1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Diess wird neuer Volkswagen-Chef

Dirk Kaufmann
11. April 2018

An diesem Donnerstag, einen Tag früher als geplant, tagte der Aufsichtsrat von Volkswagen. Dabei wurde - wie erwartet - der bisherige VW-Markenchef Herbert Diess zum Nachfolger von Konzernchef Matthias Müller bestimmt.

Japan VW-Markenchef Diess entschuldigt sich für Abgas-Manipulationen
Bild: Reuters/Y. Shino

Herbert Diess wird neuer Volkswagen-Chef. Er löst Matthias Müller an der Spitze des Wolfsburger Konzerns ab, teilte VW am Donnerstag nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Der bisherige Vorstandschef des Wolfsburger Autokonzerns, Matthias Müller, hatte vor wenigen Wochen in einem Interview gesagt, wie er sich die Führungsriege seines Unternehmens in absehbarer Zeit vorstellen würde. Offenbar ohne auf seine eigene Zukunft anzuspielen, sagte Müller, die werde jünger sein als die amtierende und weiblicher und internationaler. Dabei hat er aber etwas daneben gelegen. Denn sein Nachfolger Herbert Diess ist schon fast 60 und gehört der gleichen Generation an wie der nur viereinhalb Jahre ältere Müller. Und weiblich ist er augenscheinlich auch nicht.

Erfahrung in Spanien und England

Studiert hat der gebürtige Münchner Diess Maschinenbau an der Technischen Universität seiner Geburtsstadt. Mit einer Doktorarbeit auf dem Gebiet der Fertigungstechnik wurde Diess 1987 zum Dr. Ing. promoviert. Zunächst war er für den Stuttgarter Technik-Konzern Bosch (1989 - 1996) tätig, anschließend bis 2014 für die BMW AG.

Für Bosch verantwortete Diess Bau und Instandhaltung eines Werkes im spanischen Treto. Der Münchener Autobauer BMW schickte ihn für einige Zeit nach Birmingham und Oxford. 2003 kehrte er nach München zurück und saß von 2007 bis 2014 im BMW-Vorstand. Als er im Dezember 2014 bei der Suche nach einem Nachfolger des ausscheidenden Vorstandschefs Norbert Reithofer übergangen wurde und dem jetzigen BMW-Chef Harald Krüger den Vorzug lassen musste, verließ er BMW und heuerte beim niedersächsischen Autobauer VW an.

Chefwechsel: Kehren neue Besen besser?

01:10

This browser does not support the video element.

Ein bisschen verantwortungsbewusster

Diess gilt als umsichtiger und sparsamer Einkäufer und als besonders harter Verhandler, der in der Öffentlichkeit aber stets umgänglich und oft auch charmant auftritt. Das wäre jedenfalls ein deutlicher Kontrast zum jetzigen VW-Chef, der oft sehr ungeduldig ist und verschlossen wirkt. Müller setzte statt auf Charme eher auf Arroganz, um Fragen nach seinem Gehalt oder nach Einzelheiten beim Dieselbetrug ausweichen zu können.

Diess ist gerade in dieser Beziehung deutlich offener. Bei der Diesel-"thematik", so der lange verwendete Euphemismus von Matthias Müller, räumt dessen Nachfolger sogar eine gewisse Mitschuld ein: "Ich fühle mich da ein bisschen mitverantwortlich, weil man das schon vorab hätte sehen können", so Diess noch vor wenigen Wochen. Ein Seitenhieb auf Müller? 

Der E-Mobilität gehört die Zukunft

Neben seinen bereits unter Beweis gestellten Fähigkeiten als "Dealmaker", gilt Herbert Diess auch als der "Visionär" im Vorstand des Wolfsburger Autobauers. Wenn in der niedersächsischen Provinz etwas gesagt wurde zur Zukunft der Mobilität oder, etwas konkreter, zur Zukunft von VW in einer sich wandelnden Mobilitätsgesellschaft, war es oft Herbert Diess, der für VW sprach.

Interview mit Herbert Diess, Markenchef von VW (Mai 2017)

This browser does not support the audio element.

Der Chef der Kernmarke VW plädiert schon länger für ein konsequentes Engagement bei der E-Mobilität. "Die Mobilität in der Stadt funktioniert nur als Kombination aus öffentlichem Verkehr, Fahrrädern und dem Auto", hat Diess erst vor rund drei Wochen gegenüber der "Welt am Sonntag" gesagt und im gleichen Interview die Einführung von Exklusiv-Fahrspuren für E-Autos in deutschen Städten gefordert.

Diess' Interesse an der Elektromobilität ist schon älter als sein Arbeitsvertrag mit Volkswagen. Ab 2012 war er im Vorstand bei BMW verantwortlich für das Ressort "Entwicklung". Dort setze er sich erfolgreich für die Produktion eines Elektroautos ein. Seinen aktuellen Arbeitgeber Volkswagen will er auf diesem Weg weiter voran bringen.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen