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Hilfen für Gaza kommen nur langsam

23. Oktober 2023

Zwei Wochen lang hatte Israel den Gazastreifen rigoros abgeriegelt. Am vergangenen Wochenende durften wieder erste Hilfskonvois von Ägypten aus in das palästinensische Gebiet fahren. Was wir über die Lieferungen wissen.

Ägypten Grenzübergang Rafah | Hilfgüter Werden in den Gazastreifen gebracht
Ein LKW bringt Hilfsgüter aus Ägypten in den GazastreifenBild: Ahmed Gomaa/Xinhua/IMAGO

Wie viele LKW kamen bisher in den Gazastreifen?

Übereinstimmenden Berichten von Hilfsorganisationen und Nachrichtenagenturen zufolge sind am vergangenen Wochenende insgesamt 34 Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen angekommen: 20 LKW-Ladungen am Samstag und 14 am Sonntag. Einzelne Quellen berichten leicht abweichende Zahlen.

Nach Angaben des ägyptischen Roten Halbmonds sollten an diesem Montag weitere 40 LKW über den Grenzübergang Rafah rollen. Bei Veröffentlichung dieses Artikels hatte eine Sprecherin des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) die Ankunft von lediglich 20 Lastwagen bestätigt.

Zwei Wochen lang hatte Israel die Grenzen des palästinensischen Gebiets mit mehr als zwei Millionen Einwohnern nach dem großangelegten Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober vollkommen blockiert. Die militant-islamistische Hamas regiert seit 2007 den Gazastreifen und wird insbesondere von westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft.

Was beinhalten die Hilfslieferungen?

Israel hat ausschließlich der Lieferung von Trinkwasser, Nahrungsmitteln sowie Medikamenten und anderen Medizinprodukten zugestimmt. Israelische Sicherheitskräfte kontrollieren den Inhalt der Lastwagen in einer Transitzone. Insbesondere soll so verhindert werden, dass weitere Waffen sowie Waren, die zum Bau von Waffen geeignet sind, in den Gazastreifen gelangen. Israel will insbesondere verhindern, dass die Hamas von den Hilfslieferungen profitiert.

Rund 100 LKW-Ladungen pro Tag wären laut Hilfsorganisationen nötig, um den Grundbedarf der Menschen im Gazastreifen zu decken, bisher waren es 54 LKW in drei TagenBild: Ahmed Gomaa/Xinhua/IMAGO

Was wird benötigt?

Nach Schätzungen von Hilfsorganisationen müssten täglich rund 100 LKW-Ladungen nach Gaza gelangen, um den Grundbedarf der Zivilbevölkerung dort zu decken. Neben den genannten Waren fordern sie zudem, dass auch Treibstoff in den Gazastreifen geliefert wird. Der werde insbesondere benötigt, um Stromgeneratoren für den Betrieb von Krankenhäusern und die Wasserversorgung in Gang zu halten. Das einzige Großkraftwerk des palästinensischen Gebiets wurde bereits wenige Tage nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel heruntergefahren.

Verschiedene Medien berichten, dass zudem das Trinkwasser knapp werde. Menschen würden teils Meerwasser oder anderes nicht zum Trinken geeignetes Wasser zu sich nehmen - mit ernsten Folgen für die Gesundheit. Die US-amerikanische Nachrichtenagentur AP berichtet, dass etwa ein Viertel der Krankenhäuser im Gazastreifen den Betrieb einstellen musste - teils wegen Kriegsschäden, teils, weil ihnen der Kraftstoff für die Notaggregate fehle. Am Montag warnte die UNRWA, dass ihre Treibstoffvorräte nur noch für drei Tage reichten.

Wird auch Treibstoff nach Gaza geliefert?

Am Sonntag berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP, dass sechs Tanklaster mit Kraftstoff den Grenzübergang Rafah passiert hätten. Andere unabhängige Quellen gibt es dazu jedoch nicht. Lediglich ein palästinensischer Sprecher habe den Sachverhalt bestätigt.

Laut "The Times of Israel" haben israelische Stellen die Meldung dementiert.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und die israelische Behörde für die palästinensischen Gebiete COGAT bestätigten hingegen, dass Kraftstoff aus UN-Depots in Krankenhäuser gebracht worden sei. Dies stimmt mit einem Bericht der Nachrichtenagentur AP überein, laut dem sieben Tanklastwagen mit Treibstoff aus einem UN-Depot im Gazastreifen befüllt worden seien.

Laut AFP kamen diese Tanklaster aus Ägypten in den Gazastreifen, Israel dementiert dasBild: Mohammed Abed/AFP/Getty Images

Wie viel Hilfe steht bereit?

Seit Tagen stehen Hilfslieferungen am Grenzübergang Rafah bereit. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hat nach eigenen Angaben fast 1000 Tonnen Lebensmittel an die Grenze nach Gaza gebracht. Daneben haben zahlreiche Staaten Hilfsgüter Richtung Gaza geschickt. Russland kündigte vergangene Woche die Lieferung von 27 Tonnen Lebensmitteln an. Indien hat laut Medienberichten 6,5 Tonnen medizinisches Equipment sowie 32 Tonnen Katastrophenhilfsgüter gespendet. Aber auch mehrere arabische Länder, die Türkei und Ruanda haben Hilfsgüter für die Palästinenser nach Ägypten geliefert.

Die Europäische Union stellt 75 Millionen Euro zur humanitären Hilfe für den Gazastreifen bereit und will eine Luftbrücke einrichten, um die Zivilisten dort zu unterstützen. Auch aus Deutschland und Dänemark, die ihre Entwicklungshilfen für die palästinensischen Gebiete nach dem Terrorangriff am 7. Oktober eingestellt hatten, kommt Geld: Dänemark hat am Montag bekanntgegeben, knapp sieben Millionen Euro bereitstellen zu wollen. Die Bundesregierung hat ihre Soforthilfe kürzlich auf insgesamt 123 Millionen Euro aufgestockt. Die USA sagten vergangene Woche 100 Millionen US-Dollar zu (rund 94 Millionen Euro).

Wie geht es mit den Hilfslieferungen weiter?

Hilfsorganisationen drängen auf kontinuierliche Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Genau darauf, sagte US-Präsident Joe Biden nach einem Telefonat mit Netanjahu, habe er sich mit dem israelischen Premier verständigt. Gleichzeitig hatte Biden am Wochenende gewarnt, dass die ersten Lieferungen als Test anzusehen seien. Sollte sich herausstellen, dass die Hamas Hilfsgüter für sich abzweigt, würde dem schnell wieder ein Ende gesetzt.

Jan D. Walter Jan ist Redakteur und Reporter der deutschen Redaktion für internationale Politik und Gesellschaft.
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