Eine Science-Fiction-Satire eröffnet die Filmfestspiele Venedig. Einer von 21 Wettbewerbsfilmen, die in diesem Jahr um den Goldenen Löwen wetteifern. Jane Fonda und Robert Redford werden für ihr Lebenswerk geehrt.
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Hollywood-Glanz: Die Internationalen Filmfestspiele Venedig
Zwei Goldene Löwen stehen schon fest: Hollywood-Stars Jane Fonda und Robert Redford werden 2017 für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Auf dem roten Teppich ließ sich zur Eröffnung eine Menge Prominenz blicken.
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Feierliche Rolle
US-Schauspieler Matt Damon scheint sich des besonderen Augenblicks bewusst zu sein. Er spielt die Hauptrolle in dem Kinofilm "Downsizing", dem Eröffnungsfilm der 74. Internationalen Filmfestspiele. Eine große Ehre für jeden Schauspieler. Hier betritt er das Festivalgebäude am Lido zusammen mit seiner Frau Luciana Barroso.
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Gute Aussichten
Hollywood-Schauspielerin Annette Bening hat derzeit wenig Zeit für die Society-Fotografen. In diesem Jahr ist sie Vorsitzende der Wettbewerbsjury. Zusammen mit ihren Kollegen entscheidet die US-Amerikanerin über die diesjährigen Preisträger der Goldenen Löwen. Bei der Eröffnung der Filmfestspiele (30.08.2017) posiert sie kurz auf dem roten Teppich.
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Autogrammjäger
Mit den klassischen Autogrammen geben sich die Fans am roten Teppich längst nicht mehr zufrieden. Ein Selfie mit dem bewunderten Hollywood-Star ist die Belohnung für stundenlanges Warten. Für US-Schauspielerin Annette Bening wird das zu einem unfreiwilligen Bad in der Menge.
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Streitbare Frauen
Auch Jury-Kollegin Anna Mouglalis wird den Marathon beim Sichten der Wettbewerbsfilme mitmachen. Die Jury ist in diesem Jahr hochkarätig besetzt, unter anderen mit Regisseur Edgar Wright und der Schauspielerin Rebecca Hall. Am Ende steht die glanzvolle Verleihung der Goldenen Löwen - nach einer Menge harter Arbeit.
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Posen für die Fotografen
Die Rollenverteilung für weibliche Stars ist am roten Teppich eher klassisch: sexy für die Fotografenmeute posieren. Denn von den 21 Wettbewerbsfilmen in diesem Jahrgang stammt gerade mal einer von einer Frau. Die chinesische Regisseurin Vivian Qu präsentiert ihre Kinoproduktion "Angels Wear White" am Lido.
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Haute Couture
Welches Kleid zum berühmten Gang über den "Red Carpet" zur Schau getragen wird, ist eines der wichtigsten Geheimnisse der großen Filmfestivals - und wird in Cannes, Berlin und auch hier in Venedig erst unmittelbar vor der Eröffnung gelüftet. Schauspielerin Rebecca Hall erregt am Lido mit ihrem futuristisch anmutenden Abendkleid viel Aufmerksamkeit.
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Die Jury
Hier stimmt der Frauenanteil auf jeden Fall: die Jury kann sich auf starke Wettbewerbsbeiträge in diesem Jahr freuen. US-Schauspieler George Clooney, inzwischen Vater von Zwillingen, ist als Regisseur mit einer Kriminalkomödie im Rennen um den Goldenen Löwen. Der chinesische Künstler und Aktivist Ai Weiwei ist mit einen Dokumentarfilm über das Flüchtlingsdrama dabei.
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Matt Damon einmal ganz klein. In dem Eröffnungsfilm von US-Regisseur Alexander Payne schrumpft der Star auf Daumengröße. "Downsizing" wirft einen Blick in die nahe Zukunft. Um dem Problem der weltweiten Überbevölkerung zu Leibe zu rücken, sind Wissenschaftler auf eine radikale Idee gekommen: Sie schrumpfen die Menschen.
Das Ehepaar Safranek, gespielt von Damon und Filmpartnerin Kristen Wiig, lässt sich auf das Spiel ein. Das wissenschaftliche Experiment wird schließlich mit viel Geld gefördert - den Menschen soll es einen besseren Lebensstil ermöglichen. Dass das Spiel mit der menschlichen Größe aber nicht ganz unkompliziert verläuft, ist absehbar. Paynes satirischer Film, der das Festival in Venedig an diesem Mittwoch eröffnet, soll dem Publikum gleich zu Beginn Unterhaltung und Denkstoff im Doppelpack mit auf den Weg geben.
Venedig-Einsatz als Oscar-Probelauf
21 Filme bewerben sich in diesem Jahr um den Goldenen Löwen. Paynes Beitrag ist dabei einer von sieben, die mit amerikanischen Produktionsgeldern entstanden sind. Das älteste Festival der Welt hatte in den vergangenen Jahrzehnten nicht ganz so stark auf US-Produktionen gesetzt.
Doch eine aktuelle Entwicklung aus den letzten Jahren hat den Hollywood-Produzenten wohl zu denken gegeben: Venedig erweist sich immer mehr als gutes Startpodium für die bevorstehende Oscar-Saison. Einige Filme, die bei dem Festival an der Lagune in den letzten Jahren liefen, konnten ein halbes Jahr später in Los Angeles Oscars abräumen. Zuletzt hatte das Musical "La La Land" das Festival in Venedig eröffnet und anschließend weltweit für Aufsehen gesorgt. Und deshalb dürften sich in diesem Jahr auch Regisseure wie George Clooney, Darren Aronofsky, Guillermo del Toro und Paul Schrader, deren neue Filme in Venedig in den kommenden Tagen Weltpremiere feiern, Hoffnungen machen.
Blitzlichtgewitter garantiert
Die Regisseure bringen natürlich ihre Stars mit nach Italien, und so wird der Auftritt von Schauspielern wie Matt Damon, Juliane Moore oder Jennifer Lawrence beim obligatorischen Schaulaufen am Lido natürlich für die übliche Aufregung und das Blitzlichtgewitter der Fotografen zu Wasser und zu Lande sorgen.
All diese jungen und jüngeren Hollywood-Stars werden dabei in Venedig auf zwei amerikanische Filmlegenden treffen: Jane Fonda und Robert Redford. Die beiden erhalten einen Ehren-Löwen fürs Lebenswerk, gleichzeitig wird ihr neuer gemeinsamer Film "Ritesh Batra - Our Souls at Night" vorgestellt.
Starke französische und italienische Beteiligung
Doch Venedig wäre nicht Venedig, wenn nicht auch das europäische und das asiatische Kino große Namen zur diesjährigen Wettbewerbsauswahl beisteuern würden. Frankreich schickt mit Xavier Legrand, Robert Guédiguian und Abdellatif Kechiche gleich drei Regisseure ins Löwenrennen. Vor allem Kechiches Film "Mektoub, My Love" wird mit großer Spannung erwartet, hatte der tunesischstämmige Regisseur 2013 in Cannes mit seinem Wunderwerk "Blau ist eine warme Farbe" doch die Filmwelt verzaubert und die Goldene Palme gewonnen.
Auch Gastgeber Italien schickt gleich mehrere Regisseure zur Film-Mostra. Hier wird vor allem das neue Werk von Paolo Virzi "The Leisure Seeker" zu den Favoriten gezählt, denn der Regisseur ist einer der einfallreichsten seines Landes. Innovativ ist die Einladung von Dokumentarfilmen in den Wettbewerb eines großen Festivals zwar inzwischen nicht mehr, doch dass der chinesische Künstler Ai Weiwei mit seiner Dokumentation "Human Flow" über die weltweite Flüchtlingskrise den Sprung in die Venedig-Konkurrenz geschafft hat, sorgte im Vorfeld des Festivals bereits für einiges Aufsehen.
Viele deutsche Co-Produktionen in allen Reihen
In "Human Flow" steckt auch deutsches Geld, ebenso wie im Film des israelischen Regisseurs Samuel Maoz "Foxtrot", einer Familiengeschichte, die von den Wirren der israelischen Tagespolitik erzählt, ein Drama um Schuld und Trauer. Die weitreichenden Produktionsaktivitäten deutscher Firmen sind zumindest ein kleiner Trost für die Filmnation Deutschland, die in diesem Jahr keinen Regisseur im Wettbewerb hat. Filme aus Japan, China und Australien vervollständigen die Löwen-Konkurrenz, die am 9. September mit der Preisverleihung endet. Jurypräsidentin ist in diesem Jahr die amerikanische Schauspielerin Annette Bening.
Deutsche Co-Produktionen finden sich darüber hinaus auch in den Nebenreihen des Festivals. Besonders stolz sein darf der junge Regisseur Rick Ostermann, der auch mit seinem zweiten Spielfilm "Krieg" den Sprung in die Venedig-Sektion "Orizzonti" geschafft hat. Ostermann erzählt in der Fernsehproduktion "Krieg", prominent besetzt mit Ullrich Matthes und Barbara Auer, von einem Ehepaar, das aus der Bahn geworfen wird, weil der Sohn bei einem Auslandseinsatz der Bundeswehr zu Tode kommt. Schon Ostermanns Debüt, das Nachkriegsdrama "Wolfskinder", hatte vor vier Jahren in Venedig Premiere gefeiert.
Aus- und Rückblick in die Kinogeschichte
In der Reihe "Venice International Film Critics‘ Week" läuft der Abschlussfilm der DFFB (Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin)-Absolventin Katharina Wyss "Sarah Joue un Loup-Garou" sowie das Langfilmdebüt von Helena Wittmann "Drift".
Auch internationale Regiestars wie Stephen Frears, Abel Ferrara oder Takeshi Kitano zeigen ihre neuen Werke in diesem Jahr nicht im Wettbewerb, sondern in Nebenreihen. Schließlich runden die Sektionen "Venice Virtual Reality", die in eine mögliche Zukunft des Kinos blickt, sowie die renommierten "Venice Classics", die mit hochwertig restaurierten Klassikern aufwartet, das in diesem Jahr besonders vielversprechende Festivalprogramm von Venedig ab.
Mehr zum Festival in Venedig auch in unserer aktuellen Ausgabe von KINO.
In unserer Bildergalerie zeigen wir Ihnen Filme, die vor der magischen Kulisse von Venedig gedreht wurden.
Die magischen Filmkulissen von Venedig
Zum 74. Mal dient Venedig als prächtige Kulisse für die 1932 begründeten Filmfestspiele. Doch die "Königin der Adria" ist nicht nur Bühne für den Glamour der Branche, sondern auch Schauplatz zahlreicher Filme.
Bild: Imago/ZUMA Press
Ein Flop in Venedig
Johnny Depp und Angelina Jolie, angeleitet vom Oscar-prämierten deutschen Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck: Was sollte 2010 bei "The Tourist" schon schiefgehen? Nun, die Kritiken waren vernichtend, die Darsteller uninspiriert, der Plot oberflächlich, und vom Regisseur hat man seit seinem US-Debüt wenig gehört. Da konnte dann selbst die beeindruckende Kulisse Venedigs nichts mehr retten.
Bild: picture-alliance/dpa/proctpress/LaPresse
007 erfindet sich neu
Deutlich erfolgreicher gestaltete sich ein anderes Debüt: Daniel Craigs erster Auftritt als Geheimagent James Bond leitete eine Zeitenwende in der 007-Reihe ein. Craig gab den Agenten als harten Kämpfer, dem es ziemlich egal ist, ob der Martini gerührt oder geschüttelt serviert wird. Nur bei Vesper, der Liebe seines Lebens, wurde er schwach - und da bot sich Venedig als Kulisse natürlich an.
Bild: Imago/ZUMA Press
Horror in Reinform
Es muss nicht immer Krimi sein. Venedig war auch Drehort eines Horror-Klassikers. Donald Sutherland spielte 1973 in "Wenn die Gondeln Trauer tragen" den Restaurator John, dessen Tochter im Gartenteich ertrinkt. In Venedig treffen er und seine Frau auf zwei Schwestern mit seherischen Fähigkeiten. John ist das Mysteriöse suspekt - ein Fehler, wie er am Ende des Films schmerzlich feststellen muss.
Bild: Imago/United Archives
Thomas Mann und die Obsession
In der Filmadaption der 1911 veröffentlichten Novelle "Tod in Venedig" von Thomas Mann hofft ein Komponist in der Krise auf Venedig als Muse. Stattdessen begegnet er einem Knaben, dessen Schönheit ihn zunächst zu neuen Kompositionen inspiriert. Nur entwickelt sich daraus eine Obsession, die der Komponist nicht zu überwinden imstande ist.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Flucht in ein neues Leben
Als Rosalba (Licia Maglietta) auf der Rückreise aus dem Urlaub von ihrem Mann an einer Raststätte vergessen wird, nutzt sie die Gelegenheit für einen Abstecher nach Venedig - und bleibt. Im Kellner Fernando (Bruno Ganz) findet sie eine verwandte Seele. Die leichte Komödie "Brot und Tulpen" zeichnet den Ausbruch aus der Routine des Alltags nach und zeigt Venedig mal aus einer anderen Perspektive.
Bild: picture-alliance/KPA
Stadt der Bücher
Noch ein Beleg, dass die Literatur an Venedigs Ruf als Filmstadt ihren Anteil hat: Die deutsche Produktion "Herr der Diebe" von 2006 basiert auf dem Jugendroman der deutschen Autorin Cornelia Funke. Darin flüchten die Brüder Bo und Prosper nach dem Tod ihrer Mutter nach Venedig, um ihrer Tante und deren Mann zu entkommen. Wieder einmal ist Venedig an einem Wendepunkt des Lebens das erklärte Ziel.
Bild: picture-alliance/kpa
Shakespeares zwischen Geld und Liebe
William Shakespeare lieferte mit seinem Theaterstück "Der Kaufmann von Venedig" die Vorlage zur gleichnamigen Verfilmung, in der sich Joseph Fiennes (im Bild) als venezianischer Kaufmann Antonio Geld leihen muss, um sich das Werben um die junge Adelige Portia leisten zu können. Zur Seite stehen ihm neben der beeindruckenden Umgebung die Schauspielgrößen Al Pacino und Jeremy Irons.