und bat Betroffene um Entschuldigung. Vor wenigen Tagen hatte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" über mutmaßliche Fälle sexualisierter Gewalt im hessischen Landesverband berichtet. In dem Bericht war die Rede von "mutmaßlichen Grenzüberschreitungen, Machtmissbrauch und einer toxischen Machokultur". Die Sprecherin der Jugendorganisation Linksjugend Solid, Sarah Dubiel, forderte eine "ganzheitliche Aufklärung" der Vorfälle sowie einen Fonds für Betroffene. Die Linkspartei selbst hatte eine innerparteiliche Aufarbeitung angekündigt - man nehme die Anschuldigungen "sehr ernst".

14 Monate im Amt

Hennig-Wellsow stand seit Februar 2021 gemeinsam mit Janine Wissler an der Spitze der Linkspartei. Ihr Bundestagsmandat will sie nach eigenen Angaben weiter ausüben. Vor ihrem Wechsel in die Bundespolitik saß sie 17 Jahre lang im Thüringer Landtag, seit 2014 führte sie die dortige Linksfraktion. In diesem Amt erlangte Hennig-Wellsow größere Bekanntheit, als sie im Februar 2020 dem damals mit AfD-Stimmen zum Ministerpräsidenten gewählten FDP-Politiker Thomas Kemmerich einen Blumenstrauß vor die Füße warf.

Nach dem Rücktritt Hennig-Wellsows will die Co-Vorsitzende Wissler die Partei bis auf Weiteres alleine weiterführen. Das teilte ein Sprecher nach einer Krisensitzung des Bundesvorstands mit. Wissler habe eine entsprechende Bitte des Vorstands angenommen.

ehl/kle/gri (dpa, afp)

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