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Hobbits gegen Harry

14. Dezember 2001

Auf diesen Tag haben unzählige Tolkien-Fans weltweit sehnsüchtig gewartet. In London hatte mit dem Film "Die Gefährten" der erste Teil der Trilogie "Der Herr der Ringe" Premiere.

Filmszene aus dem "Herrn der Ringe"Bild: AP

Der Fantasy-Boom in den Kinos hält an. Nachdem die Abenteuer von J.K. Rowlings Harry Potter in nur 24 Tagen 240 Millionen Dollar in die Kassen der Produktionsfirma gespült haben, soll nun die Verfilmung von J.R.R. Tolkiens Trilogie "Der Herr der Ringe" die Kassen der Kinobetreiber klingeln lassen. Für Christopher Lee, der in "Der Herr der Ringe" den bösen Zauberer Saruman verkörpert, sind die Filme aber nicht miteinander zu vergleichen: "Ich sehe keinen Konkurrenzkampf, weil das zwei völlig unterschiedliche Filme sind", sagt er. "Harry Potter ist ein Kinderfilm. Der Herr der Ringe ist nichts für Kinder - viel zu grausam."

In jeder Hinsicht eine große Herausforderung

Und tatsächlich enthält das Drama um den Hobbit Frodo, der einen Unheil stiftenden Zauberring vernichten soll, viele dramatische Schlachtszenen. Dafür wurden eigens 6.000 Pferde und ein ganzes Armeebataillon an den neuseeländischen Drehort geschafft. Für Liv Tyler, die 24jährige Darstellerin der Elbenprinzessin Arwen, bedeutete die lange Drehzeit in der Abgeschiedenheit Neuseelands eine besondere Herausforderung: "Als New Yorkerin hatte ich weder Bezug zur Natur noch zur Einsamkeit. Ich musste lernen, stark zu sein und mich gegen Panikattacken zu wehren." Auch der Elijah Wood, 20jähriger Hauptdarsteller des Films, zeigt sich von der eineinhalbjährigen Drehzeit nachhaltig beeindruckt. Gemeinsam mit den anderen acht Hauptdarstellern habe er sich im Andenken an die gemeinsamen Dreharbeiten das Zeichen "Neun" in der von J.R.R. Tolkien erfundenen Sprache "Elbisch" eintätowieren lassen, berichtet der Darsteller des Hobbit Frodo Baggins vor der Filmpremiere.

Der Mythos und der Film

Zum Kreis der Hauptdarsteller zählt auch der englische Shakespeare-Schauspieler Sir Ian McKellen (er spielt den Zauberer Gandalf), der Sean Connery vorgezogen wurde. Für McKellen ist der Film nicht einfach ein Erwachsenen-Märchen. "Tolkien wollte einen Mythos schaffen", sagt der 69-Jährige. "Und wer weiß - eine Geschichte über eine multikulturelle Gruppe, die aufbricht, um alles Böse in der Welt zu besiegen, ist im Moment vielleicht genau das, was wir alle brauchen." Allerdings machte Drehbuchautor und Regisseur Peter Jackson bereits deutlich, dass er keinesfalls eine Parabel zu den Terroranschlägen vom 11. September produzieren wollte. "Der Film war am 11. September schon komplett fertig", sagte der Filmemacher in London. Er reagierte damit auf Medienberichte, die so weit gingen, den von Christopher Lee dargestellten Zauberer Saruman mit dem Terroristen Osama bin Laden zu vergleichen.

Jenseits der sich bereits ausbreitenden "Herr der Ringe"-Euphorie gibt es auch skeptische Stimmen. So sagte der Sohn des 1973 verstorbenen J.R.R. Tolkien, Christopher Tolkien, die 600 Millionen Mark teuere Verfilmung werde den Büchern seines Vaters nicht gerecht. Noch negativer fiel das Urteil des Tolkien-Biographen Michael White aus. Er vermutete, der Oxford-Professor wäre vermutlich gegen den neuen Film gewesen: "Er hasste alles, was mit Hollywood zu tun hat." Ab dem 19. Dezember können sich auch deutsche Kinobesucher ein Bild davon machen, ob das filmische Epos vom Kampf zwischen Gut und Böse in der Fantasie-Welt Mittelerde der Romanvorlage gerecht wird. Die Verfilmungen der Teile zwei und drei der Trilogie, "Die Zwei Türme" und "Die Rückkehr des Königs", sollen im Dezember 2002 und 2003 in die Kinos kommen.(es)