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Hertha trennt sich von Torwarttrainer Petry

Tobias Oelmaier
8. April 2021

Weil er sich in einem nicht genehmigten Zeitungsinterview irritierend zu Homosexualität und Migration geäußert hat, muss Hertha-Torwartrainer Zsolt Petry gehen. Der deutsche Lesben- und Schwulenverband findet das gut.

Fußball Hertha BSC | Torwarttrainer Zsolt Petry
Bild: Christian Schroedter/imago images

Fußball-Bundesligist Hertha BSC hat die Konsequenzen aus einem Zeitungsinterview von Torwarttrainer Zsolt Petry gezogen und sich von dem Ungarn getrennt. Petry hatte sich in der ungarischen Tageszeitung "Magyar Nemzet" migrationskritisch zu Wort gemeldet und irritierende Äußerungen in Bezug auf sexuelle Vielfalt getätigt. Nach Bekanntwerden des Inhalts am Montag hat sich die Geschäftsleitung gemäß einer Pressemitteilung des Vereins "nach intensiver Aufarbeitung und Beratung dazu entschlossen, Zsolt Petry mit sofortiger Wirkung freizustellen".

Petry hatte unter anderem seinen Landsmann Péter Gulácsi von RB Leipzig kritisiert, weil der sich für einen Verein engagiert, der unter anderem das Recht gleichgeschlechtlicher Paare auf Eheschließung unterstützt. 

Außerdem sprach er von "schrecklich vielen Kriminellen" unter den Migranten in Europa: "Ich verstehe gar nicht, wie Europa moralisch so tief sinken konnte wie jetzt. (...) Europa ist ein christlicher Kontinent, ich sehe den moralischen Niedergang nicht gerne, der den Kontinent niederfegt." In sozialen Medien hatten Hertha-Fans sowie weitere Personen den Verein zum Handeln aufgefordert. Am Dienstagmittag erfolgte dann die Reaktion.

Hertha steht für Offenheit

"Ich finde gut, dass Hertha BSC jetzt ganz klare Konsequenzen zieht", sagte Christian Rudolph, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD) und Ansprechparter für sexuelle geschlechtliche Vielfalt im Fußball, im Gespräch mit der DW. "Der Trainer scheint sich nicht mit den Werten des Vereins beschäftigt zu haben, denn Hertha BSC steht seit Jahren im Kampf gegen Homophobie und Transphobie und ich denke, die Entlassung unterstreicht das jetzt auch."

In der Tat verweist der Berliner Bundesligist in seiner Mitteilung darauf, dass die Hertha "die Charta der Vielfalt unterschrieben" habe und sich als Verein aktiv für Werte wie Vielfalt und Toleranz einsetze, "weil uns diese Werte wichtig sind. Dies findet sich in den Äußerungen von Zsolt Petry, die er als unser Mitarbeiter öffentlich getätigt hat, nicht wieder."

"Die Gespräche scheinen ergeben zu haben, dass er nicht ablässt von seiner Meinung", sagte Rudolph. "Es betrifft ja viele Ebenen, zu denen er sich geäußert hat." Solche Aussagen wie die von Petry würden nicht helfen, Coming Outs von aktiven männlichen Fußballprofis, von denen es in Deutschland noch keine gegeben habe, zu fördern. "Wir wünschen uns, dass diese möglich werden, da hilft es, wenn sich Vereine wie jetzt Hertha BSC so klar positionieren."

Seit 2015 in Diensten der Hertha: Petry (2.v.l.) mit den Torhütern Rune Jarstein (l.) und Alexander SchwolowBild: O. Behrendt/Contrast/imago images

Der 54-jährige Petry, Ex-Nationalspieler seines Landes, schreibt auf der Hertha-Homepage: "Ich möchte betonen, dass ich weder homophob noch menschenfeindlich bin. Meine Aussage zur Einwanderungspolitik bedauere ich sehr und möchte all die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen und die ich damit beleidigt habe, um Entschuldigung bitten." Auch Hertha-CEO Carsten Schmidt unterstrich, dass Petry "zu keiner Zeit homophob oder fremdenfeindlich agiert" habe. "Man erlebte ihn stets offen, tolerant und hilfsbereit." Dennoch "mussten wir letztlich feststellen, dass die getätigten Äußerungen insgesamt nicht den Werten von Hertha BSC entsprechen."
 

Korrektur: Entgegen unserer ursprünglichen Formulierung hat sich Zsolt  Petry in besagtem Interview nicht ausdrücklich homophob geäußert, sondern den ungarischen Nationalkeeper und RB-Leipzig-Torwart Péter Gulácsi dafür kritisiert, dass dieser sich für Homosexuelle, Transvestiten und Menschen sonstiger geschlechtlicher Identität einsetzt

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