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Reise

Historienspektakel bei Jena und Auerstedt

14. Oktober 2016

Vor 210 Jahren hat Napoleon bei Jena das preußische Heer vernichtend geschlagen. Hunderte Geschichtsfans stellen die Schlacht am Wochenende nach. Manche nehmen dafür einen tagelangen Fußmarsch auf sich.

Deutschland Thüringen - Historienfans pilgern auf historisches Schlachtfeld
Bild: picture-alliance/dpa/M. Schutt

Mit blauem Uniformrock, weißer Weste und Zweispitz auf dem Kopf wie einst Napoleons Infanteristen marschieren Oliver Schmidt alias Sans-Souci und Maximilian Koch alias Pas-Perdu durch Thüringen. Sie sind Historienfans und wollen am Originalschauplatz mit vielen anderen gemeinsam die berühmte Schlacht von Jena und Auerstedt nachstellen.

Die Männer fallen auf. "Kommt ihr nicht ein paar Jahre zu spät?", ruft ein Anwohner und lacht. Ein Junge fragt: "Als was habt ihr euch denn verkleidet?" Er erkundigt sich nach der Echtheit des Gewehres, das er kurz halten darf. "Nein, die Muskete schießt nicht", versichert ihm Schmidt.

Mit 700 bis 800 Darstellern rechnet die Arbeitsgemeinschaft Jena 1806, die das Programm zum 210. Jahrestag der Schlacht organisiert. Die meisten seien einfache Infanteristen, sagt Sprecherin Claudia Behnke. Doch auch Kanonendonner und Pferdegetrappel werden auf dem Schlachtfeld von einst erschallen. Die Teilnehmer kommen laut Behnke nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus anderen Ländern wie Frankreich, Belgien, Italien und Polen. Feldherr Napoleon wird von Mark Schneider aus den USA verkörpert.

Bild: AP

Neben der Schlacht bekommen Besucher Einblicke in das einstige Lagerleben der Soldaten, und es wird der Zehntausenden gedacht, die damals im Feld ihr Leben ließen.

"Auf den ersten Blick mag das kriegsverherrlichend aussehen", erklärt Behnke. "Für uns ist das völkerverbindend." Denn über die Jahre seien zwischen den Teilnehmern verschiedener Länder Freundschaften entstanden. Das bestätigen auch die zwei Hobby-Infanteristen auf dem Weg nach Jena. Ihm gehe es weniger um die Schlacht an sich, als um das drumherum, erzählt Koch. "Das ist ein Abenteuer, ein Spiel, bei dem anders als einst alle gewinnen", ergänzt Schmidt.

Bild: picture-alliance/dpa/M. Schutt

Die Uniformen und Ausrüstung sind originalgetreu denen von einst nachempfunden. Doch die Männer wissen, dass ihre Erlebnisse anders sind als die der französischen Soldaten damals. "Uns fehlt - zum Glück - die Todesgefahr", erklärt Schmidt. "Und wir haben genug zu essen und zu trinken sowie nette, freundliche Kommandeure." Dennoch biete die Teilnahme an einem solchen Historienspektakel außergewöhnliche Erlebnisse. Und die ziehen sie schon seit vielen Jahren in den Bann.

Am 14. Oktober 1806 standen bei Jena und Auerstedt 100.000 Franzosen unter der Führung von Napoleon zum Kampf bereit gegen rund 110.000 Preußen und Sachsen. Die Schlacht soll mehrere Stunden lang gedauert haben. Über 30.000 Soldaten, so schätzen Forscher, sind gefallen oder starben an den Folgen ihrer Kriegsverletzungen. 

Andreas Hummel/is/ks (dpa)