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HMPV: Was wir über den Ausbruch in China wissen sollten

8. Januar 2025

Der Ausbruch des humanen Metapneumovirus in China weckt Sorgen vor einer großen Ansteckungswelle. Doch kein Grund zur Panik: Die meisten Menschen haben sich wahrscheinlich schon einmal im Leben mit HMPV infiziert.

Menschen in China tragen Masken
In China haben sich viele Menschen mit HMPV infiziertBild: kyodo/dpa/picture alliance

Berichten zufolge sind die HMPV-Fälle unter jungen Menschen in den nördlichen Teilen Chinas in den letzten Wochen stark angestiegen. Auch Infektionen mit Rhinoviren, die als Hauptgründe für Erkältungen gelten, haben zugenommen.

In Indien bestätigte das Gesundheitsministerium zwei Fälle von HMPV im Bundesstaat Karnataka. Gleichzeitig erklärte die Behörde in ihrer Pressemitteilung, HMPV sei auf der ganzen Welt verbreitet und es gebe in Indien keinen "ungewöhnlichen Anstieg" von Grippe- oder schweren Atemwegserkrankungen.

Keine Sorgen vor HPMV-Pandemie 

Bei dem aktuell grassierenden HMP-Virus handelt es sich um einen bekannten und relativ gut erforschten Erreger. Er wurde 2001 von einer Forschergruppe in den Niederlanden entdeckt. Vermutlich zirkuliert das Virus bereits seit Jahrhunderten unter Menschen. Epidemiologen befürchten daher auch eher keinen größeren Gesundheitsnotstand.

"Die erhöhte Anzahl an Krankheitsfälle ist wahrscheinlich ein normaler saisonaler Anstieg im Winter. Die gemeldete hohen Zahlen bei Kindern spiegelt auch wider, was wir über dieses Virus wissen: Es ist eine häufige Ursache für Atemwegserkrankungen in diesem Alter", erklärt Jacqueline Stephens, Epidemiologin an der Flinders University in Australien.

Der HMPV-Ausbruch in China unterscheide sich deutlich von der Corona-Pandemie, die von einem völlig neuen Virustyp ausgelöst wurde, gegen den es keinen Immunschutz gab, ergänzt ihre Kollegin, die Virologin Jill Carr, ebenfalls von der Flinders University.

Was sind die typischen Symptome bei HMPV?

HMPV verursacht Infektionen der oberen und unteren Atemwege, deren Symptome denen von RSV (Respiratorisches Synzytialvirus) ähneln. Zu den Symptomen können Husten, Fieber und verstopfte Nasengänge gehören, die häufig auch durch andere Viren verursacht werden. In leichten Fällen kann dies die Diagnose erschweren. In schwereren Fällen kann es zu einer Lungenentzündung oder Bronchitis kommen.

Wie andere Atemwegserkrankungen ist auch HMPV ansteckend. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfchen in der Luft, die beim Husten oder Niesen einer infizierten Person ausgestoßen werden, sowie durch den Kontakt mit kontaminierten Oberflächen oder durch Hautkontakt.

Für Kleinkinder und ältere Menschen ist die Gefahr, schwer zu erkranken, am größten.

HMPV verursacht typische Erkältungssymptome Bild: Photoshot

HMPV und RSV: Viren, die sich ähneln

HMPV stammt aus der gleichen Virusfamilie wie das Respiratorische Synzytialvirus RSV, das ebenfalls kurzzeitige Infektionen verursacht. Beide Viren treten vor allem in den kälteren Monaten auf, die Infektionsrate kann saisonal epidemische Ausmaße annehmen.

Bis eine Forschungsgruppe unter niederländischer Leitung im Jahr 2001 bei 28 niederländischen Kindern erstmals HMPV feststellte, wurden die Fälle aufgrund der sehr ähnlichen Symptome häufig als RSV-Infektionen fehldiagnostiziert.

"Wir fanden heraus, dass alle Kinder im Alter von über fünf Jahren Antikörper gegen dieses [HMPV]-Virus hatten", berichtet Albert Osterhaus im Gespräch mit der DW. Er arbeitete damals in Abteilung für Virologie an der Erasmus Medical University in Rotterdam und leitete die niederländische Studie. Inzwischen haben Osterhaus, jetzt Virologe an der deutschen Tierärztlichen Hochschule Hannover, und seine Kollegen festgestellt, dass das HMPV seit Hunderten von Jahren unter Menschen zirkuliert.

Im Gegensatz zum Coronavirus und zur Influenza scheint das HMPV relativ stabil zu sein. Das bedeutet: Das Virus mutiert seltener und es gibt weniger Reinfektionen, wenn die Immunität nachlässt.

"Das Influenzavirus ist wirklich der Meister der Mutation", so Osterhaus. Anders dagegen die RS- und HMP-Viren. "Wir haben uns RSV- und HMPV-Viren von vor 10 bis 15 Jahren angesehen und ein paar Veränderungen festgestellt, aber keine großen", berichtet er.

Ein RS-Virus unter dem Elektronenmikroskop Bild: CDC via AP/picture alliance

Gibt es eine Behandlung oder einen Impfstoff für HMPV?

Derzeit gibt es keine Behandlung oder einen Impfstoff für HMPV. Zu den Vorbeugungsmaßnahmen gehören eine gute Hygiene, die Vermeidung von Kontakt mit infizierten Personen und Maßnahmen wie das Tragen von Masken. Wer infiziert ist, sollte zu Hause bleiben, um andere nicht anzustecken.

Ein geeigneter Impfstoff gegen HMPV muss erst noch entwickelt werden. Das wird laut Osterhaus vermutlich durch die Forschung zu RSV-Impfstoffen geschehen. Von denen wisse man bereits, wie man sie herstellen kann. "Sie werden bei älteren Menschen und schwangeren Frauen eingesetzt werden und man versucht, auch für Kleinkinder passende Impfstoffe zu produzieren."

Da HMPV dem RS-Virus sehr ähnlich ist, geht der Virologe davon aus, "dass die Unternehmen, die an der Entwicklung eines RSV-Impfstoffs arbeiten, als nächstes HMPV-Impfstoffe entwickeln werden." Ein solcher Impfstoff, so prognostiziert Osterhaus, werde vermutlich in den kommenden Jahren zur Verfügung stehen.

Redaktion: Fred Schwaller

Adaption aus dem Englischen: Jeannette Cwienk

Quellen:

A newly discovered human pneumovirus isolated from young children with respiratory tract disease

About Human Metapneumovirus

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