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Katastrophe

Heuschrecken fressen Ostafrika kahl

23. Januar 2020

Die Länder Äthiopien, Somalia und Kenia leiden unter der schlimmsten Insektenplage seit Jahrzehnten. Die gefräßigen Schrecken könnten zu einem Totalausfall der anstehenden Ernte führen. Sie treffen auf schwache Gegner.

Heuschreckenplage in Ostafrika
Bild: picture alliance/dpa/AP/P. Ngugi

Die Behörden der betroffenen Länder sind mit dem Kampf gegen die gigantischen Heuschreckenschwärme überfordert. Sie seien weder auf die Dimension des Ausbruchs vorbereitet gewesen noch hätten sie effektive Gegenmittel zur Verfügung, sagte Jasper Mwesigwa vom Klimazentrum der ostafrikanischen Regionalgemeinschaft IGAD.

Der Ausbruch sei "von einer Dimension, die wir seit 25 Jahren, in einigen Regionen seit 70 Jahren nicht gesehen haben", erklärte Daniele Donati, stellvertretender Leiter der Abteilung für Notfälle bei der UN-Ernährungsorganisation (FAO). Allein ein Schwarm in Kenia sei mit Hunderten Millionen von Insekten 2400 Quadratkilometer groß - fast so groß wie das Saarland. Hinzu kämen zahlreiche große Schwärme in den anderen Ländern.

Ein einziger Quadratkilometer der Insekten könne an einem Tag so viel vertilgen wie zur Ernährung von 2500 Menschen nötig sei und bewege sich bis zu 150 Kilometer pro Tag vorwärts.

Nach Angaben der FAO sind für die unmittelbare Katastrophenhilfe und als Ausgleichszahlungen für die Bewohner der kahlgefressenen Regionen 70 Millionen US-Dollar erforderlich (umgerechnet 63 Millionen Euro).

Die Lebensbedingungen für die Wüstenheuschrecke sind in Ostafrika in diesem Jahr optimalBild: picture-alliance/dpa/FAO/ap/Isak Amin

"Ideale" Wetterbedingungen

Mitverantwortlich für die Notlage in der armen, von Dürren und Überschwemmungen betroffenen Region ist ein Wetterphänomen, das auch in Australien zu den verheerenden Bränden beigetragen hat: Der Indische-Ozean-Dipol. Diese natürlich vorkommende Schwankung der Wassertemperaturen hat Ostafrika viel Regen beschert. In der Region sind dem UN-Nothilfebüro (Ocha) zufolge 3,4 Millionen Menschen von Überschwemmungen betroffen.

Die Nässe hat sehr gute Bedingungen für die Wüstenheuschrecke geschaffen. Die Insekten können sich von der Vegetation optimal ernähren, die feuchte Erde ist ideal für die Reproduktion und die Winde unterstützen die Verbreitung der Heuschrecken.

Die Lage ist besonders schlimm, weil in Ostafrika ohnehin große Nahrungsmittelunsicherheit herrscht: Fast 25,5 Millionen Menschen haben dort Ocha zufolge derzeit nicht genug zu essen. Die meisten Menschen sind Kleinbauern oder Hirten, die stark vom Land abhängig sind. Hinzu kommen Konflikte wie etwa in Somalia, so die Miliz Al-Shabaab die Bevölkerung terrorisiert.

Dieser Baum ist nicht mehr grün - die Farbe erhält er durch die Heuschrecken, die ihn kahlgefressen habenBild: Getty Images/AFP/T. Karumba

Drohender Totalverlust bei der Ernte

Sollte der Ausbruch nicht unter Kontrolle gebracht werden, könne die Zahl der Heuschrecken bis Juni auf das 500-fache anwachsen, warnte FAO-Notfall-Koordinator Donati. Das ganze Ausmaß vorherzusagen sei schwierig. Heuschrecken richteten Schaden an "ähnlich wie Brände". Einige Felder können komplett verwüstet sein, andere bleiben unberührt.

Doch klar sei, dass ab März die Erntezeit in der Region beginne - und die Plage könne zu einem "hundertprozentigen Verlust" führen, wenn die Heuschrecken angreifen, während die Pflanzen noch jung seien, so IGAD-Experte Mwesigwa.

Auch für andere Länder gibt es Heuschreckenwarnungen. Besonders in Indien, dem Iran und Pakistan sowie in Ägypten, Eritrea, Saudi-Arabien, im Sudan und im Jemen sei eine vermehrte Fortpflanzung der Insekten beobachtet worden, heißt es bei der FAO.

mak/bri (dpa, rtr, ap, afp)