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6. Dezember 2006

In keinem anderen Land der Welt werden so viele Verbrechen gegen Frauen begangen wie in Indien. Und das, obwohl Indien laut einem UN-Bericht zu den Staaten gehört, die die meisten Gesetze zum Schutz von Frauen haben.

Indische Frauen balancieren über eine Mauer
Eine Gratwanderung: obwohl gleichberechtig, sind indische Frauen stark benachteiligtBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Mann und Frau sind in der indischen Verfassung zwar gleichgestellt, doch im Alltag gelten die Regeln der patriarchalischen Gesellschaft. Und das heißt: Vater, Bruder oder Ehemann legen die Regeln fest, wenn nötig, mit Gewalt.

Das Schweigen der Männer

Das Tabuthema „häusliche Gewalt“ rückt erst langsam ins Licht der Öffentlichkeit, nicht zuletzt durch Fernsehspots, die von praktisch allen Sendern Indiens ausgestrahlt wurden. Mit Texten wie "Es gibt nichts, wofür Du Dich schämen musst. Die Gesellschaft muss sich schämen, dass sie darüber schweigt." wurde erstmals ein Bewusstsein für Frauenrechte geschaffen.

Praktische Hilfe bekommen Frauen durch verschiedene Projekte. In Schutzhäusern, wie dem Frauenhaus der „All India Women Conference“ (AIWC), dürfen die Frauen drei Jahre wohnen, wenn sie keine Bleibe mehr haben – wenn sie ihren prügelnden Mann verlassen haben oder von ihrer Familie keine Unterstützung mehr bekommen. In dieser Zeit können sie zur Schule gehen oder einen Kunsthandwerkskurs besuchen.

Selbstvertrauen und Selbstverteitigung

In einem anderen Projekt organisieren AIWC zusammen mit der Polizei von Neu Delhi Selbstverteidigungskurse für Studentinnen des örtlichen Colleges. Vorbildlich ist auch die eigene Spezialeinheit der Polizei von Neu Delhi, die nur für weibliche Opfer zuständig ist. Täglich gehen hier mehr als 200 Anrufe ein, rund um die Uhr.

Doch aufgeklärt werden nur die wenigsten aktenkundigen Fälle häuslicher Gewalt. Zwar gibt es ein Gesetz gegen häusliche Gewalt, doch erachtet die indische Gesellschaft Gewalt gegen Frauen nicht wirklich als Straftat. Der Hauptfaktor für die Gewalt gegen Frauen ist die (eigene) Unterschätzung ihres Wertes und ihrer Fähigkeiten. Damit sich etwas ändert, muss ein anderes Frauenbild vermittelt werden, und zwar von klein auf, in Kindergarten und Schule. So gibt es immer mehr gemischte Schulen, in denen Jungen frühzeitig lernen, dass Mädchen ihnen gleichgestellt sind.

Autorinnen: Smita Deb Mishra und Melanie Matthäus

Redaktion: Peter Koppen

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