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Hip-Hop der Sehnsucht

Tareq al-Arab © qantara.de17. Januar 2005

Seine Mutter ist Libanesin, sein Vater Ägypter - er selbst lebt in Frankreich. Kein Wunder also, dass die Musik von Clotaire K ein wilder Stilmix ist. Er verbindet traditionelle arabische Musik mit Hip-Hop-Sounds.

Clotaire K rappt von Einheit und dem guten, alten Beirut

Ohne Unterbrechung und - je nach Song - auf Französisch, Arabisch oder Englisch rappt Clotaire K über die Bühne. Mal wütend, trotzig und schnell wie eine Maschinengewehrsalve, mal langsam, düster und eindringlich. Clotaire K spielt Songs aus seinem Debutalbum "Lebanese" im Rahmen eines Festivals, dass sich "Streetmusic Arabe" nennt. Allerdings sieht niemand im Publikum danach aus, als käme er "von der Straße".

Clotaire K sorgt immer wieder für musikalische Ekstase - die ist ihm extrem wichtig. Seine gekonnte Mischung aus Hip-Hop-Beats, melodischen arabischen Refrains und gesampelten Bruchstücken traditioneller, arabischer Vokal- und Instrumentalmusik spricht das Publikum an.

Traum von der intakten Welt

Wo Clotaire K wirklich zuhause ist, ist nicht leicht zu sagen. Er ist der Sohn einer libanesischen Mutter und eines ägyptischen Vaters - eines Philosophielehrers -, der aber in Südfrankreich geboren wurde. Eine Weile lang hat er in den USA gelebt. Er hat viel Zeit im Libanon verbracht und tut es noch immer. Seltsamerweise ist seine Musik in Frankreich kaum populär, hingegen am meisten erfolgreich bei Jugendlichen im Nahen Osten, in Großbritannien und in Deutschland.

Clotaire Ks Texte haben eine ähnlich große Bedeutung wie seine Musik. Aus ihnen spricht eine Sehnsucht nach dem "alten, unschuldigen Beirut", nach einer Welt, die einst vollkommen und intakt war, aber nach dem Krieg zu zerfallen begann.

Sprache des Mittelmeers

In seinem Lied "Maqam" spricht Clotaire K von "nur einer Sprache, einer Sprache des Mittelmeers. Einer Sprache der Künstler" - eine Metapher für Einheit?

"Ja, es geht um etwas Verbindendes", erklärt er. "Ich sage: Am Mittelmeer gibt es nur eine Sprache, die Stimme der Sängerinnen des Nahen Ostens. Noch heute hört man Sängerinnen wie Oum Kalthoum, Fairouz oder andere im Radio. Die Leute mögen sie noch immer. Kinder verstehen ihre Texte. Großväter und Großmütter verstehen sie. Es ist gut, dass eine Kunstform alle vereinen kann. Hier im Westen gibt es niemand, in dem sich alle wiedererkennen können."

Party ja, Botschaft nein

Trotz seiner Liebe zur traditionellen arabischen Musik wählte Clotaire K als musikalische Ausdrucksform den Hip-Hop. Weil sich dabei, wie er sagt, tanzen und "Party machen" lässt. Und weil der Hip-Hop ideal sei für "die Botschaft".

Ist seine Musik also im traditionell politischen Sinne von Hip-Hop zu verstehen, ein Vehikel für Sozialkritik? Clotaire K winkt ab. "Meine Musik ist egoistisch. Ich mache sie für mich, um die Dinge zu hören, die ich sonst nicht höre, in Bezug auf Musik und Text."

"Eigentlich bin ich ein Scheißkünstler"



Ihm sei allerdings aufgefallen, dass die Jugendlichen im Nahen Osten anscheinend hören wollen, was er zu sagen hat. Sie würden sich in seinen Texten wiedererkennen. "Das ist eine gute Belohnung, ein schönes Geschenk."

Clotaire K liebt den Gedanken, dass einige Musikproduzenten sich endlich aufraffen und auf die Suche machen nach den "richtigen Künstlern", um endlich wieder "großartige Musik" zu machen. Richtige Künstler wie Clotaire K?

"Ich bin kein großer Künstler arabischer Musik. Im gewissen Sinne bin ich ein Scheißkünstler. Das ist keine pure Musik. Ich mache Bastardmusik. Aber wenn meine Musik irgendetwas bei diesen Leuten bewirken kann, dann wäre das immerhin etwas. Davon träume ich."

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