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Politik

Hilfe für Frauen - trotz Trump

Doris Pundy
2. März 2017

Er war gerade im Amt, da strich US-Präsident Donald Trump Hilfsgelder für die Familienplanung in Entwicklungsländern. In Brüssel traf sich eine Geberkonferenz, um die Lücke zu schließen. Das Motto heißt: "She Decides". 

Geberkonferenz "She Decides" in Brüssel
Bild: DW/D.Pundy

"Emilia wurde von ihrem Vater missbraucht, seit sie zehn Jahre alt war. Mit 13 sagte ihr dann ein Arzt, sie habe einen Tumor", erzählt Marta Royo, Direktorin der Organisation Profamilia aus Kolumbien. "Ihre Freunde klärten sie auf, dass ihr 'Tumor' ein Baby ist. Im einzigen Krankenhaus, in dem sie eine sichere Abtreibung hätte bekommen können, wurde sie aber abgewiesen", so Royo weiter. Nur Profamilia konnte ihr noch helfen. Doch die Finanzierung für dieses Hilfsprojekt reicht nur noch bis Ende des Jahres.

"She Decides": Kampagne soll Finanzlücke schließen

Marta Royo (r.) setzt sich in Kolumbien für sichere Abtreibungen ein.Bild: DW/D.Pundy

Eine Initiative von europäischen Ministern will jetzt grundsätzlich helfen. Sie veranstaltete in Brüssel unter dem Titel "She Decides" eine Geberkonferenz, um die finanzielle Zukunft von Einrichtungen wie "Profamilia" zu sichern. Denn nachdem Donald Trump die Mittel der US-Regierung dafür schlagartig gestrichen hat, klafft eine riesige Finanzlücke. 

Die niederländische Entwicklungsministerin Lilianne Ploumen sieht die Aktion des US-Präsidenten als Herausforderung. "Wir müssen die Mittel für die Programme auftreiben, die Familienplanung, Aufklärung, Fürsorge während und nach der Schwangerschaft sowie Zugang zu Abtreibungen anbieten", erklärt sie. "Das ist die rein ideologische Entscheidung eines Landes, die Millionen von Frauen ins dunkle Zeitalter zurückwirft", kritisiert Belgiens Entwicklungsminister Alexander De Croo. 

Die beiden Politiker werben zusammen mit ihren Kollegen aus Dänemark und Schweden sowie Vertretern aus 50 weiteren Ländern bei anderen Regierungen, Stiftungen oder privaten Gebern um Spenden. Gesammelt wird auch über eine "Crowdfunding"-Plattform im Internet. Gebraucht werden mindestens 600 Millionen Dollar bis zum Ende von Trumps Amtszeit im Jahr 2020 - der US-Anteil an den internationalen Programmen. 

Zahlungsstopp trifft nicht nur Abtreibungen 

Aus Mangel an Verhütungsmitteln lassen zahlreiche Frauen in Pakistan unsichere Abtreibungen durchführen.Bild: picture alliance/dpa/A.Katz

"Fünfzig Prozent aller Todesfälle von Müttern weltweit ereignen sich in Pakistan", sagt die Gynäkologin Fatima Tasneem. Sie arbeitet in ihrer Heimat für die Organisation "Marie Stopes International". "Wir haben ein Riesenproblem mit dem Zugang zu Verhütungsmitteln", sagt Tasneem. Deshalb komme es in Pakistan zu zahlreichen gefährlichen Abtreibungsversuchen. Viele Frauen sterben an diesen brutalen Eingriffen. 

Donald Trump ist nicht der erste republikanische Präsident, der Hilfsgelder an Entwicklungsorganisationen aussetzt, die Abtreibungen befürworten. Bereits Ronald Reagan sowie George Bush Senior und George W. Bush wandten das Gesetz an, das als "Global Gag Rule" bekannt ist. 

Kritiker befürchten allerdings, dass Trump dieses Mal noch viel weiter gehen könnte als seine republikanischen Vorgänger. Sie glauben, dass auch Gesundheitsprogramme in Entwicklungsländern betroffen sein könnten, die mit Familienplanung an sich nichts zu tun haben. Dazu gehören beispielsweise die allgemeine Gesundheitsvorsorge für Mütter und Babys, Ernährungsberatung sowie HIV-Aufklärung und Behandlung. 

"Keine Frau träumt von Abtreibung"

Die schwedische Ministerin Isabella Lövin stellte in Brüssel Zahlen der Weltgesundheitsorganisation aus der Amtszeit von George W. Bush vor. Sie zeigen, dass damals die Zahl der Abtreibungen sowie Todesfälle nach gefährlichen Abtreibungsversuchen in Entwicklungsländern tatsächlich deutlich zunahmen. "Wir müssen verhindern, dass sich so etwas wiederholt", sagt Lövin. 

Gastgeber Alexander De Croo will die Finanzlücke von 600 Millionen Dollar durch Spenden schließen.Bild: DW/D.Pundy

"Familien und Gemeinden sind erfolgreicher, wenn Frauen und Mädchen das Recht haben, selbst zu entscheiden", hält EU-Entwicklungskommissar Neven Mimica bei der Konferenz fest. Es sei eine politische Pflicht, sich für jene 225 Millionen Frauen in Entwicklungsländern einzusetzen, die keinen Zugang zu moderner Familienplanung haben.

"Ich habe noch nie ein Mädchen getroffen, dessen Traum es war, mit zwölf schwanger zu werden oder einen älteren Mann zu heiraten und mit ihm acht, neun Kinder zu haben", beschreibt Belgiens Entwicklungsminister Alexander De Croo den Konflikt vieler Frauen. "Ich kenne auch keine, die davon träumt abzutreiben", ergänzt die schwedische Ministerin. "Aber wenn Frauen die Möglichkeit haben, ihre Familie zu planen, können sie aktiver an Gesellschaft und Arbeitswelt teilnehmen. Damit bekämpfen wir auch die Armut."

Finanzierung noch nicht gesichert

Die niederländische Entwicklungsministerin Lilianne Ploumen auf der Geberkonferenz Bild: DW/D.Pundy

Am Ende des Treffens in Brüssel waren 181 Millionen Euro gesammelt und die Veranstalter zufrieden. Neben den vier Organisatoren sagten unter anderem Kanada, Finnland, Norwegen und Luxemburg Gelder zu. "Nicht alle Regierungen und Spender können binnen drei Wochen Mittel frei machen", räumt die niederländische Ministerin Ploumen ein. Manche Länder bräuchten schlichtweg mehr Zeit. Sie hofft also auf weitere Zusagen, vor allem auch aus den großen Nachbarländern wie Deutschland und Frankreich. 

Trumps Dekret hat "She Decides" ins Leben gerufen und damit eine neue Bewegung ausgelöst, erklärt der belgische Gastgeber am Ende. Das sei nur ein Anfang, denn der größte Teil der Arbeit liege noch vor den Initiatoren: "Wenn wir den Frauen wirklich helfen wollen, müssen wir jetzt weitermachen."

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