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HIV am gefährlichsten für junge Frauen

Theresa Krinninger
22. November 2016

Die HIV-Epidemie könnte bis 2030 überwunden sein. Entscheidend ist, ob sich mehr junge Frauen vor dem Virus schützen können. Bis jetzt machen sie in großen Teilen Afrikas noch 90 Prozent der Neuansteckungen aus.

Aids-Wandbild in Soweto (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Beginnen wir mit der guten Nachricht: Gut eine Woche vor dem Welt-Aids-Tag am 1. Dezember melden die UN Erfolge gegen die Immunschwächekrankheit. Laut UNAIDS - dem gemeinsamen Programm der Vereinten Nationen zur Reduzierung von HIV/Aids - wird fast jeder Zweite der insgesamt 36,7 Millionen Infizierten therapiert. Das sind rund drei Millionen Menschen mehr als vor zwei Jahren. Allein im ersten Halbjahr 2016 kamen eine Million therapierte Menschen hinzu. Kurzum: Mehr Menschen denn je werden mit lebensverlängernden Medikamenten behandelt.

Laut UNAIDS-Chef Michel Sidibé waren die Möglichkeiten zur Verhinderung und zur Behandlung von HIV niemals größer als heute. Und dennoch bleibt die Epidemie für Millionen Afrikaner ein schleichendes Todesurteil. In Afrika, südlich der Sahara, lebten 2015 mehr als 25 Millionen Menschen mit dem Virus. Davon starben im selben Jahr knapp eine halbe Million.

Auch deshalb braucht es eine neue Herangehensweise: Mit dem "Lebenszyklen-Ansatz" will UNAIDS fortan die Epidemie noch zielgerichteter bekämpfen und die Lebensumstände verschiedener Altersgruppen besser berücksichtigen.

Kinder mit HIV

Weltweit übertragen inzwischen weniger als 30 Prozent der infizierten Mütter das Virus an ihre Neugeborenen - vorausgesetzt sie nehmen antiretrovirale Medikamente. Falls sie das Virus doch weitergeben - 2015 gab es 15.000 neuinfizierte Kinder - dann meist über die Muttermilch. Problematisch bleibt: Es gibt zu wenig HIV-Tests für Schwangere. In nur vier der 21 Schwerpunktländer in Afrika konnten Mütter ihre Neugeborene testen lassen. Hier will UNAIDS ansetzen und mehr Tests für Schwangere und Neugeborene, Therapien für Babys sowie frühzeitige Diagnosen ermöglichen.

HIV-Tests für Schwangere sind noch zu wenig verbreitetBild: Imago/ZumaPress

Junge Frauen, alte Männer

Sie gehören zur Risikogruppe Nummer eins: junge Frauen zwischen 15 und 24 Jahren. Vergangenes Jahr steckten sich weltweit etwa 7500 Frauen pro Woche mit dem Virus an. Im südlichen Afrika machen die 15 bis 19-jährigen Mädchen 90 Prozent der neuen Ansteckungen aus. Warum? Neuere Daten aus Südafrika zeigen, dass sich dort viele junge Frauen bei älteren Männern mit HIV infizieren. Betroffene Männer stecken sich dagegen erst später im Leben an.

Hier will das UNAIDS-Hilfswerk den Kreislauf durchbrechen: Neben den herkömmlichen Methoden wie Aufklärung über Safer Sex erwähnt der Bericht Prophylaxe-Medikamente (PrEp) speziell für diese Risikogruppe. Bei regelmäßiger Einnahme sei das Medikament sehr effektiv. Dazu seien aber weitere Studien nötig.

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Erwachsene und Hochrisikogruppen

Ein weiterer Dämpfer: Seit mehr als fünf Jahren haben sich die HIV-Neuinfektionen bei Erwachsenen nicht verringert. Die Problemregionen liegen hier in West- und Zentralafrika. Im weltweiten Vergleich sterben dort etwa 30 Prozent der Infizierten an den Folgekrankheiten.

Und es betrifft vor allem die Männer - denn die wissen laut UNAIDS-Bericht seltener über ihre Infektion Bescheid als Frauen. In KwaZulu-Natal in Südafrika kannten nur 26 Prozent der Männer ihren HIV-Status; und nur fünf Prozent der Männer nahmen Medikamente ein.

Besonders gefährdet bleiben Menschen der sogenannten "Hochrisikogruppe": Bei Drogenabhängigen und Männern, die mit anderen Männern Sex haben, nehmen Neuinfektionen weiter zu. Auch bei Sexarbeitern und Transsexuellen stellte sich kein Infektions-Rückgang ein. 2014 traten 45 Prozent der globalen HIV-Infektionen in dieser Gruppe auf.

Mit HIV alt werden

Fakt ist jedoch, dass Menschen mit HIV heute deutlich länger leben. 2015 waren 17 Prozent der Erwachsenen mit HIV-Infektion über 50 Jahre alt. In Industrieländern waren es 31 Prozent. Eine Folge neuer, verbesserter Therapieformen. Dank ihnen können Menschen mit HIV-Infektion weit über sechzig Jahre alt werden. UNAIDS schätzt, dass die Altersgruppe 50-plus künftig sogar um 47 Prozent wächst.

Ihre Probleme liegen wiederum woanders: Jahrelang nahmen sie Medikamente ein, die starke Nebenwirkungen erzeugten. Oder sie entwickelten über die Jahre Resistenzen gegen die Therapie. Und häufig leiden sie an Begleiterkrankungen wie Tuberkulose und Hepatitis C. Der Bericht fordert deshalb auch, mehr Forschung und Investitionen in einfachere und bekömmlichere HIV-Therapien zu stecken. Zudem sei die Erfahrung von Älteren im Umgang mit HIV wichtig für Forschung und Beratung.

Lesotho: Unter dem Motto "Kenne deinen Status" testet eine mobile Krankenstation Passanten auf HIVBild: picture-alliance/AP Photo/D. Farrell

Ende in Sicht?

Trotz der enormen Herausforderungen könnte laut Sidibé das Ziel erreicht werden, bis 2020 rund 30 Millionen Infizierten eine geeignete Therapie zu ermöglichen. Die Ausweitung der Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten sorge dafür, dass immer mehr Infizierte ein höheres Lebensalter erreichen. 2015 seien 5,8 Millionen Infizierte älter als 50 Jahre gewesen. Es bestünden gute Aussichten, dass es bis 2020 rund 8,5 Millionen sein könnten. Ganz nach dem Motto: Noch ist Aids nicht vorbei, aber bald.

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