1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Aldi-Gründer wird 85

Marcus Bösch13. März 2007

Er wird 85. Wahrscheinlich heute. Über den öffentlichkeitsscheuen Discount-Gründer Theo Albrecht dringt nahezu nichts nach außen. DW-WORLD sprach mit Aldi-Insider Dieter Brandes über den einmaligen Erfolg der Albrechts.

Theo Albrecht, fotografiert 1971. Es ist eins der ganz seltenen Bilder von ihm.
Theo Albrecht (1971): Einer der reichsten Männer der WeltBild: dpa

Der Mann bleibt ein Phantom. Es gibt kaum Fotos von ihm. Sein Geburtsort: Ein gut behütetes Geheimnis. Und sein Geburtstag? Wahrscheinlich der 13. März.1922 – die Biografen streiten. Theodor Paul Albrecht, kurz: Theo. Der gemeinsam mit seinem älteren Bruder Karl nach dem zweiten Weltkrieg den Lebensmittelladen seiner Mutter übernimmt. Und 1962 den ersten Albrecht-Discount gründet. Inzwischen gibt es rund 7800 Filialen weltweit – von Amerika über Augsburg bis Australien. Aldi – eines der größten Handelsunternehmen der Welt. Geschätzter Umsatz: 38,1 Milliarden Euro.

Kein Schnickschnack

Das Erfolgsgeheimnis? "Eigentlich ist es ganz einfach", sagt Dieter Brandes. Der langjährige Geschäftsführer und Aldi-Kenner hat mehrere Bücher über seinen ehemaligen Arbeitgeber geschrieben. Er saß gemeinsam mit Theo Albrecht im Verwaltungsrat, er kennt sich aus: "Wenn man irgendwo hingehen kann und beste Qualität bekommt und garantiert den niedrigsten Preis hat, warum soll man dann da nicht hingehen?" So schlicht und ergreifend lautet die Formel. Konsequent einfach. Kein Schnickschnack.

Fast alle Deutschen kaufen bei AldiBild: AP

"Andere denken, dass sie dafür einen großen Verwaltungsapparat aufbauen müssen. Dass sie eine Controlling-Abteilung brauchen und Unternehmensberater. Dies alles hat Aldi nicht", erklärt Brandes. Und trotzdem funktioniert es. 86,5 Prozent aller deutschen Haushalte kaufen bei dem Discounter mit dem A.

Weiter expandieren

Die Albrecht-Brüder werden reich. Und machen alles richtig. Keine Skandale, keine Korruption – zumindest wird nichts publik. Einzig die spektakuläre Entführung Theo Albrechts 1971 macht Schlagzeilen. Nach 17 Tagen und einer Zahlung von sieben Millionen Mark wird er freigelassen. Später wird er vor Gericht die steuerliche Absetzbarkeit der Lösegeldsumme als Sonderausgabe durchsetzen.

Egal wo auf der Welt - Einkäufe müssen vom Supermarkt nach Hause gebracht werdenBild: AP

Kompromissloses Sparen und weiter machen, weiter expandieren. Die Brüder starten bereits in den 1970-er Jahren ihre Auslandsexpansion. Sie teilen sich die Welt, genauso wie sie vorher Deutschland in Aldi Nord und Aldi Süd unterteilt haben. "Nicht an die Anpassung denken, sondern die Prinzipien wirklich eins zu eins übertragen" – mit diesem Credo reist Brandes für Albrecht nach Amerika.

Computer, Handys und Reisen

Während die Konkurrenz auf Dekoration und teure Markenprodukte setzt, bleiben sich die Albrecht-Brüder treu: Billige Holzregale und billige Preise. Als größte Veränderung gilt jahrelang die Einführung von Tiefkühltheken bevor Aldi Mitte der 1990-er-Jahre beginnt, auf temporäre Verkaufsaktionen zu setzen. Nach Computern und Handys kann man beim Discounter inzwischen auch Billig-Reisen erstehen.

"Da bin ich ein bisschen skeptisch, dass das nicht schon zu weit gegangen ist. Aber das Prinzip bei Aldi heißt ein beschränktes Sortiment des täglichen Bedarfs und inzwischen sind auch Reisen täglicher Bedarf", sagt Brandes. Seine Prognose für das Unternehmen? Sehr optimistisch: "Man kann auch nach China gehen. Also da ist genug zu tun in der Welt. Da ist eine unendliche Entwicklung in der Zukunft zu sehen." Einzig: Die Zukunft wird ohne die beiden Gründer stattfinden.

Der kann 100 werden

Karl (87) hat sich bereits vor einigen Jahren aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Auch Theo gibt mehr und mehr Verantwortung ab. Trotz eines geschätzten Privatvermögens von 17,5 Milliarden Euro und vermutlich mehr Freizeit als jemals zuvor, lebt er offenbar bescheiden und sparsam auf der Insel Föhr. Er spielt Golf und sammelt Schreibmaschinen. "Meine Vermutung: Er ist immer noch so gesund wie damals", sagt Brandes: "Wenn ich ihn da so vor mir sehe, da hab ich immer schon gedacht, das ist ein Mann der kann die Hundert erreichen."

Irgendwann gehörten auch Handys zum täglichen BedarfBild: dpa - Report
Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen