1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hitze im Jahr 2023: Mehr als 47.000 Tote in Europa

13. August 2024

In Europa sind einer Studie zufolge im Vorjahr schätzungsweise 47.690 Menschen an den Folgen von Hitze gestorben. Das geht aus einer Studie des Barcelona Institute for Global Health hervor.

Ein Junge lässt das kühle Wasser eines Brunnens über seinen Kopf laufen
Dieser Junge sucht im Sommer 2023 Abkühlung an einem Brunnen in RomBild: Guglielmo Mangiapane/REUTERS

Die Veröffentlichung in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" kommt zu dem Ergebnis, dass 2023 in Europa das Jahr mit den zweitmeisten Hitzetoten des vergangenen Jahrzehnts war. Lediglich 2022 habe die geschätzte Zahl mit mehr als 60.000 Todesopfern noch höher gelegen. Die Studienautoren betonen, bei der Zahl der Todesopfer handele es sich um eine Schätzung. Das vergangene Jahr war zugleich das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die internationale Forschungsgruppe weist darauf hin, dass in Europa anscheinend auch eine Anpassung an die Hitze stattgefunden hat.

Das Forscherteam verwendete für die Modellierungsstudie Mortalitätsdaten des Europäischen Statistikamtes (Eurostat) über 96 Millionen Todesfälle, um die hitzebedingte Sterblichkeitslast für 823 Regionen in 35 europäischen Ländern zu schätzen. Mehr als die Hälfte der registrierten Hitzetoten ereignete sich demnach während der Hitzewellen zwischen Mitte Juli und August 2023. In dieser Zeit wurden unter anderem am 18. Juli auf Sizilien 44 Grad Celsius gemessen, in Griechenland wüteten Waldbrände, die mehrere Todesopfer forderten.

Unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl stellte die Forschungsgruppe fest, dass die Länder mit den höchsten hitzebedingten Sterberaten in Südeuropa liegen: So belegen Griechenland mit 393 Todesfällen pro eine Million Einwohner und Bulgarien mit 229 Todesfällen bei der gleichen Bezugsgröße die beiden ersten Plätze. Es folgen Italien (209) und Spanien (175). In Deutschland lag diese Rate im Vorjahr bei 76 Todesfällen pro eine Million Einwohner.

Rekordverdächtige Hitze: Ein Thermometer in Athen zeigt 44 Grad CelsiusBild: Louisa Gouliamaki/REUTERS

Frauen und ältere Menschen besonders gefährdet

In absoluten Zahlen schätzt die Forschungsgruppe die Zahl der Hitzetoten für 2023 auf knapp 12.750 in Italien, gefolgt von 8.352 in Spanien und 6.376 in Deutschland. Hierzulande starben dabei - wie in fast allen untersuchten Ländern - deutlich mehr Frauen als Männer an den Folgen hoher Temperaturen. Für diese sind zudem vor allem ältere Menschen anfällig.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte für 2023 in Deutschland eine Zahl von 3200 Hitzetoten ermittelt. Die Zahlen des RKI und des Barcelona-Teams differierten schon für 2022. Dazu hatte ein RKI-Experte erläutert, dass der Unterschied unter anderem mit unterschiedlichen Definitionen von "Hitze" zu tun habe.

Das Team um Elisa Gallo aus Barcelona modellierte nun auch die Auswirkungen der hitzebedingten Sterblichkeit ohne Klimaanpassungsmaßnahmen. Dazu gehören zum Beispiel Verbesserungen in den Bereichen Gesundheitsversorgung, sozialer Schutz und Lebensstil, Fortschritte bei der Gesundheit am Arbeitsplatz und bei den baulichen Gegebenheiten, ein stärkeres Risikobewusstsein und wirksamere Kommunikations- und Frühwarnstrategien.

Effektive Klimaanpassung mindert Sterblichkeit

Wie das Forschungsteam schätzt, könnte die hitzebedingte Sterblichkeit 2023 in der Allgemeinbevölkerung ohne diese Maßnahmen wahrscheinlich um 80 Prozent und in der Bevölkerungsgruppe ab 80 Jahren um über 100 Prozent höher liegen. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass es in diesem Jahrhundert gesellschaftliche Anpassungsprozesse an die hohen Temperaturen gegeben hat, die die hitzebedingte Anfälligkeit und die Sterblichkeitslast der letzten Sommer drastisch reduziert haben, insbesondere bei älteren Menschen", schreibt die Erstautorin Gallo.

Hitzerekorde in Europa

01:58

This browser does not support the video element.

Laut Gallo gibt es zudem Anzeichen, dass die Europäer neuerdings "weniger hitzeanfällig sind als zu Beginn des Jahrhunderts". Dies sei wahrscheinlich auf den allgemeinen sozioökonomischen Fortschritt, die Verbesserung des individuellen Verhaltens und Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens wie die nach dem Rekordsommer 2003 durchgeführten Pläne zur Hitzeprävention zurückzuführen.

Die Autoren betonen ferner, aufgrund der menschengemachten Klimaerwärmung sei mit einer höheren Zahl an Hitzeopfern zu rechnen. Daher seien "weitere wirksame Strategien" nötig, um die Zahl der Todesopfer in Folge von Hitze künftig zu senken.

kle/se (dpa, afp)